Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
denken Sie daran, Kellermann und seine Leute von dem Haus dieser Frau Berg abzuziehen. Ich glaube nicht, dass sie noch Personenschutz benötigt. Wenn die Terroristen sie beobachten, dürften sie inzwischen wissen, dass wir die Daten zurückhaben. Schmitz, Sie bringen die DVD runter zu Riemann. Vielleicht wird er daraus schlau.«
»Riemann ist Analyst, kein Computerfachmann«, wandte Hinnerk ein.
Walter kräuselte die Lippen. »Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Nein.«
»Worauf warten Sie dann noch?«
***
Außenbezirk von Rheinbach
Gut Tomberg
Dienstag, 19. Juli, 18:10 Uhr
»Susanna, bring bitte die Küchenabfälle zum Komposthaufen«, sagte Janna und reichte dem Mädchen einen Eimer. »Und du, Till«, sie fasste den Jungen am Arm, bevor er sich durch die Küchentür davonmachen konnte, »trag das Altpapier in den Schuppen.«
»Aber ich will erst …«
»Jetzt, Till. Bitte. Und danach könnt ihr schon mal eure Hände waschen. Das Abendessen ist gleich fertig.«
»Kann ich Toast mit Nutella haben?«
Janna hob überrascht den Kopf. »Zum Abendbrot?«
Till grinste sie breit an. »Damit ich so gut werde wie die Fußballspieler aus der Werbung.«
Janna lachte. »Also gut. Eine Scheibe mit Wurst und eine mit Nutella. Aber erst muss das Altpapier raus.«
»Naaa guuut.« Till bückte sich und hob den Karton mit dem Altpapier hoch. Dabei stöhnte er übertrieben und tat, als wöge die Kiste schwer wie Blei. Die Zeitung, die zuoberst im Karton lag, rutschte zu Boden; ein brauner Briefumschlag folgte ihr.
»Halt, Till, warte!« Janna hob das Papier rasch auf und legte es zurück auf den Stapel im Karton. »Pass auf, dass du auf dem Weg in den Schuppen nicht die Hälfte verlierst.«
»Ja, ja.«
»Und falls doch, sammelst du alles ordentlich ein, verstanden? Ich will kein Altpapier im Hof herumfliegen sehen.«
Die Antwort darauf konnte Janna nicht mehr verstehen, weil Till bereits in den Flur hinausgegangen war. Achselzuckend wandte sie sich um, denn sie wollte den Tisch decken. Dabei bemerkte sie aus den Augenwinkeln einen Fetzen Papier in der Ecke, in der vorher noch der Altpapierkarton gestanden hatte. Seufzend hob sie den Papierschnipsel auf und wollte ihn schon zerknüllen, da sie ihn für einen alten Einkaufszettel hielt. Doch dann schaute sie ihn sich doch genauer an, denn das kryptische Zeichen, dass darauf prangte, hatte sie schon einmal gesehen.
Jannas Herz klopfte plötzlich etwas schneller. Unschlüssig starrte sie auf den Zettel, auf dem neben dem Zeichen nur ein einziges Wort zu lesen war: Mario.
Was sollte sie tun? Vielleicht war dieser Zettel ja wichtig. Doch Markus Neumann hatte ihr keine Telefonnummer hinterlassen, unter der sie ihn erreichen konnte. Weshalb auch? Weder er noch sie waren davon ausgegangen, dass sie noch einmal miteinander in Kontakt treten würden. Ihr fielen die Agenten ein, die das Haus beobachten sollten. Vielleicht konnte sie einem von ihnen den Zettel aushändigen.
Da es noch immer kühl und regnerisch war, warf sich Janna rasch einen Parka über und verließ das Haus durch die Hintertür. Suchend blickte sie sich um, ging dann auf die Büsche zu, die das Grundstück zum Wald hin abgrenzten. Nirgends war auch nur die Spur eines Agenten zu sehen. Ob sie überhaupt noch hier waren? Hatte dieser Neumann vielleicht gar nicht die Wahrheit gesagt, als er ihr Personenschutz versprochen hatte? Die Ereignisse der vergangenen beiden Tage kamen Janna zunehmend unwirklich vor. Fast so, als habe sie sich alles nur eingebildet. Doch dass es sich keinesfalls um Einbildung handeln konnte, bewies der Zettel in ihrer Hand.
Sicherheitshalber ging sie noch ein Stück an den Büschen entlang und versuchte hindurchzuspähen. Am Waldrand war niemand zu sehen. Also überquerte sie den Hof und warf einen Blick durch das Tor auf die Straße. Auch hier waren weder Autos noch Menschen auszumachen. Kopfschüttelnd machte sich Janna auf den Rückweg in die Küche, deckte rasch den Tisch und eilte dann hinauf in ihr Arbeitszimmer. Der Computer war noch an, also öffnete sie den Internetbrowser und tippte Institut für Europäische Meinungsforschung in das Suchfeld ein. Der erste Treffer war die Internetseite des Instituts, aus der natürlich nicht herauszulesen war, dass es sich um einen Geheimdienst handelte. Offenbar befasste sich diese Firma tatsächlich mit Meinungsforschung. Man konnte sogar an zwei Online-Umfragen teilnehmen, die sich um die Themen Nichtraucher und Tageszeitungen
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