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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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zurückerhielt, wußte ich nicht, was die Nachricht bedeutete. Ich sah in das glückliche Gesicht von Mr. Lowe.
    »Verstehst du mich jetzt?« fragte er.
    »Ja.«
    »Ich durfte dir das nicht sagen. Aber wenn du dich jetzt nicht unterworfen hättest, wäre deine Begnadigung zurückgezogen worden. Wegen
    Widersetzlichkeit. Sei froh, daß ich dir geholfen habe.«

    Ich gab ihm die Hand. Ich hielt mich an der Wand fest, um nicht
    zusammenzubrechen . . .
    Es ging rasend schnell. Ich suchte mir einen Anzug aus und ein Hemd. Ich erhielt Papiere und eine Anweisung über ein paar hundert Dollar. Ich hatte gerade noch Gelegenheit, ein paar Leuten die Hand zu drücken. Dann führte man mich aus dem Gefängnis.
    Frei. In Zivil. Mensch unter Menschen. Mensch mit Namen, ohne Nummer.
    Begleitet von einem Beamten der Auswanderungsbehörde. Von einem
    liebenswürdigen Beamten.
    In schnellem Tempo fuhren wir zum Flughafen von Atlanta. Am nächsten Tag schon verließ die >Italia<, die mich nach Deutschland zurückbringen sol te, den New Yorker Hafen.
    Ich stand in der Flughalle. Ich schob mein Ticket ein. Ich lachte. Ich atmete. Ich sah alle Leute, alle banalen Alltagsverrichtungen mit verklärten Augen an. Und ich begriff immer noch nichts.
    Ich ging über das Rollfeld zu der viermotorigen Maschine. Auf der Rol treppe stand eine Stewardeß im hübschen, blauen Kostüm.
    Sie war schlank, blond und schön. Und sie lächelte. Ein paar Sekunden blieb ich wie angewurzelt stehen, starrte sie an, versuchte, auch zu lächeln. Aber es verunglückte. Mein Begleiter klopfte mir auf die Schulter.
    »Go on«, sagte er.
    Ich nahm Platz, nahm einen Kaugummi, schnal te mich an.
    Tausend Meter, fünfzehnhundert Meter, eine Stunde, zwei Stunden. Wir landeten in Washington, flogen nach New York weiter. Am Flugplatz wurde ich erwartet. Von einem farbigen Polizeibeamten.

    »Are you Gimpel?«
    Mein Begleiter antwortete für mich.
    Der Neger zog gleichgültig Handschel en aus der Tasche, legte sie mir an.
    »Sind Sie verrückt?« sagte der Beamte zu ihm. »Er ist frei.«
    »Ich habe meine Vorschriften«, entgegnete der Neger kalt.
    Vor al en Fluggästen führte man mich ab wie einen Schwerverbrecher. Die blonde, hübsche Stewardeß sah mir erschrocken nach. Der Beamte der
    Einwanderungsbehörde entschuldigte sich bei mir für seinen Kollegen und ging kopfschüttelnd davon.
    Wir fuhren durch New York, durch die Stadt, in der ich gejagt worden war, durch die Stadt, in der ich Joan geliebt hatte.
    Joan ... Es schmerzte noch. Nach zehn Jahren noch.
    Im Stadtgefängnis wurde ich aus meinen melancholischen Träumen gerissen.
    Ich war nun wieder ganz ein Zuchthäusler, wurde fotografiert, registriert.
    »Los, stell dich nicht so an«, sagte ein Wärter zu mir. »Tauch deine Pranke schon in die Druckerschwärze.«
    Und wieder einmal wurden mir die Fingerabdrücke genommen. Ich schlief keine Minute. In ein paar Stunden würde mein Schiff auslaufen. Ohne mich
    wahrscheinlich. Vielleicht war alles nur ein Mißverständnis gewesen? Viel eicht hatte man von meiner Widersetzlichkeit erfahren und die Parole
    zurückgezogen? Theoretisch war ich frei. Aber wenn man einen freien Mann in der letzten Nacht mit Mördern, Dieben und Räubern zusammensperrt, wenn man ihn behandelt wie Mörder, Diebe und Räuber, dann konnte etwas nicht stimmen.

    Um ein Viertel vor sechs Uhr wurde an meiner Zellentür gerüttelt. »Zieh dich an!« rief mir jemand barsch zu. Dann schob man mir durch das Zel enfenster eine Tasse Kaffee und zwei Schnitten Weißbrot.
    Ich wurde in das Vernehmungszimmer geführt.
    Und dann begann die Prozedur von gestern zum zweitenmal. Fotografieren, Registrieren, Fingerabdrücke, Handschel en. Ein Wagen fuhr vor.
    Der Beamte, der mich am Vortag vom Flugplatz abgeholt hatte, setzte sich neben mich. Er sprach kein Wort. Er sah zum Fenster hinaus. Vielleicht dachte er über seine Vorschriften nach.
    In einer Stunde würde die >Italia< auslaufen. Die Angehörigen der Passagiere standen am Pier, lachten, scherzten, manche hatten auch ein paar Tränen in den Augen. Es war heiß, drückend heiß. Die Frauen trugen ganz leichte Kleider.
    Die Neugierigen bildeten eine Gasse, als ich, immer noch in Handschel en, über die Gangway auf die >Italia< geführt wurde. Die Fotoreporter waren zur Stelle.
    Von allen Seiten wurde ich >geschossen<.
    Mein Begleiter mußte öfter Gefangene auf der >Italia< abgeliefert haben.
    Jedenfal s kannte er sich aus. Ohne zu fragen, steuerte er auf

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