Spione, die die Welt bewegten
seine
Kollegen zu verraten.
Wer wird unter solchen Voraussetzungen Spion? Wer riskiert seine Freiheit oder sogar sein Leben, um Nachrichten zu beschaffen,
mit denen sich andere profilieren? Auch hier liefert das Wesen des Menschen vielfältige Anhaltspunkte: Geld kann viele Menschen
motivieren und zu Tätigkeiten anstacheln, die sie sich womöglich nie zugetraut hätten. Ideologien schließlich können dem Menschen
einreden, er sei besser als andere und seine Spionage sei deshalb gerechtfertigt, weil sie einer guten Sache diene. Ein anderes
Motiv ist das menschliche Ego. Nicht wenige Menschen glauben, sie könnten sich alles erlauben und ihre Spionagetätigkeiten
schmeicheln ihrem Ego. Dabei sind Spione von ihrer eigenen Klugheit und Tüchtigkeit oft so überzeugt, dass sie der Meinung
sind, man würde sie nie erwischen. Zuletzt spielt noch Erpressung eine Rolle: Ein Mensch wird zur Spionage gezwungen. Eine
solche meist äußerst heimtückische Erpressung trifft Menschen mit besonderem Wissen an den Schaltstellen |9| der Macht. Zwar würden sie ihr Wissen lieber für sich behalten, doch die Sorge um ihre Existenz ist stärker und macht sie
zu Spionen. Spionage ist immer möglich, wenn Staaten oder andere Gemeinschaften glauben, über dem einzelnen Menschen zu stehen.
Letztlich ist der Spion ein Werkzeug, das benutzt wird und auch ersetzt werden kann.
Die Literatur zur Spionage beschäftigt sich meist mit tatsächlichen oder erfundenen Ereignissen aus der Zeit des Kalten Krieges
oder des Zweiten Weltkrieges. Doch Spionage ist weitaus älter. Das vorliegende Buch blickt bis in die Antike zurück und schildert
Spionageaktionen von den Pharaonen bis zum Ersten Weltkrieg. Dabei drängt sich die Frage auf: Hat sich die Menschheit in den
vergangenen Jahrtausenden in ihren humanitären Empfindungen eigentlich fortentwickelt?
Spionage wird von Geheimdiensten betrieben. Wie der Name sagt, arbeiten diese Organisationen stets im Geheimen und halten
Dokumente unter Verschluss. In politisch unruhigen Zeiten werden geheime Dokumente meist zuerst vernichtet und sind dann für
spätere Generationen nicht mehr auswertbar. Noch heute sind manche alten Akten unzugänglich und können nicht für die Allgemeinheit
aufbereitet werden. Der englische Secret Intelligence Service hält beispielsweise noch Dokumente aus dem 16. und 17. Jahrhundert
unter Verschluss. Die Geschichte der Spionage wäre sicherlich noch bunter, wenn alle Informationen zur Verfügung stünden.
Je weiter die Spionage in der Geschichte zurückreicht, umso weniger erhaltene Dokumente oder manchmal auch nur Gerüchte können
ausgewertet werden.
Den zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben, möchte ich herzlich danken.
Mein besonderer Dank gilt Dr. Wolf-Heinrich Kulke und Ursula Kohaupt für die Lektoratsarbeit sowie dem Theiss Verlag für die
Herausgabe des Buches.
Dr. Manfred Reitz
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|11| Die Falle von Kadesch – Spionage im alten Ägypten
Im Gegensatz zu den Menschen in Mesopotamien musste sich die Bevölkerung im alten Ägypten nur selten großen militärischen
Auseinandersetzungen stellen. Das ausschließlich im Niltal und in den Oasen bewohnbare Land war kein typisches Durchzugsgebiet
für Völkerstämme, da die benachbarte Wüste einen natürlichen Schutzwall bildete. Große Festungen zur Abwehr von Feinden gab
es deshalb überwiegend in Oberägypten im Grenzbereich zu Nubien und im Nildelta, um dort Eindringlinge aus den westlichen
und östlichen Gebieten abzuwehren. Im östlichen Nildelta ließ Pharao Amenemhet I. die langen „Mauern des Herrschers“ errichten;
ein Grenzwall, der erbaut wurde, um aus Asien eindringende Nomaden besser kontrollieren und abhalten zu können.
Die alten Ägypter waren kein sehr kriegerisches Volk. Die Menschen waren sesshaft und lebten in einem sehr zentralistischen
Staat als erfolgreiche Bauern oder Handwerker. Nur zu Beginn ihrer Geschichte, als sich das Reich nach blutigen Kämpfen vereinigte
sowie zum Ende des Mittleren Reiches und vor allen Dingen während einiger Dynastien im Neuen Reich dominierte in ihrem Staat
das Militärwesen. Ägypten war damals Großmacht geworden und erweiterte seine Grenzen. Der Reichtum des Landes und die Fruchtbarkeit
der Böden weckten allerdings auch in friedlichen Zeiten stets Begehrlichkeiten bei den Nachbarn, so dass der Staat militärisch
gewappnet sein
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