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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
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wieder zu tun, vielleicht sollten wir warten, vielleicht sollten wir doch lieber kirchlich heiraten, und was soll ich tun, wenn Gott wirklich will, dass ich eine gute Katholikin bin, und was, wenn er unsere Hochzeit mit einem Fluch belegt, Maddie, du weißt, dass ich es nicht verkraften würde, wenn auch diese Ehe in die Brüche ginge, ich muss einfach Gott auf meiner Seite haben, Mads.«
    Mein Schädel dröhnte, als habe die Marschkapelle mittlerweile die großen Becken rausgeholt. »Hol erst einmal Luft!«
    Mom atmete tief durch, sah aber noch immer so aus, als brauchte sie eine Papiertüte. »Was soll ich denn tun, wenn ich diese Ehe auch noch in den Sand setze? Ich weiß nicht, ob ich es tun kann.«
    »Mom, wenn du Zweifel hast, solltest du es jetzt sagen.«
    War ich ein schlechter Mensch, weil ich beinahe hoffte, sie habe ihre Meinung geändert, damit ich nach Hause zu meiner Kaffeemaschine fahren konnte, statt vor den Augen aller durch die Kirche zu schreiten?
    Sie biss sich auf die Lippe. Ein bisschen roter Lippenstift blieb an ihren Vorderzähnen kleben.
    »Nein, ich will ja heiraten, Maddie. Aber so lange Zeit waren wir zwei ganz allein. Und, na ja, Ralph ist wunderbar, aber es wird sich alles ändern. Und davor habe ich Angst. Vor der Veränderung. Vielleicht bin ich zu alt dazu.«
    Und da begriff ich, als ich ihren blauen 80er-Jahre-Lidschatten und die lippenstiftroten Zähne anstarrte, dass auch ich Angst hatte. Vielleicht war das der Grund, warum ich in den letzten drei Monaten alles ausgeblendet hatte, was mit der Hochzeit zu tun hatte. Ich hatte Angst, dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Dass ich meine Turnschuhe und Blumenkaftans tragende Mutter an Fernandos ultraschicke Welt verlieren würde.
    Aber sofort sah ich ein, wie lächerlich der Gedanke war. Der Designer, der meine Mutter von ihrer Vorliebe für die 80er-Jahre abbringen konnte, musste erst noch geboren werden, und um ehrlich zu sein, glaubte ich gar nicht, dass Ralph es überhaupt versuchen wollte. Jeder Mann, der meine Mutter mitsamt ihrem blauen Lidschatten wollte, musste erst einmal an mir vorbei.
    Ich verlor keine Mutter. Ich gewann einen Vater hinzu. Einen Stiefpapa.
    »Mom, liebst du Ralph?«
    Mom nickte, ohne zu zögern. »Ja, ich liebe ihn.«
    Ich drückte schnell ihren Arm. »Dann los! Heirate ihn!«
    Moms Augen füllten sich mit Tränen, und sie zog mich so eng an sich, dass mir beinahe die Luft wegblieb. Ich hielt ihre Hand, als wir, rechtzeitig zu den Klängen des Hochzeitsmarsches, unsere Plätze hinter der Buchsbaumhecke einnahmen.

15
    »Alle auf die Tanzfläche für den Ententanz!«
    Ramirez lehnte sich zu mir herüber. »Nur damit du’s weißt: Damit sind wir quitt wegen des Abendessens bei meiner Mutter.«
    Okay.
    Tatsächlich hatte Ramirez tapfer der gesamten Zeremonie beigewohnt, obwohl meine irisch-katholische Großmutter auf halbem Weg durch die Jaworte angefangen hatte, ihren Rosenkranz zu beten, und obwohl jeder Einzelne meiner Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel und der Mitglieder der Chatgroups meiner Mutter darauf bestanden hatte, Maddies »Neuen« kennenzulernen. Alles in allem war der böse Cop eigentlich ein ganz akzeptabler Begleiter.
    Wir saßen an einem der zehn runden Tische im »Festsaal« des Garden Grand Motel (der mit seiner abblätternden Vinyltapete, die Holzmaserung vortäuschte, und dem Linoleumboden wie aus einer Grundschulcafeteria den Charme eines Vereinshauses hatte). Molly, die Gebärmaschine, saß mir mit ihrem Mann Stan gegenüber. Dana und der erschöpft aussehende Mann ohne Hals schlugen auf der Tanzfläche mit den Flügeln, und Ramirez saß zu meiner Linken. Neben ihm saß Großmutter, mit geradem Rücken, die Lippen zusammengepresst, die klugen Augen schmal. Ihr Blick flog zwischen Ramirez’ verräterischen Bartstoppeln und meinem nackten linken Ringfinger hin und her.
    »Maddison, gehst du morgen zur Messe?«, fragte sie und musterte mich streng aus stahlblauen Augen. (Obwohl ich klein bin, sehe ich neben meiner Großmutter, die nicht größer als eins fünfzig ist, wie eine Riesin aus.)
    »Natürlich, Großmutter« Ich fand, das war keine richtige Lüge, weil ich es für einen guten Zweck tat. Wenn meine Großmutter hätte annehmen müssen, dass ich nicht zur Messe ging, hätte sie vielleicht einen Herzanfall bekommen und wäre gestorben. Also rettete ich ihr mit dieser Lüge eigentlich das Leben. Sehr edel, wenn man es so betrachtete.
    »Und der Neue?« Sie zeigte auf

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