Spionin in High Heels
Kleid über den Kopf zog.
Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich vielleicht gewartet, bis Ramirez weg gewesen wäre, bevor ich mich ausgezogen hätte. Aber so weckte ihn mein Anblick, als ich nun halb nackt wie eine Verrückte durch die Gegend sprang, sicher sehr flott.
»Wohin kommst du zu spät?«
»Hochzeit. Die Hochzeit meiner Mutter. Riverside. Mist!« Ich keuchte vor Anstrengung, als ich versuchte, den lila Menschenfresser am Rücken zu schließen.
Ramirez stand auf und half mir mit dem Reißverschluss.
»Danke!«
»Wie spät bist du dran?«
»Sehr spät. Später als spät! Ich muss in einer halben Stunde in Riverside sein.« Mit wildem Blick sah ich mich nach meinen lilafarbenen Schuhen um. Einen fand ich unter dem Zeichentisch und hüpfte dann, nach dem anderen suchend, durch das Zimmer, während ich mein Handy wieder in meine Handtasche stopfte.
»Okay, ich fahre dich.«
Ich hielt im Hüpfen inne und starrte ihn an.
Mein erster Gedanke, als Mom mir gesagt hatte, dass sie heiraten würde (nachdem ich mich von dem Schock, dass Ralph hetero war, erholt hatte), war, dass Richard nur durch höhere Gewalt dazu zu bewegen sein würde, mich zu der Hochzeit zu begleiten. Wir waren erst seit vier Monaten zusammen, und zu einer Hochzeit ging man erst ab sechs Monaten und mehr zusammen. Eine Hochzeit kam gleich nach dem Kennenlernen der Eltern und vor dem gemeinsamen Kauf eines Hundewelpen. Nachdem ich es wochenlang hinausgeschoben hatte und dann weitere Wochen damit verbracht hatte, zu bitten, zu betteln und ihm mit Sexentzug zu drohen, war es mir schließlich gelungen, Richard dazu zu bewegen mitzukommen, aber erst nachdem ich ihm versprochen hatte, dass er gehen dürfe, wenn wir anfingen, den Ententanz zu tanzen.
Und nun, nach einer einzigen Nacht mit einer betrunkenen, sexbesessenen, verheulten Maddie, wollte Ramirez mich auf die Hochzeit begleiten.
Ich musste wohl genauso schockiert ausgesehen haben, wie ich mich fühlte, denn Ramirez grinste, als er mir erklärte: »Mein Wagen hat Blaulicht. Damit kommen wir schneller durch den Verkehr.«
Richtig. Blaulicht. Na klar!
Ich unterdrückte den leichten Anflug von Enttäuschung, dass er anscheinend doch keinen Stehblues mit mir im Sinn hatte, fand meinen zweiten Schuh und flitzte zu Ramirez’ Geländewagen.
Normalerweise dauert die Fahrt von Santa Monica nach Riverside gute eineinhalb Stunde n – Santa Monica liegt an der Küste, und Riderside ist der letzte Außenposten der Zivilisation, bevor die Wohnmobilwüste zwischen L.A. und Las Vegas beginnt. Aber dank des heulenden Blaulichts schafften wir es in fünfundzwanzig Minuten. Was ein Glück war, denn als wir vor dem Garden Grand Motel vorfuhren, liefen Mom und Mrs Rosenblatt bereits davor auf und ab wie zwei Duracell-Häschen.
»Wo bist du nur gewesen?«, kreischte Mom, als ich aus dem Wagen schoss.
»Tut mir leid, ich habe verschlafen.«
Mrs Rosenblatt ließ den Blick über Ramirez schweifen. Ihr Blick blieb an seinem Paket hängen. »Ich verstehe, warum.«
Meine Wangen röteten sich.
Ramirez grinste nur.
»Sie kommen mit mir«, befahl ihm Mrs Rosenblatt. »Ich habe den perfekten Platz für Sie.« Bevor ich eingreifen konnte, hatte sie Ramirez am Arm gepackt.
»Nein, er hat mich nur gebracht, un d … « Ich brach ab. Was machte ich mir überhaupt die Mühe? Mrs Rosenblatt würde mir vermutlich nur einen Vortrag darüber halten, wie wichtig Sex für eine gesunde Aura war.
Ramirez zuckte nur die Achseln und grinste mich über die Schulter an, als Mrs Rosenblatt ihn hinter sich herzog. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich meinen können, dass er sich köstlich amüsierte.
»Wo ist Richard?« Mom blickte misstrauisch von mir zu dem sich entfernenden Ramirez.
»Äh, na ja, Richard ist irgendwie, äh m … «
Mom wedelte mit den Händen. »Schon gut. Ist ja auch nicht wichtig. Du bist da. Ich heirate. Nur das zählt.«
Mom ließ die Arme sinken. Ihre Augen wurden rund. Unter der dicken Grundierung und dem grellblauen Eyeliner war sie sichtlich blass geworden. »Oh Gott! Ich heirate.«
Und dann begann meine Mutter zu hyperventilieren. Hier, direkt auf dem Bürgersteig vor dem Garden Grand Motel, in einem Empirekleid mit einer sechzig Zentimeter langen Schleppe hatte meine Mutter einen Nervenzusammenbruch.
»Oh Gott! Ich glaube, ich kann das nicht, Maddie. Ich meine, ich will schon«, fuhr sie fort, »Aber, oh mein Gott, ich heirate , dabei hatte ich doch geschworen, es nie
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