Spione auf Burg Schreckenstein
sich in die Riemen. Ottokar hatte vollkommen recht gehabt: Wenn was klappen soll, muss man’s selber machen!
Wie abgemacht, erwartete ihn Mücke am Schreckensteiner Steg. Zusammen trugen sie die zugedeckten Schüsseln den Hang hinauf. Da bereits Teepause war, begegneten sie keinem Ritter.
Jean, von Andi unterrichtet, erwartete sie bereits. „Die Große tun Sie weg, die ist für heute Abend. Die Kleine lassen Sie hier auf dem Tisch stehen“, erklärte ihm Stephan. „Geht das nicht draußen?“ Jean rümpfte seine vornehme Nase.
„Noch besser!“ freute sich Mücke.
Von der Teepause erwischten sie gerade noch die letzten fünf Minuten. Strahlend ging Stephan auf Ottokar zu und sagte, ganz im Sinn der neuen Taktik, dass alle Umstehenden es hören konnten: „So, alles in bester Ordnung.“
„Dann kann nichts mehr schief gehen?“ fragte der vorsichtige Dieter.
„Rein gar nichts“, raunte Mücke ihm zu. „Die brauchen nur der Nase nach zu gehen. Der Knofel stinkt bis Wampoldsreute.“
Sie waren der Nase nach gegangen, die Phantome. Als Andi zwischen Arbeitsstunden und Abendessen einen Kontrollgang in den Sternenhof machte, fand er vor Mauersäges Eingang einen Stuhl und darauf eine Schüssel. Leer, aber nicht ausgewaschen, wie sie war, entströmte ihr ein Duft – tatsächlich bis Wampoldsreute.
Gegen neun Uhr machte sich der Ritterrat auf den Weg. Im Sternenhof war der Stuhl weg, dafür stand der Wagen von Fräulein Doktor Horn schon da.
In der Bibliothek brannte Kaminfeuer. Jean hatte einen größeren Tisch zum Büfett umgestaltet. In zwei großen Sesseln saßen Mauersäge und die Leiterin von Rosenfels. Mit ihren schmalen Nasen wirkten die beiden wie Geschwister.
„Besuch bei Onkel und Tante!“ alberte Klaus an der Tür. Dann schalteten alle den Höflichkeitsgang ein, gegen den Erwachsene wehrlos sind. Besonders Fräulein Doktor Horn.
„Ein richtiger Schreckensteiner Streich, den wir da machen!“ sagte sie feierlich, nachdem die Ritter sie begrüßt hatten.
„Genau“, antwortete ihr Liebling. „Ein Streich gegen Ihre Mädchen, die den Kartoffelsalat machen mussten, damit wir ihn aufessen können.“
„Superb, superb!“ näselte Mauersäge, reichte der Rektorin ein Glas Wein und stieß mit ihr an.
„Oh, Graf! Ein edler Tropfen“, flötete sie nach einem ziemlich herzhaften Schluck.
„Das ist Schreckensteiner Wein!“ erklärte Mücke todernst.
„Ist das wahr, Graf?“ fragte Fräulein Doktor Horn.
Mauersäge spielte mit. „Gewiss... ks... wir haben ein paar Rebstöcke...“
Mücke nickte, noch immer todernst. „Schreckensteiner Burggraben Nordseite, Schottergewächs, die berühmte Zuspät-Lese!“
„Superb!“ Mauersäge klopfte sich vor Vergnügen auf die Schenkel, und Fräulein Doktor Horn, die sich mit Weinbezeichnungen nicht auskannte, nahm alles ernst, während die Ritter sich abwenden mussten und dabei so taten, als wollten sie Jean verständigen, damit er nachschenke.
Vornehm in den Bewegungen, aber mit dem Grinsen von Ohr zu Ohr, schenkte Jean nach. Die Flasche in seiner Hand zitterte leicht, von innerlichem Lachen geschüttelt.
„Superb!“ wiederholte Mauersäge. „Und jetzt, los, ans Büfett!“
„Nicht zu gierig!“ brummte Hans-Jürgen.
Langsam bedienten sich die Ritter. Es sah besonders gesittet aus. Bis auf die Berge auf ihren Tellern.
„Hilfe, ich erblinde!“ raunte Dampfwalze angesichts der glitzernden Kristallschüsseln und des Silbers.
„Ich habe eine Salami hineingeschnitten“, erklärte Jean.
„Das schmeckt ja sonst wie Butter ohne Brot.“ Mit zwei spärlich gefüllten Tellern für Mauersäge und Fräulein Doktor Horn zog er ab.
„Mann!“ schmatzte Dieter.
Die Wursteinlage war großzügig ausgefallen und gab der Sache erst den richtigen Biss. Stehend oder sitzend schaufelten die Ritter die Köstlichkeit in sich hinein, häuften sich den Teller wieder voll, noch einmal und noch einmal.
„Superb!“ zwitscherte Fräulein Doktor Horn, um französischen Akzent bemüht, während Mauersäge sich angeregt mit ihr unterhielt. Auch sie schippte ganz schön was weg. Mauersäge zwitscherte den Rittern zu und stieß immer wieder mit ihr an.
„Der tankt die systematisch voll!“ bemerkte Mücke.
„Superb!“
„Schon das vierte Glas!“ entgegnete Klaus. „Und ich bin immer noch beim dritten Teller.“ Umgehend begab er sich zum Büfett.
Auch Ottokar konnte sich’s schon wieder mal schmecken lassen. „Jetzt bin ich nicht nur
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