Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
verunsichert wissen.
»Schon vergessen, dass ich einem Geheimdienst angehöre? Sie dürften mich gar nicht kennen, geschweige denn mit mir gesehen werden. Also steige ich hier aus und Sie fahren Ihr Auto selbst auf den Hof. Ich warte an Ihrer Hintertür auf Sie.«
»Also gut.« Janna stieg gleichzeitig mit ihm aus und setzte sich hinters Steuer. Rasch fuhr sie das Auto auf den Hof und stellte es vor ihrem Haus ab. Als sie die Hintertür erreichte, erwartete Markus sie bereits. Gemeinsam betraten sie das Haus; Janna steuerte auf die große, helle Wohnküche zu. Sie öffnete einen der cremefarbenen Hängeschränke und griff in das oberste Fach. »Hier, bitte.« Sie übergab ihm den Umschlag. Auf seinen fragenden Blick erklärte sie. »Dort oben reichen Till und Susanna nicht heran, deshalb lege ich sicherheitshalber wichtige Unterlagen immer in den Schrank. Was die beiden nicht sehen, macht sie nicht neugierig.«
»Ah.« Markus‘ Augenmerk war bereits auf den Umschlag gerichtet. Umstandslos riss er ihn auf, entnahm ihm die DVD. Nach einem kurzen Blick auf die Hülle, auf der ein seltsames kryptisches Zeichen prangte, schob er sie unter sein Jackett. Den Umschlag warf er achtlos auf die Anrichte. »Das wär’s«, sagte er erleichtert. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft, Frau Berg.« Schon wandte er sich zur Tür, sah sich jedoch noch einmal kurz in der sauberen, freundlich wirkenden Küche um. Sein Blick blieb erst an einem bunten Blumenstrauß auf dem Küchentisch hängen, dann an den farbenfrohen Kinderzeichnungen, die Janna an der Wand und am Kühlschrank befestigt hatte. »Machen Sie sich keine Sorgen. Unsere Männer werden für Ihre Sicherheit sorgen, solange es nötig ist.« Er fing ihren Blick auf und lächelte. »Aber vergessen Sie nicht, dass niemand von dem kleinen Zwischenfall erfahren darf. Nicht Ihre Kinder, nicht Ihr Ehemann …«
»Ich bin nicht verheiratet«, rutschte es Janna heraus, obgleich es ihn gar nichts anging.
Markus musterte sie überrascht. »Sie sind alleinerziehend?«
»Gewissermaßen.« Sie merkte auf. »Müssten Sie das nicht wissen, wenn Sie mir schon hinterhergeschnüffelt haben?«
»Geschnüffelt?« Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Sagt man nicht so?«
»Eigentlich nicht. Und was Ihren Familienstand angeht – der war für mich nicht relevant.« Er lächelte unverbindlich. Sein Blick schweifte noch einmal durch den Raum und für einen Moment glaubte Janna, einen merkwürdigen Ausdruck der Anerkennung über sein Gesicht huschen zu sehen. Doch der Augenblick war zu schnell vorbei, als dass sie sich sicher sein konnte.
Er wandte sich ihr wieder zu. »Wie gesagt, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich verlasse Sie jetzt.«
Janna nickte und folgte ihm zurück zur Hintertür. »Wie kommen Sie denn jetzt hier weg?«, wollte sie wissen, als ihr einfiel, dass sein Auto ja noch irgendwo in Rheinbach stehen musste.
»Machen Sie sich darüber keinen Gedanken.« Er winkte ab. »Darum kümmere ich mich schon.«
Janna nickte unschlüssig. »Seien Sie vorsichtig.«
Überrascht hob er den Kopf.
Etwas verlegen senkte Janna den Blick. »Ich meine, wegen dieser Terroristen. Ich hoffe, Sie können sie bald fassen.«
»Das hoffe ich auch«, antwortete er mit einem grimmigen Unterton in der Stimme.
Janna biss sich auf die Unterlippe, als sie den unterdrückten Zorn wahrnahm, die in seinen Worten mitschwang. »War dieser Axel Wolhagen ein Freund von Ihnen?«
»Ja.« Die Schlichtheit seiner Antwort bescherte ihr eine Gänsehaut. Als sie den Blick hob, bemerkte sie, dass sich in seinen Augen etwas wie Schmerz widerspiegelte, obgleich nichts an seinem Gesichtsausdruck auf Trauer hinwies. Seine Miene blieb absolut gleichgültig. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass der merkwürdige Eindruck von Traurigkeit von der Veränderung seiner Augenfarbe hervorgerufen wurde. Die grauen Einsprengsel in der braunen Iris schienen klarer hervorzutreten.
»Es tut mir leid«, brachte sie mit etwas Verspätung heraus.
»Ja, mir auch.« Nun hatte sich sein Blick wieder normalisiert und er lächelte sogar gleichmütig. »Mit diesem Risiko müssen wir in unserem Beruf leben. Ich hoffe bloß, dass unsere Analysten mit den Daten auf der DVD zurechtkommen. Axel war ein Genie auf seinem Gebiet. Er konnte jeden Code knacken. Hat angeblich schon als Junge damit angefangen, seinen Gameboy zu manipulieren und später seine Videospiele-Konsole. Was Spiele angeht, konnte ihm niemand
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