Spion der Liebe
abend irgendein gesellschaftliches Ereignis in der Botschaft statt?«
Damien wechselte einen kurzen Blick mit Emma, die vielsagend und belustigt lächelte, ehe er sich wieder zu seinem Neffen wandte. »Ein paar Generalkonsuln kommen zu einer musikalischen Soiree, außerdem einige portugiesische Regierungsbeamte und Regimentsoffiziere, natürlich mit Ehefrauen. Möchtest du uns beehren?«
»O ja«, antwortete Beau und verspeiste den Schinken. »Serena war noch nie auf einem Ball. Also habe ich ihr einen versprochen. Hier in der Botschaft.« Er griff wieder nach seiner Gabel und spießte ein Stück Räucherfisch auf.
»Hoffentlich hast du gute Musiker engagiert.«
»Wer spielt denn heute abend, Emma?«
»Dein Lieblingsorchester mit der virtuosen kleinen Geigerin. Ein zehnjähriges Wunderkind«, erklärte sie Beau.
»Wie nett«, meinte er und rührte Zucker in seinen Kaffee. »Aber ich brauche Tanzmusik. Wäre das möglich?«
»Gewiß, dieses Orchester hat ein sehr großes Repertoire. Gib uns eine Liste deiner musikalischen Wünsche.«
»Die Auswahl überlasse ich dir, liebste Emma. Übrigens, Damien – heute abend werde ich die Brooks-Wette verlieren. Wenn Monty die schöne Miss Gambetta umwirbt, kann er die fünftausend Pfund sicher gut gebrauchen.«
»Also wirklich …« Seinem Onkel fehlten die Worte. Immer wieder hatten zahlreiche Damen versucht, den Jungen zum Verlust seiner Wette zu animieren – ohne Erfolg.
Lässig zuckte Beau die Achseln. »Serena fürchtet sich vor einem Aufritt in der vornehmen Gesellschaft. Deshalb werde ich mit ihr tanzen – damit sie sich etwas sicherer fühlt.«
»Wie nett von dir«, meinte Emma und beschloß, Damien gnadenlos zu hänseln.
»Könntest du Serena als deine Verwandte vorstellen, Emma?« bat Beau und nahm einen Schluck Kaffee. »Sie ist schrecklich nervös und glaubt, man würde sie verachten, wenn man sie für meine – eh – Freundin hält.«
»Vielleicht bin ich tatsächlich mit ihr verwandt. Vor einigen Jahren hat die Tante meines Stiefvaters einen Blythe geheiratet.«
»Wunderbar!« rief Beau zufrieden. »Wir kommen schon etwas früher und trinken was miteinander, bevor die langweiligen, steifen Diplomaten erscheinen.« Dann erzählte er von den Diamanten, die er soeben gekauft hatte, und fragte Emma, wie er Serena veranlassen sollte, das Geschenk anzunehmen. »Im Gegensatz zu anderen Damen ist sie da nämlich sehr empfindlich.«
»Offenbar interessiert sie sich nicht für dein Geld«, bemerkte Damien ironisch.
»Sieht so aus«, gab Beau seufzend zu. »Ich befinde mich in einer völlig neuen Situation. Was müßte ich denn nach deiner Meinung tun, Emma?«
»Sag ihr, ich würde auch meine Diamanten tragen, und es wäre besser, wenn sie sich den Gepflogenheiten anpaßt. Obwohl ihre Schönheit keinen Schmuck nötig hat.«
Kurz nachdem Beau gegangen war, schrieb Damien einen Brief an Sinjin und informierte ihn über die neueste Affäre seines Sohnes.
»Vielleicht interessiert es dich, daß er heute abend tanzen möchte.« In knappen Worten beschrieb er Serenas Schönheit, ihre Herkunft, ihre ungewöhnliche Bildung, ihren Charme und ihre ausgezeichneten Manieren. Dann schilderte er ihr schweres Schicksal während der letzten Jahre. »Offensichtlich fasziniert sie Deinen Sohn. Bald wird das junge Paar nach Italien weiterreisen. Mal abwarten, was sich daraus entwickeln wird …«
Schließlich wünschte er seinem Vetter und dessen Familie alles Gute. Zum erstenmal unterschrieb auch Emma den Brief.
Als Beau in die Hotelsuite zurückkehrte, waren die Malutensilien bereits geliefert worden, und Serena spannte gerade eine kleine Leinwand in einen Rahmen. Immer noch im Nachthemd, kniete sie am Boden des Wohnzimmers. »Oh, ich danke dir von ganzem Herzen!« rief sie strahlend. »Daß du daran gedacht hast! Und diese Färben, die allerbesten. Wieviel hat das alles gekostet? Natürlich möchte ich’s bezahlen. Willst du mir heute Modell sitzen? Draußen auf der Terrasse? Ich glaube, das Licht ist wundervoll.«
Erfreut über ihre Begeisterung, lehnte er sich an den Türrahmen. »Ich stehe dir zur Verfügung, Liebling.«
»Großartig! Würdest du bitte zu mir kommen und die Leinwand festhalten, hier an dieser Stelle?«
Auf ihre Arbeit konzentriert, war ihr nicht bewußt, wie bezaubernd sie aussah. Damit ihr keine widerspenstigen blonden Locken ins Gesicht fielen, hatte sie ihr Haar hinter die Ohren gekämmt. Unter dem dünnen weißen Nachthemd zeichnete sich
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