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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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blitzsauberen Gänge in dem vierstöckigen Haus am Tirpitzufer Nummer 80 entlangging, das nach außen keinerlei offizielle Bezeichnung aufwies. Das Gebäude war zu alt, um als Neubau zu gelten, und zu neu, um veraltet zu wirken. Es roch nach Terpentinöl.
    In diesem Haus hatte Canaris sein Büro.

    Rechts neben dem Haupteingang war eine Wachstube eingerichtet. Über eine Treppe kam man an die Pförtnernische.
    Ich nannte meinen Namen.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte der Mann. Er hatte mich schon erwartet, obwohl ich nicht auf einen bestimmten Tag bestellt worden war. Er telefonierte, und zwei Minuten später wurde ich abgeholt. Ein Herr in Zivil, der sich flüchtig vorgestel t hatte, führte mich schweigend durch den Bau.
    Im dritten Stock ging es nach rechts. Es war sehr ruhig im >Fuchsbau<, wie man das Hauptquartier der deutschen Abwehr nannte. Mein Begleiter klopfte an eine Tür. Ich trat ein.
    Ein schlanker Oberst in gutgeschnittener Heeresuniform kam mir entgegen. Er reichte mir die Hand.
    »Oberst Schade«, stellte er sich vor. Er betrachtete mich ausgiebig.
    Ich wunderte mich, daß er eine Uniform trug. Ich wunderte mich überhaupt, wie ruhig, wie spießig, wie al täglich der Fuchsbau wirkte. Der Oberst bot mir eine Zigarette an. Er hatte lange, weiße, sehr sorgfältig gepflegte Hände.
    »Ich kenne Sie schon«, sagte er und lächelte. »Sie sind mir von der früheren deutschen Gesandtschaft in Peru sehr empfohlen worden.« Er reichte mir Feuer.
    »Sie sehen blendend aus«, seufzte er hinzu. »Man sieht sofort, daß Sie bessere Zeiten hinter sich als vor sich haben.«
    Wir plauderten über Amerika. Es war eine unterhaltsame Stunde. Oberst Schade leitete die amerikanische Abteilung. Er interessierte sich sehr für die Stimmung in den Staaten. Er war höflich, gewandt. Er dachte schnel und sprach langsam.
    Er sprach ein kultiviertes Hochdeutsch.
    »Eigentlich müßten Sie jetzt zum Militärdienst«, sagte Oberst Schade. »Aber ich wüßte vielleicht etwas anderes für Sie. Ich glaube, daß Sie uns mit Ihren Auslandserfahrungen auf einem anderen Gebiet weit mehr nützen können. Wir zwingen Sie natürlich nicht.«

    »Ich helfe Ihnen gern, wenn ich kann«, antwortete ich.
    »Dann werden wir uns Ihrer etwas annehmen«, entgegnete er. »Sie heißen jetzt Jakob Springer und fahren nach Hamburg. Sie sprechen mit niemandem
    darüber. Sie steigen im Hotel >Vier Jahreszeiten< ab. Sonst gar nichts. Sie kommen nie mehr hierher. Wenigstens nicht durch den Haupteingang. Wir haben uns nie gesehen, aber das brauche ich Ihnen nicht erst lange zu erklären.
    Merken Sie sich den Weg gut, auf dem Sie dieses Haus jetzt verlassen.«
    Wir gaben uns die Hand. Der schweigsame Begleiter ging wieder neben mir her.
    Vor der Pförtnerloge bogen wir entgegengesetzt ab. Es ging über einen Hof, durch eine Hal e, durch einen Hinterhof und dann durch eine Mietskaserne. Ich stand auf der Paral elstraße zum Tirpitzufer. Ich fuhr nach Hamburg.
    Ich frühstückte gerade im Hotel >Vier Jahreszeiten<. Die Sonne schien auf die Binnenalster, und ich wunderte mich, daß man in Deutschland mitten im Krieg noch so komfortabel wohnen kann, als ein Mann auf mich zutrat.
    »Sie sind Herr Springer?« fragte er.
    »Ja.«
    »Ich heiße Jürgensen«, stel te er sich vor. Er war unauffällig angezogen. Er war überhaupt unauffällig, das Gesicht, die Figur, die Haltung, die Sprechweise, die Manieren: absolute Mittelklasse.
    »Gehen Sie heute in die Mönckebergstraße!« Er nannte mir
    eine Hausnummer, die ich inzwischen vergessen habe. »Sie finden dort im fünften Stock ein Import-Export-Geschäft. Sie läuten zweimal kurz und einmal lang!« Er reichte mir eine Fotografie über den Tisch. »Prägen Sie sich das Gesicht gut ein! Bei diesem Mann melden Sie sich! Sie nennen nur Ihren Namen!«
    »Gut«, antwortete ich.

    Ich ging zu Fuß. Hamburg war damals durch Fliegerangriffe erst leicht angeschlagen. Niemand ahnte etwas von dem Schicksal, das der Krieg noch für diese Stadt bereit hielt. Die Mädchen gingen in lustigen Sommerfähnchen. Sie sahen schick aus, und sie lächelten, wenn man den richtigen Ton fand. Männer waren rar, um diese Tageszeit wenigstens. Erst ab 18 Uhr spien die Kasernen ihre gebal ten Ladungen aus ...
    Ein blonder, kräftiger, etwa dreißig Jahre alter Zivilist empfing mich in der Mönckebergstraße. Wir gingen in einen Nebenraum. Er deutete auf ein
    Morsegerät. »Zeigen Sie einmal Ihre Kunst!«
    »Viel zu langsam«, sagte er, als

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