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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Man wartet auf mich.«
    »Immer dieser scheußliche Krieg«, seufzte sie, »Krieg, nichts als Krieg. Muß man ihm denn al es opfern?«
    »Wir müssen sein Ende abwarten«, antwortete ich.
    »Komm mit nach Stockholm! Mein Vater hat ein großes Geschäft. Ich bin seine einzige Tochter. Du wirst meiner Familie gefallen. Schweden ist ein neutrales Land . . . Bleib bei mir.«
    Wir gingen nebeneinander her. Ich blieb hart. Der Teufel hatte mich schon am Wickel. Ich war auf dem Rückweg von Amerika, auf dem Rückweg von einem Land, dessen Sprache ich spreche, dessen Sitten mir vertraut sind und dessen Menschen ich kenne. Ich wußte nicht, unter welchen Umständen ich zwei Jahre später Amerika wieder betreten sol te. Um 23 Uhr zwei. In der Frenchman-Bai.
    Nördlich von New York, fast an der kanadischen Grenze. Der Kapitän des U-Bootes 1230 sah mich an. Was wir uns zu sagen hatten, haben wir uns gesagt.
    Hundertmal, tausendmal. Seine Leute schüttelten mir die Hand. Sie al e kannten den Krieg aus seiner härtesten, aus seiner gemeinsten, aus seiner
    erbarmungslosesten Perspektive. Von drei U-Booten, die ausliefen, kamen zwei nicht mehr zurück. Und das dritte lief wieder aus. U-Boot-Fahrer stehen mit dem Teufel auf du und du. Und sie hofften auf die Wiederkehr. Diese Menschen, die dem Tod täglich, stündlich, minütlich in die Augen sehen, hielten mich für einen Verrückten, für einen Narren, für einen Toten. Sie gaben mir eine Chance.
    Sie drückten mir die Hand. Sie wollten etwas sagen, aber sie brachten kein Wort hervor.

    Leichte Nebel waren aufgekommen. Sie konnten mein Glück sein. Wir saßen zu viert in einem Schlauchboot. Zwei Matrosen ruderten. Dem Mann, der mich auf das Festland begleiten sollte klopfte ich auf die Schulter. Er zitterte. Er hatte Angst.
    Zähne klapperten. Ich hörte es. Es war ganz still. Ich hatte keine Zeit, um ängstlich zu sein. Das Fürchten sollte ich erst später lernen. Gründlich.
    Vielleicht ruderten wir direkt auf Posten der amerikanischen Küstenwache zu?
    Vielleicht schoß er uns über den Haufen, bevor wir noch das Land erreichten?
    Vielleicht schlief er? Oder hatte er seinen Posten verlassen? Für Amerika war der Krieg nicht mehr so ernst.
    Ich war an Land! Ich stieß meinen Begleiter in die Rippen.
    Die beiden Matrosen ruderten zurück zum U-Boot. Wir hatten niemanden bemerkt. Ob wir gesehen wurden? Viel eicht. >Viel eicht< heißt leben oder sterben. Vor mir waren sechs Mann gestorben. Auf dem elektrischen Stuhl. Sie waren ebenfalls per U-Boot gekommen. Man hatte sie beobachtet. Gleich bei der Landung. Der siebente lebte noch. Er hatte seine Kameraden
    verraten . . .
    »Nach dem Krieg«, sagte ich zu Karen, »komme ich wieder. Ich werde während des ganzen Krieges deine Adresse in der Tasche haben. Ich lerne deinen Vater noch kennen. Wir sind ja jung. Wir zwei werden einst über diesen Krieg lachen.
    Weine nicht, ich habe immer Glück! Menschen wie ich kommen überall durch.
    Du verstehst nicht, warum ich nach Deutschland
    muß. Du müßtest ein Mann sein, um das begreifen zu können.
    Gott sei Dank, daß du kein Mann bist.«
    Ich küßte sie. Ein Matrose, der uns beobachtete, grinste. Es ging auf Göteborg zu. Göteborg hieß Abschied. Ich bestieg die Eisenbahn, setzte dann mit der Fähre von Helsingborg nach Helsingör über und fuhr über Kopenhagen-Warnemünde nach Stettin. Wir reisten erster Klasse. Wir waren al es Leute, auf die das Deutsche Reich besonderen Wert gelegt hatte. Für jeden von uns hatte man einen gleichwertigen Amerikaner in Zahlung gegeben.
    In Stettin erwartete man mich. Ein Mann in Zivil kam auf mich zu.
    »Sind Sie Herr Gimpel?«
    »Ja.«
    »Willkommen in der Heimat! Wir haben schon auf Sie gewartet.«
    Wir gaben uns die Hand.
    »Ich habe Geld für Sie, Papiere und Lebensmittelkarten.«
    Fahren Sie zu Ihren Verwandten! Ruhen Sie sich aus! Es ist nicht eilig. Bleiben Sie dort, solange Sie wollen!« »Danke schön. Und danach?«
    »Merken Sie sich die Adresse: Berlin, Tirpitzufer 80. Wiederholen Sie!«
    »Berlin, Tirpitzufer 80«, sagte ich.
    Ich wußte, daß dies die Zentrale der deutschen Abwehr war.
    Wir trennten uns. Ich hatte einen Wechsel auf den Geheimdienst gezogen. Zum letztenmal gab mir der Krieg ein paar Wochen Urlaub. Dann kehrte ich zurück.
    In die tollste Schule, die es auf der Welt gab: in die Agentenschule der deutschen Abwehr. Ein Dilettant sollte in einen Fachmann umgeschult werden.
    Ich dachte mir gar nichts, als ich die langen,

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