Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
drehten.
Stirnrunzelnd klickte Janna sich durch die einzelnen Rubriken. Hatte Markus Neumann vielleicht auch hier gelogen? Sie konnte doch nicht einfach bei diesem Institut anrufen und fragen, ob Interesse an dem Zettel bestehe. Was, wenn man dort gar nichts von einem Geheimdienst wusste? Wenn Markus Neumann überhaupt nicht der richtige Name dieses Agenten war?
Janna lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück und blickte ratlos auf die Internetseite. Sollte sie die Angelegenheit vielleicht einfach vergessen? Aber es konnte durchaus sein, dass dieser Zettel wichtig war. Womöglich würden die Terroristen entkommen, nur weil sie eine Information nicht weitergegeben hatte!
Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, knabberte Janna an ihrer Unterlippe. Von unten klangen Schritte und Stimmen zu ihr herauf.
»Janna?« Das war Susanna. »Wo bist du denn? Ich dachte, es gibt Abendbrot?«
»Ich komme gleich, mein Schatz!«, rief Janna zurück. »Setzt euch schon mal an den Tisch. Ihr könnt auch schon Toastbrot in den Toaster stecken, wenn ihr möchtet. Ich muss nur noch mal schnell telefonieren.«
Janna klickte die Kontaktseite an, auf der neben einem E-Mail-Formular auch eine Telefonnummer angegeben war. Sie tippte die Nummer in ihr Telefon ein und schon nach dem zweiten Klingeln ertönte eine Stimme von Band, die darauf aufmerksam machte, dass Janna außerhalb der Geschäftszeiten anrief.
»Mist.« Janna unterbrach die Verbindung. »Was nun?« Sie wollte ungern bis zum nächsten Morgen warten, also suchte sie sich das Impressum der Seite heraus und fand tatsächlich eine weitere Telefonnummer. Nachdem sie diese gewählt hatte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich eine weibliche Stimme meldete: »Institut für Europäische Meinungsforschung, Birkner am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
Janna atmete auf. »Ja, guten Tag. Mein Name ist Janna Berg. Ich möchte gerne mit Herrn Neumann sprechen.«
»Neumann?« Die Stimme am anderen Ende klang vollkommen neutral. »Es tut mir leid, aber einen Mitarbeiter mit diesem Namen gibt es bei uns nicht.«
Jannas Herzschlag beschleunigte sich ein wenig. »Aber er … Er sagte mir, dass er für das Institut arbeitet. Ich habe hier einen Zettel, den er vielleicht braucht, und ich weiß nicht, wie ich ihn sonst erreichen soll.«
»Wie gesagt, es tut mir leid, aber in unserem Hause gibt es keinen Herrn Neumann.«
»Okay.« Janna seufzte. »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung.«
»Bestimmt liegt einfach eine Verwechslung vor«, sagte die Stimme am anderen Ende freundlich. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
»Ja, danke. Auf Wiederhören.« Nachdem die Verbindung unterbrochen war, blickte Janna erneut ratlos auf den Bildschirm, dann legte sie das Telefon beiseite und schob den Zettel in ihre Hosentasche. Während des Abendessens konnte sie sich kaum auf das muntere Erzählen der Kinder konzentrieren. Immer wieder dachte sie darüber nach, was sie nun tun sollte.
***
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Dienstag, 19. Juli, 18:25 Uhr
Sylvia Birkner legte den Hörer zurück auf die Gabel und notierte die Uhrzeit und den Namen der Anruferin in einer Datenbank. Dann griff sie erneut zum Hörer und wählte eine Nummer im Kurzwahlspeicher, unter der jedoch nur eine Mailbox ansprang. Also wählte sie eine andere Nummer. »Herr Bernstein? Gut, dass ich Sie noch erreiche. Wissen Sie, wo Markus Neumann steckt? Er geht nicht an sein Telefon und die Anrufweiterleitung endet auf seiner Mailbox.« Sie nickte. »Also gut, dann versuche ich es morgen früh noch einmal. Vielen Dank.« Sie legte auf und machte sich eine Notiz in der Datenbank. Dann schickte sie eine interne E-Mail an Markus‘ Account, in der sie die Daten des Telefonanrufs ebenfalls hinterlegte.
7
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Mittwoch, 20. Juli, 8:20 Uhr
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube blickte Janna an dem hübsch restaurierten Gründerzeit-Gebäude empor. Sie hatte ihr Auto beim Diakonischen Werk geparkt und war den restlichen Weg zu Fuß gegangen. Nun, da sie das metallgefasste Schild mit dem Namen des Instituts vor sich sah, wusste sie nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Vielleicht machte sie sich ja vollkommen lächerlich, wenn sie hineinging und erneut nach Markus Neumann fragte. Doch was sollte sie denn sonst tun? Der Zettel, der sich nun in ihrer Handtasche befand, hatte ihr die ganze Nacht keine Ruhe
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