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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Herbergen saßen geheime Spitzel,
     die Beobachtungen notierten. Manche Hure wurde geduldet und sogar unterstützt, wenn sie Kundschafterdienste leistete und ihre
     Freier ausfragte. Nach außen hin hieß es nicht nur für das Militär, sondern auch für den Geheimdienst, Feinde möglichst früh
     zu identifizieren. Das Reich am Nil unterhielt eine Kette von Grenzstationen und eine besondere Wüstenpolizei, die ständig
     auf Patrouille war. Direkt an den Grenzen waren oft Truppen stationiert. Namen von Grenzgängern wurden regelmäßig notiert
     und mit einer Kartei verglichen. Nomaden aus den benachbarten Staaten erhielten manchmal die Erlaubnis, ihr Vieh auf ägyptischem
     Gebiet weiden zu lassen. Sie mussten dafür den Grenzbeamten genau berichten, was sie alles vor dem Überschreiten der Grenze
     beobachtet hatten. Regelmäßig wurden auch Späher in benachbarte Staaten geschickt, um anschließend Meldungen und Beurteilungen
     zu schreiben, die umgehend an den Hof des Pharao weitergeleitet wurden. In Nubien, im Staat Kusch, wurde durch ein solches
     entschlossenes |14| Vorgehen einmal ein Angriff auf Ägypten so frühzeitig entdeckt, dass ägyptische Truppen bereits einmarschiert waren, bevor
     sich die Feinde des Reiches für den geplanten Überfall gesammelt hatten. Später ließ der Pharao am ersten Katarakt des Nils
     eine Inschrift anbringen, in der er sein beherztes Eingreifen lobte und zur Warnung für zukünftige Feinde dokumentierte, dass
     die Anführer der Invasoren einer nach dem anderen „in ihrem Blut niedergeworfen wurden“.
    Zahlreiche ägyptische Kaufleute und Gesandte waren bei ihren Reisen in fremde Länder gleichzeitig auch Spione und wurden dafür
     vom Pharao reich belohnt. Aus der Regierungszeit von Pharao Amenophis III. und seinem Nachfolger Echnaton sind auf Tontafeln
     Teile der diplomatischen Korrespondenz erhalten. Sie verweisen auf großes diplomatisches Geschick, auf die Kunst der Intrige
     und auf die Doppelzüngigkeit von Nachrichten, die in die verschiedensten Richtungen interpretiert werden konnten. Im Archiv
     von Pharao Amenophis II. fanden Archäologen ein Dokument, in dem gemeldet wird, dass sich in einer vorderasiatischen Stadt
     Feinde versammeln würden, um die an der Grenze stationierten Truppen seiner Majestät anzugreifen. Durch ein ausgebautes Agentennetz
     und Bestechungen der Grenzbevölkerung in den Nachbarstaaten wurde das ägyptische Militär oft frühzeitig vor geplanten Angriffen
     gewarnt. Zeigten Nachbarstaaten Schwächen, wurden eigene militärische Aktionen geplant.
    Ein verhängnisvolles Geschenk
    Pharao Thutmosis III. wird heute von Historikern als der Napoleon Ägyptens bezeichnet, denn er war der militärisch erfolgreichste
     Herrscher des Neuen Reiches. In 17 Feldzügen dehnte er die Grenzen Ägyptens bis zum Euphrat aus und machte die syrischen Kleinstaaten
     zu seinen Vasallen. Sein ärgster Feind war das Mitannireich in Kleinasien, das wie Ägypten eine Großmachtstellung anstrebte.
     Es war für den Pharao ein ernsthafter Gegner und weitaus gefährlicher als die Kleinstaaten in Palästina und Syrien, die sich
     in ihrer Armeestärke und Bewaffnung nicht mit den Ägyptern messen konnten. Kadesch war ein reicher Stadtstaat am Fluss Orontes
     in Syrien. Sein Herrscher hatte unter dem Einfluss und mit Unterstützung des Mitannireiches eine Rebellion gegen die Ägypter
     angezettelt. Zusammen mit Verbündeten begann er Truppen in den Süden auf das Gebiet des heutigen Israels zu verlegen. Thutmosis
     III. musste reagieren und zog, nachdem ihm seine Späher immer wieder besorgniserregende Neuigkeiten berichtet hatten, eigene
     Truppen zusammen.
    In seinen Kriegstagebüchern hinterließ der Pharao Beschreibungen seiner zahlreichen Feldzüge und Schlachten. Seine Truppen
     führte er persönlich an, und es wird geschildert, wie die Armeen in langen Kolonnen von Streitwagen, Bogenschützen, Fußsoldaten
     und dem Nachschubtross aus Eseln und Ochsengespannen vorrückten; sogar Boote für Flussüberquerungen wurden mitgeführt. Für
     den Erfolg der Feldzüge waren immer wieder große logistische |15| Anstrengungen notwendig. In den kargen Wüstengebieten war eine Versorgung vor Ort unmöglich, so dass man keine andere Wahl
     hatte, als alle Vorräte stets mitzuführen. Es gab nur wenige Wasserstellen, die stets gesichert werden mussten. In Verstecken
     wurden Wasservorräte angelegt. Außerdem waren Späher notwendig, um den Weg zu erkunden, sowie

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