Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
gelassen. Wenn es stimmte, was Neumann gesagt hatte, dann war bereits mindestens ein Agent durch die Hand der Terroristen ums Leben gekommen. Und wenn sie nun Anschläge in Deutschland planten? Hörte man nicht immer wieder von so etwas? Sie konnte unmöglich herumsitzen und nichts tun. Also straffte sie die Schultern und trat durch die große, zweiflüglige Tür in das geräumige Foyer des Instituts.
Beeindruckt blieb sie stehen. Der Fußboden war mit glänzenden, dunklen Holzdielen ausgelegt, doch das war auch schon alles, was an die gute alte Zeit erinnerte. Gegenüber dem Eingang befand sich ein überdimensionaler, halbrunder Empfangstresen, hinter dem es Plätze für drei Empfangsdamen gab, von denen jedoch nur eine anwesend war. Links und rechts lagen Flure hinter Glastüren, rechts führte überdies eine geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock. Neben dem Aufgang, versteckt in einer Nische, befand sich ein Aufzug.
Die Wände waren cremeweiß und hellgelb gestrichen und wurden von gerahmten Landschaftsmalereien und Stillleben geziert. Überall standen Kübel mit Grünpflanzen herum. Links neben dem Empfangstresen sprudelte ein von LEDs beleuchteter Zimmerbrunnen.
Staunend sah sich Janna weiter um. Rechts neben dem Eingang befand sich eine Tafel mit einem Wegweiser zu den einzelnen Abteilungen des Instituts; links hing ein großer Flachbildschirm, auf dem tonlos eine Präsentation lief, bei der es sich offenbar um die Zusammenfassung einer Umfrage-Kampagne handelte.
Dies sollte die Zentrale eines Geheimdienstes sein? Jannas Zweifel wuchsen.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte die sehr gepflegt wirkende Empfangsdame, deren Stimme Janna irgendwie bekannt vorkam. Die blonden schulterlangen Haare lagen in einer perfekten Dauerwelle um das beinahe faltenfreie Gesicht der Mittvierzigerin. Graue Augen hinter einer unauffälligen, randlosen Brille blickten Janna aufmerksam, aber freundlich an.
Erschrocken trat Janna an den Tresen und räusperte sich. »Ich … Ja, also, ich habe gestern Abend schon einmal angerufen. Janna Berg ist mein Name. Ich muss dringend mit Herrn Markus Neumann sprechen.« Ihr Blick fiel auf das Namensschild der Empfangsdame, und nun wusste sie auch, woher sie die Stimme kannte. Sylvia Birkner war die Frau, die sie am Abend zuvor abgewimmelt hatte. Janna schluckte unbehaglich.
»Es tut mir leid, Frau Berg«, sagte die Empfangsdame, ohne dass ihr unverbindliches Lächeln auch nur einen Augenblick nachließ. »Sie müssen sich irren. Es gibt in unserem Hause keinen Mitarbeiter mit diesem Namen. Ich empfehle …«
»Frau Birkner, rufen Sie bitte mal bei Hartmut durch. Die Schranke in der Tiefgarage spinnt mal wie…« Der Mann, der gerade aus dem Aufzug getreten war, blieb wie angewurzelt stehen, als er Jannas ansichtig wurde. »Frau Berg.«
Jannas Herz machte einen unvermittelten Satz, als sie Markus Neumann so plötzlich vor sich stehen sah. Heute trug er einen dunkelbraunen dreiteiligen Anzug mit braun-golden gestreifter Krawatte und sah aus wie ein Bankmanager. Ein unverschämt attraktiver Bankmanager.
»Was tun Sie hier?« Er kam auf sie zu; seine Miene drückte alles andere als Begeisterung aus.
»Sie kennen diese Dame?«, wollte Sylvia Birkner wissen.
Markus nickte. »Ja, ich kenne Sie.«
»Sie hat gestern Abend bereits für Sie angerufen, aber ich konnte Sie nicht erreichen. Ich habe eine E-Mail in Ihrem Account hinterlassen, Herr Neumann.« Ihrer Stimme war deutlich ein tadelnder Unterton zu entnehmen.
Markus zuckte die Achseln. »Ich habe die Mails noch nicht abgerufen. War gestern Abend noch«, er räusperte sich, »anderweitig beschäftigt.«
»Das ist ja nichts Neues«, konterte Birkner, ohne eine Miene zu verziehen. »Warum haben Sie Frau Berg keinen Erkennungscode genannt?«
Markus sah von der Empfangsdame zu Janna. »Weil ich nicht angenommen habe, dass wir uns noch einmal wiedersehen werden«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Was wollen Sie hier?«
Janna öffnete ihre Handtasche und reichte ihm den Zettel. »Den hier habe ich gestern Abend in meinem Altpapier gefunden. Wahrscheinlich war er zusammen mit der DVD in dem Umschlag und ich dachte, vielleicht ist der Zettel wichtig.«
Markus betrachtete den Papierfetzen eingehend von beiden Seiten. »Mario?« Er schüttelte den Kopf, dann wandte er sich zum Gehen. »Bitte folgen Sie mir.«
»Augenblick mal!«, hielt Birkner ihn auf. »Sie braucht einen Besucherausweis.«
Markus blieb stehen und nickte ihr
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