Spionin in High Heels
werde eine schr-schr-schreckliche Mutter.«
Ramirez ließ sich wieder neben mir nieder. »Nein, das wirst du nicht. Du wirst ganz bestimmt eine gute Mutter.«
»Ich wollte gar keinen Alkohol trinken. Ich bin ausgetrickst worden. Ich würde dddoch niiiie meinem Baby schaden wollen.« Ich wurde von feuchtem Schluchzen geschüttelt, und meine Nase lief. Kurz, ich war alles andere als sexy.
»He, schon gut. Ich bin sicher, dem Baby geht es gut.«
»Wenn es überhaupt ein Baby gibt«, erinnerte ich ihn und zog die Nase hoch.
»Richtig, wenn es überhaupt eins gibt.« Er legte den Arm um mich.
»Es tut mir leid.« Ich schniefte wieder. »Ich bin ein Wrack.«
Ramirez musterte mich. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Seltsamerweise war diese Geste intimer als vorhin seine Hände unter meiner Bluse. Rührender. Wer hätte gedacht, dass der böse Cop auch eine weiche Seite hatte?
»Du bist kein Wrack. Du wirst eine sehr hübsche Mutter.«
Okay, jetzt wusste ich, dass er log. Im Moment war ich ganz und gar nicht hübsch. Meine Mascara war verlaufen, meine Nase rot, und sie lief, und meine Augen sahen bestimmt wieder geschwollener aus als die des Michelin-Männchens. Aber es war eine nette Lüge. Und es war nett von ihm, mich zu beschwindeln.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Du hast sicher zu tun. Wichtige Polizeisachen.«
Er lächelte. Nicht das belustigte Lächeln und auch nicht das sexy wölfische Grinsen. Nur ein einfaches Lächeln, als glaubte er vielleicht wirklich, dass ich kein Wrack sei. »Nein«, sagte er. »Ich muss nirgendwohin.«
Er zog mich an sich, und ich lehnte den Kopf an seine Brust. Ich konnte sein Herz schlagen hören. Es war ein beruhigender Laut. Er roch nach frischer Wäsche und leichtem Aftershave. Ich atmete tief seinen Duft ein.
Keine Ahnung, ob es der Wodka, das Weinen oder Ramirez’ regelmäßiger Herzschlag an meiner Wange war, aber das erste Mal seit Tagen fühlte ich mich ruhig. Ruhig, friedlich und wunderbar entspannt. Ich schloss die Augen und fühlte mich so wohl in Ramirez’ Armen, dass ich meine Gedanken schweifen ließ.
Das Klingeln des Telefons echote in meinem Schädel wie ein Auto mit zu viel Bass. Langsam bewegte ich erst ein Bein, dann das andere. Mein Hals war steif, als wenn ich im Sitzen eingeschlafen wäre, und mein Mund fühlte sich wie Sandpapier an. Vorsichtig öffnete ich ein Auge.
Und sah Ramirez.
Huch!
Ich blinzelte heftig in das grelle Sonnenlicht, das durch meine Fenster fiel. Was zum Teufel machte Ramirez in meiner Wohnung? Er schlief, den Kopf auf dem Kissen, den Mund leicht geöffnet, tief atmend. Während ich ihn betrachtete, kam die Erinnerung langsam zurück. Die Virgin Marys, der Schwangerschaftstest. Ramirez’ Hand unter meiner Bluse.
Ich stöhnte. Oh Gott, ich hatte mich ihm praktisch an den Hals geworfen! Und ihm dann die Ohren vollgeheult. Ich war betrunken gewesen und hatte aus mir eine Närrin gemacht. Ich schüttelte den Kopf. Autsch! Und den Kopfschmerz hatte ich auch als Beweis. Doch woher, verdammt noch mal, kam jetzt das Klingeln?
Ich streckte meine Hand nach der Handtasche aus, die auf dem Boden lag. Jede Bewegung spürte ich in meinem schmerzhaft pochenden Schädel. Oh mein Gott, stell doch jemand das Klingeln ab!
»Hallo?«, krächzte ich, als ich mein Handy gefunden hatte.
»Maddie! Wo zum Teufel steckst du?«
Ich hielt das Telefon von meinem Ohr weg; Danas schrilles Kreischen tat mir so weh, dass ich gar nicht mehr zu sagen wusste, wo überall.
»Schschscht. Kater.«
»Oh mein Gott, Mads! Du bist verkatert? Ich wusste, ich hätte dich heute Morgen doch lieber abholen sollen.«
Mich abholen?
Und dann hatte ich durch den Nebel hindurch doch einen Moment der Klarheit. Oh Mist! Die Hochzeit!
Ich fuhr herum, was mit einem weiteren Schmerz in meiner Schläfe bestraft wurde, und sah auf die Uhr an der Küchenwand. Oh Mist! Zehn Uhr!
»Maddie? Bist du noch da? Die Zeremonie beginnt in einer halben Stunde. Deine Mutter fängt schon an durchzudrehen.«
»Ich bin sofort da. Fangt nicht ohne mich an!«
Ich legte auf und warf das Telefon auf den Teppich.
»Mist!«
Verschlafen öffnete Ramirez ein Auge. »Wie viel Uhr ist es?«
»Zehn. Ich komme zu spät. Ich muss los. Mist!« Ich rannte zu meinem Schrank und zerrte den lila Menschenfresser aus seiner Hülle. Ich hatte es so eilig, dass ich nicht einmal eine Grimasse schnitt, bevor ich das, was von meinem Bibliothekarinnenoutfit übrig geblieben war, aus- und mir das
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