Spione, die die Welt bewegten
einen bevorstehenden Rückzug Verhandlungen an und empfing ihn in seinem Zelt. Dort wurden dem Fürsten und seinem
Gefolge so viel Wein angeboten, bis alle so betrunken waren, dass sie vor dem Einbruch der Nacht nicht mehr zurückkehren konnten.
Gleichzeitig erhielt die Besatzung der Stadt die Nachricht, dass als Zeichen des soeben beschlossenen Friedens für die hungernden
Bewohner großzügig Getreide angeliefert werden würde. Rasch legten Schiffe an und ägyptische Soldaten, die als harmlose Seeleute
verkleidet waren, schafften Körbe mit schweren Getreidesäcken in die Stadt. Dabei studierten sie gleichzeitig die Befestigungsanlagen.
Das Getreide sollte am nächsten Tag dem Fürsten von Joppe zur Bestätigung der abgebrochenen Belagerung feierlich übergeben
und dann verteilt werden. In den Getreidesäcken hatten sich allerdings schwer bewaffnete ägyptische Soldaten versteckt. Nach
den Berichten sollen durch diesen Trick etwa 500 Soldaten heimlich in die Stadt eingeschleust worden sein. Sie zerschnitten
in der Nacht die Säcke ihres Verstecks und machten in einem Überraschungsangriff die Besatzung des Stadttores nieder. Das
Tor wurde geöffnet und sofort stürmten die Ägypter die Stadt und konnten sie erobern.
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Die Falle von Kadesch
Mit dem Mitannireich konnte Ägypten später Frieden schließen. Pharao Amenophis III. nahm sogar eine Tochter des Mitannikönigs
Sutarna aus politischen Gründen zu seiner Frau. Doch das Mitannireich hielt sich nicht mehr lange und musste den Hethitern
Platz machen, die noch mächtiger als ihre Vorgänger waren. Sie stellten etwa ab 1360 v. Chr. die Vormachtstellung von Ägypten
in Frage und versuchten ihr Herrschaftsgebiet immer weiter auszudehnen. Ägyptens Vasallen forderten vergeblich Hilfe an, doch
die Pharaonen während dieser Zeit waren schwach. Insbesondere Echnaton war außenpolitisch hilflos und kümmerte sich mehr um
seine Religionsreform im eigenen Land. Sein Nachfolger Tutanch-Amun starb schließlich schon in jungen Jahren. Erst Pharao
Sethos I., der bereits der 19. Dynastie angehörte, fand wieder Interesse an den asiatischen Besitzungen von Ägypten und organisierte
neue Feldzüge. Doch die Hethiter waren bereits zu mächtig geworden und auch waffentechnisch besser ausgerüstet als die Ägypter.
Sie besaßen Schwerter aus Eisen, während die Ägypter mit Bronzewaffen kämpften, die sich rasch verbiegen konnten. Die Pharaonen
traten nun nicht mehr gegen relativ schwache Heere von Kleinstaaten an, sondern hatten es mit hervorragend ausgestatteten
und kampferprobten großen Armeen zu tun. Sethos I. reorganisierte seinen Geheimdienst und verstärkte die Aktivitäten seiner
Kundschafter. Bald wurde ihm klar, dass es besser war mit den Hethitern Frieden zu schließen.
Pharao Ramses II., der Nachfolger von Sethos I., legte sich dagegen wieder mit den Hethitern an und organisierte einen ersten
Feldzug. Er wollte einige Vasallen der Hethiter erneut unter die ägyptische Vorherrschaft zwingen. Im fünften Jahr seiner
Regierung (1274 v. Chr.) startete er deshalb seinen Feldzug gegen den Hethiterkönig Muwatalli. Der Pharao rückte mit der Macht
von vier Armeen vor, die nach Göttern benannt waren: die Armee des Amun, die Armee des Re, die Armee des Ptah und die Armee
des Seth. Jede Armee bestand aus etwa 5000 Soldaten, so dass mindestens 20 000 Soldaten und ein gewaltiger Nachschubtross im Anmarsch waren. Gleichzeitig wurden Truppenverbände auf Schiffe verladen
und erhielten den Auftrag, nahe der Stadt Byblos zu landen, um von dort aus parallel zu den Hauptarmeen vorzurücken. In einer
klassischen Zangenbewegung wollte Ramses II. die Hethiter einkesseln und am strategisch so wichtigen Fluss Orontes nahe der
Stadt Kadesch vernichtend schlagen. Er selbst nahm mit den Eliteeinheiten seiner Leibgarde an dem Feldzug teil und leitete
die Aktionen. Doch der Pharao besaß nicht das militärische Talent von Thutmosis III. und vernachlässigte sträflich die Fernaufklärung.
Ramses II. machte durch eine falsche Einschätzung der geografischen Situation beachtliche Fehler. Er ließ die einzelnen Armeen
im Abstand von etwa zehn Kilometern marschieren, was die Verständigung zwischen den Truppenteilen erschwerte. Während des
gesamten Vormarsches, der etwa einen Monat |18| dauerte, gab es Koordinationsprobleme. Zu allem Unglück überschritten die vier Armeen zu unterschiedlichen Zeitpunkten den
Fluss Orontes, so
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