Spione auf Burg Schreckenstein
Traubensaft zu Kartoffelsalat! Nach dieser Selbstbezichtigung fühlte Ottokar sich alsbald wohler und machte sich nach den erforderlichen Formalitäten auf den Rückweg. Doch eine neue Eilmeldung, die, aus dem Organismus kommend, im Gehirn eintraf, veranlasste ihn wieder umzukehren. Kaum hatte er sich’s bequem gemacht, schalt ihn sein Bewusstsein erneut: Idiot! Apfelsaft hast du auch getrunken!
Ein stechendes Grimmen zwang ihn, sich vorzubeugen. In diesem Leidenszustand hörte er Türgeklapper und Schritte und sagte, aus der Hoffnung, dass geteiltes Leid nur halbes Leid sein möge, laut: „So ein Mist!“
„Mist ist gar kein Ausdruck, Mann! Wenn das nur nicht so stechen würde“, kam die Antwort.
„Dampfwalze?“
„Erraten!“ keuchte der Muskelprotz und hängte ein langgezogenes „Auaaaaaa!“ dran.
Türgeklapper und Schritte meldeten einen weiteren Leidensgenossen.
„Mann, o Mann!“ stöhnte Dampfwalze. Der Hinzugekommene gab sich nicht zu erkennen. Vielleicht hatte ihm das Grimmen die Stimme verschlagen?
„Dieter?“ fragte Ottokar aufs Gratewohl.
„Beni“, presste der Dritte im schmerzgeplagten Bunde heraus. Es spielte auch keine Rolle, wer das war. Leiden beeinträchtigt das Interesse an der Umwelt. Jeder ist sich da selbst der Nächste.
Missmutig und zu faul, um viel zu reden, zog Ottokar wieder ab. Er wollte endlich weiterschlafen. Die drei Korridore waren jetzt hell erleuchtet. Drunten an der Ecke zum Nordflügel sah Ottokar zwei Ritter, vorgebeugt und im Eilschritt. Der eine war Mücke, der andere konnte Pummel sein.
Ottokar bog um die Ecke in den Südflügel. Da stand Stephan vor ihm. „Du auch?“ fragte er.
Sein Freund nickte. „Die haben uns da was reingetan! Das steht fest!“
„Wer?“ fragte Ottokar.
„Die uns abgehört haben!“ Stephan sauste davon.
Ottokar überlegte: Also nicht die Säfte? Stephan hat recht. Statt den Gegner durch Knoblauchduft zu entlarven, sind wir wieder die Dummen!
Er wollte gerade in sein Zimmer gehen, da trat hinter einem Schrank Strehlau hervor. In voller Streichausrüstung fragte er:
„Was ist los? Macht ihr einen Streich?“
„Einen ganz irren Streich!“ erwiderte Ottokar. Ein Krampf bog ihn nach vorn und er rannte zurück, von wo er gekommen war. Diesmal stand er vor verschlossenen Türen, musste weiter, ans Nordende des Westflügels, wo er Mücke hatte verschwinden sehen.
Der war noch da und nahm sogleich nachbarlichen Kontakt auf. „Den nächsten Kartoffelsalat mach ich selber!“ schimpfte er. „Die haben uns was reingemixt, die Hühner!“
„Zuerst dachte ich, ihr hättet uns reingelegt!“ sagte eine leidende Stimme von der anderen Seite. Es war Pummel.
Endlich kapierte Ottokar. „Du warst die Wanze! Hätte ich mir doch gleich denken können. Du oder Werner.“
Pummel lachte gequält. „Dachtest du, die Minis schaffen das allein? Die Hühner haben mich gefragt, wie man so was schaltet. Dann hab ich’s allein gemacht.“
„Wir Naivlinge!“ rief Mücke. „Beni war mit dabei!“ rechnete Ottokar.
„Und Eugen und Armin“, bestätigte Pummel. „Wir haben mit drei Wanzen gearbeitet.“
„Und trotzdem sind wir reingeflogen“, unterbrach Ottokar.
„So ein Mist!“ bestätigte Pummel. „Wir arbeiten da mit raffiniertester Technik, und die Hühner greifen nur in die Hausapotheke!“
„Am liebsten würde ich gleich rüberrudern!“ sagte Mücke.
„Aber in unserem Zustand...“
Das gemeinsame Leid verband die ehemaligen Widersacher, und sie beschlossen, den Mädchen einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen.
„Aber diesmal machen wir alles selber!“ mahnte Ottokar. Auf den Korridoren ging es lebhaft zu. Überall standen Ritter herum und schmunzelten, wenn einer in gekrümmter Haltung vorbeiwetzte, wie Hans-Jürgen und Andi das gerade taten. Dass sich die tagelange Geheimniskrämerei so auflösen würde, hatte niemand erwartet. Im Westflügel stand eine Knoblauchwolke.
„Nanu?“ wunderte sich Beni, als plötzlich Dolf, Rolf und Wolf um die Ecke gezischt kamen.
Dieter schaltete sofort. „Die sind bei Hans-Jürgen im Zimmer. Der hat ihnen was mitgebracht!“
Besonders wichtig hatten es die Minis. „Das kommt davon, wenn ihr Streiche gegen uns macht!“ erklärte der kleine Eberhard.
„Wir wissen was drin war, in dem Kartoffelsalat!“ trumpfte der kleine Herbert auf. „Sud von Sennesblättern und noch einige andere Treibmittel, die man nicht schmeckt!“
„Soso.“ Andi war zurückgekommen und
Weitere Kostenlose Bücher