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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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entlang. An der Westküste Südamerikas bestand keine deutsche U-Boot-Gefahr. Als wir durch den Panamakanal geschleust wurden, mußten wir unter Deck, damit wir später keine Angaben über militärische Anlagen machen konnten. Im Golf von Mexiko sahen wir Dutzende von brennenden Tankern. Deutsche U-Boote hatten sie in Fetzen geschossen. Amerikanische U-Boot-Jäger liefen im Zickzackkurs und warfen Wasserbomben. Wir standen an der Reling und waren begeistert.
    Wir glaubten alle an den Sieg. Wir waren >Lima-Deutsche<.
    In den New-Orleans-Werften wurden unzählige angeschlagene Schiffe repariert.
    Im Atlantik schien es von deutschen Torpedos zu wimmeln.
    Hier in New Orleans wurden wir auf die Eisenbahn verladen und in das Internierungslager Kennedy bei San Antonio gebracht. Außer der Freiheit bekamen wir dort alles, was wir wollten.
    Nach sieben Wochen wurde ich zum Lagerkommandanten gerufen. Er hieß
    Hudson und war mittelgroß. Neben ihm saß ein hübsches, viel eicht zwanzig Jahre altes Mädchen, das auf dem Pullover den Namen >Betsy< gestickt hatte.
    Sie hatte Papier vor sich liegen und stenografierte unsere Unterredung mit.
    »Nehmen Sie Platz!« sagte der Captain. Er gab mir eine Zigarette. »Sie können nach Deutschland ausgetauscht werden, wenn Sie wol en«, sagte er. »Sie stehen auf der Liste der von Deutschland angeforderten Internierten.« »Das freut mich«, erwiderte ich.
    »Sie brauchen nicht nach Deutschland zurück, wenn Sie nicht wollen. Das Abkommen sieht ausdrücklich ein Weigerungsrecht vor. Sie können hier in Amerika bleiben, hier arbeiten, amerikanischer Staatsbürger werden. In einem solchen Fal würden Sie sofort freigelassen.«
    Betsy sah mich mit großen Augen an. Ich lächelte ihr zu. »Würden Sie mit mir ausgehen, wenn ich hierbliebe?« fragte ich.
    »Vielleicht«, entgegnete sie.
    »Das ist mir zuwenig.«
    Ich ging auf den Offizier zu.
    Vielen Dank für Ihr Angebot, Captain«, sagte ich. »Aber bemühen Sie sich nicht!
    Ich gehe natürlich zurück.«
    Er gab mir die Hand. Er hätte genauso gehandelt wie ich . . .
    An den Bordwänden des Schiffes, das uns nach Europa zurückbrachte, stand in großen Buchstaben >Diplomat<. Es fuhr schwedischer Flagge und hieß
    >Drottningholm<. Außerhalb der Dreimeilenzone waren wir frei. Es waren auch viele Privatpassagiere auf dem Schiff. Die Gäste teilten sich in zwei Gruppen: die eine hatte Angst vor U-Booten und Treibminen die andere hatte keine. Wir wurden gebeten, die Mannschaft bei der Beobachtung der Minen zu
    unterstützen. In dicke Decken gehüllt, saßen wir an Deck und demonstrierten unsere Furchtlosigkeit. Einmal schwamm eine Treibmine auf uns zu.
    Wir wichen in letzter Minute aus. Es wäre ein leichtes gewesen, die Mine unschädlich zu machen, aber wir befanden uns auf einem neutralen Schiff, und die Sprengung einer Mine war nach geltenden Bestimmungen eine
    Kriegshandlung. Die Mine trieb weiter. Wer weiß, wohin . . .
    Das Schiff kroch über den Ozean. Aus Sicherheitsgründen durfte es zeitweise nicht mehr als drei Meilen pro Stunde machen. Wir begegneten Geleitzügen, U-Booten und Flugzeugen.
    Bei den Färöern wurden wir von einem englischen Kreuzer gestoppt. Ein sehr höflicher britischer Offizier kam an Bord und prüfte unsere Papiere. Dann verlangte er >aus Sicherheitsgründen<, daß wir alle Zeitungen über Bord würfen. Es war eine sinnlosen Maßnahmen, wie sie der Krieg zu Hunderten hervorbringt.
    Auf der >Drottningholm< bot mir das Schicksal eine letzte Chance, ihm auszuweichen. Ich lernte Karen kennen. Karen S. Sie war Schwedin, und ich denke darüber nach, wie sie aussah. Es fäl t mir nicht mehr ein, obwohl ich mich noch an alle Einzelheiten unserer Begegnung erinnere. Wir freundeten uns rasch an. Es war eine jener Geschichten, die federleicht beginnen und todernst enden. Wir ließen uns zusammen zur Minenwache einteilen. Auch Frauen durften daran teilnehmen, wenn sie wollten. Für Karen ließ ich sofort meine Skatrunde und meine militärpolitischen Gespräche im Stich. Wir lachten und promenierten, flirteten und küßten uns. Der Krieg konnte uns gestohlen bleiben. Aber auch im Dreimeilentempo kamen wir Europa näher. Karen wurde traurig.
    »Wir müssen uns bald trennen«, sagte sie.

    »Ja«, erwiderte ich.
    »Ich will es nicht, Erich.«
    »Ich auch nicht.«
    »Mir ist kalt«, sagte sie . . . »Haben wir keine Chance, zusammenzubleiben?«
    »Nein«, entgegnete ich, »das geht jetzt nicht. Ich muß zurück nach
    Deutschland.

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