Spion Für Deutschland
suchte Interessenten, und ich fand sie.
Mr. Texter wollte zugreifen.
»Was willst du dafür?« fragte er.
»Sie sind ganz bil ig«, erwiderte ich. »Fünfmal eine Million Dollar. Das sind fünf Millionen.«
»Das Geschäft wird gemacht«, entgegnete Texter. »Ich muß nur noch mit meiner Gesel schaft in New York telefonieren.«
Ein paar Tage später rief er mich an.
»Die Sache geht in Ordnung«, sagte er.
»Und wann kann ich mir mein Geld holen?«
»Nach Kriegsende«, antwortete Texter, »du bekommst einstweilen einen Scheck.«
Der Verkauf war schiefgegangen. Nach dem Kriegseintritt Amerikas wurden die Schiffe beschlagnahmt. Aber zuvor hatten ihre Mannschaften ein lustiges Leben geführt. Es war Ehrensache, daß die deutsche Kolonie von Lima sie
standesgemäß unterhielt. Abends zogen wir von einer Bar in die andere. Die meisten Gäste rissen aus, wenn sie uns kommen sahen. Im >Krokodil< hatte ich das typische Glück des Anfängers. Ich geriet in eine Schlägerei zwischen Engländern und Amerikanern. Ich boxte zwei Amis heraus. Der eine von ihnen war klein und der andere groß. Beide trugen sie Uniformen, die ihre Glanzzeiten schon hinter sich hatten. Die Amis hatten King George beleidigt, und dann war es losgegangen. So fing man meistens einen Streit an, wenn man schlecht gelaunt war.
Der eine der beiden Offiziere hieß B. Er war Oberst der US-Army. Sein Begleiter stellte sich als Major G. vor. Sie waren die Leiter der amerikanischen Militärmission in Peru. Wir saßen von da an fast jeden Tag zusammen, spielten
>Face or Tail<, ein simples Glücksspiel, und unterhielten uns zwischendurch über militärische Fragen.
»Vier Wochen noch«, sagte Major G. nach Beginn des Ostfeldzuges, »und Rußland ist zerschmettert.« »Und dann?« fragte ich. »Dann kommen die Tommies dran.« »Und dann?«
»Dann habt ihr den verdammten Krieg gewonnen«, meinte er. B. und G.
berichteten mir interessante Einzelheiten über die mangelhafte Ausrüstung der amerikanischen Armee, über ihre Mobilisierungsmöglichkeiten und über die Produktion moderner Waffen. Nach durchzechten Nächten saß ich an der Morsetaste und gab wahllos alles durch, Richtiges und Falsches, Wichtiges und Unwichtiges.
Der Krieg mit Amerika brach aus. Wir blieben befreundet. Aber die beiden Yankees waren keineswegs so dumm, wie ich Insgeheim gehofft hatte. Sie schöpften Verdacht und sahen mir auf die Finger. Mitten in der Stadt hielten mich eines Tages Peruaner an. »Sind Sie Senor Gimpel?« »Ja«, sagte ich. Was wol ten die beiden? »Ich muß Sie bitten, mit mir zur Präfektur zu kommen.«
»Nach dem Essen«, erwiderte ich. »Das geht leider nicht«, sagte einer der Beamten. »Es ist sehr eilig. Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie.« Sie lieferten mich in das vierstöckige Untersuchungsgefängnis des VI. Kommissariats ein.
Ein Wärter mit einem runden, roten, aufgedunsenen Gesicht begrüßte mich freundlich.
»Senor, steigen Sie so hoch hinauf, wie Sie können. Sie werden heute schon merken, warum.«
Die Zelle enthielt nichts als einen Packen alter Zeitungen.
Mein Nachbar war ein Franzose, der wegen einer Schmuggelgeschichte
verhaftet worden war. Er begrüßte mich begeistert. Er war klein und
quicklebendig und hatte seine Erfahrungen mit Gefängnissen in aller Welt nicht aus den Büchern geschöpft. Zur Begrüßung kochte er in einer Konservenbüchse Kaffee für mich.
Er zeigte mir, wie man mit einer Zeitung rauchlos Kaffee kocht.
Sein Trick hat mir viel genützt. Er war einer der wenigen, die ich ein paar Monate später auf der Spionageschule in Hamburg nicht lernen sollte.
Das Haus war voll. Voll von Menschen und Schicksalen. Man hatte mir Uhr und Geld gelassen und den Tip mit dem vierten Stock gegeben. Der Architekt des Untersuchungsgefängnisses hatte beim Bau al e sanitären Einrichtungen vergessen. Das WC war die Zel entüre, das natürliche Gefälle von Stock zu Stock die Kanalisation. Frühmorgens kam der Wasserschlauch. Ich durfte mit niemandem sprechen. Ich bekam keinen Anwalt. Ich erfuhr, daß ich auf Wunsch der amerikanischen Regierung verhaftet worden sei. Als Spion.
Drei Tage später kam ich an Bord der >SS Shawnee<. Texasrangers in olivgrünen Uniformen mit übergroßen Sombreros bewachten mich und andere Ausgewiesene. Jeder von ihnen hatte zwei Pistolen im Halfter. Ab und zu schossen sie uns zum Zeitvertreib etwas vor. Wir konnten uns frei bewegen, wurden gut behandelt und verpflegt. Wir fuhren dicht an der Küste
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