Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
das Wasser reichen. Er kannte die Schwachstellen immer schon, bevor die Hersteller selbst darauf kamen.« Abrupt brach er ab und seine Miene verschloss sich. Es wirkte auf Janna, als habe er bemerkt, dass er zu viel über seinen Freund – und damit auch über sich selbst – preisgegeben hatte. Er nickte ihr noch einmal stumm zu und verließ ihr Haus. Augenblicke später war er hinter den Büschen aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Einen Moment lang blieb Janna noch an der Tür stehen und sann über den Geheimagenten nach, der so unverhofft in ihr Leben getreten und nun ebenso schnell wieder daraus verschwunden war. Dann schloss sie jedoch seufzend die Tür und ging zurück in die Küche. Den aufgerissenen Umschlag warf sie in den Karton für Altpapier, danach trat sie ans Fenster und versuchte, irgendwo draußen ein Anzeichen für die Anwesenheit der anderen Agenten auszumachen. Doch weit und breit war nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und machte sich auf den Weg in ihr Büro in der oberen Etage. Bis Susanna und Till von der Schule zurückkamen, musste sie noch ein bisschen arbeiten.
6
Köln
Lagerhaus in der Nähe des Rheinauhafens
Montag, 18. Juli, 18:50 Uhr
»Was soll das heißen, ihr habt die DVD noch immer nicht zurück? Ihr hattet fast zwei Tage Zeit! Wie unfähig kann man eigentlich sein?« Der kleine, drahtige Mann mit dem schwarzen Vollbart, der sich selbst Burayd nannte, was soviel wie Kälte oder auch Verstand bedeutete, funkelte die sechs Personen, die sich vor ihm versammelt hatten, giftig an. »Zwei Leichen und ein Wohnungsbrand, ist das alles, was ihr erreicht habt? Die Polizei steht Kopf, und seit eine Zeugin von einem arabisch aussehenden Pärchen geträllert hat, dürften uns auch die Geheimdienste wieder auf den Fersen sein. Abida, hast du nicht gesagt, dass du Neumann bei der anderen Agentin gesehen hast?«
Abida nickte, fügte dann aber hinzu: »Ob die Frau eine Agentin ist, wissen wir nicht. Auf uns wirkte sie eher wie eine ganz normale Zivilistin.«
Burayd schnaubte abfällig. »Eine einfache Putzfrau ist sie jedenfalls nicht, sonst würde sie sich wohl kaum mit einem verfluchten Bundesagenten herumtreiben.«
»Vielleicht ist sie auch nur seine Freundin«, schlug Alim vor. »Hübsch genug ist sie.«
»Und was hatte sie dann in Wolhagens Wohnung zu suchen?« Burayd blickte finster in die Runde. »Durchsucht ihr Haus.«
»Das geht nicht«, warf Alim kleinlaut ein. »Dort wimmelt es derzeit von Institutsagenten.«
»Aha, also doch!«
»Sie scheinen aber nur zu beobachten.«
»Freundin, wie?« Es fehlte nicht viel, und Burayd hätte Alim beim Kragen gepackt und durchgeschüttelt. Doch er beherrschte sich und wandte sich stattdessen an den einzigen blonden Mann der kleinen Gruppe. »Treib diesen Neumann auf und dreh ihn durch die Mangel. Ich will die DVD zurückhaben. Nimm dir so viele Männer, wie du brauchst. Und ihr zwei«, er fasste Alim und Abida ins Auge, »ihr fahrt zurück nach Hamburg und kümmert euch dort um die neuen Rekruten unserer Bewegung. Ich kann euch hier nicht brauchen.«
***
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Dienstag, 19. Juli, 16:00 Uhr
»Keine Chance ohne den Zugangscode«, brummte Hinnerk Schmitz und ließ sich auf der Kante von Walter Bernsteins Schreibtisch nieder. Auf den scharfen Blick des Abteilungsleiters hin erhob er sich jedoch gleich wieder und zuckte mit den Achseln. »Das ist mal wieder so ein Spielchen zwischen Bernd und Axel. Die Verschlüsselung ist vollkommen ungewöhnlich. Auch Caro und Murat konnten nichts mit den Daten auf der DVD anfangen.«
»Soll das heißen, wir stehen wieder am Anfang?« Walters Stimme klang ruhig, doch an seiner gerunzelten Stirn war sein Unmut deutlich abzulesen.
Hinnerk Schmitz, seines Zeichens EDV-Spezialist und bereits seit über 25 Jahren für das Institut tätig, schüttelte den Kopf. »Das bedeutet nur, wir müssen den Datensatz mit dem Zugangscode finden.«
Markus, der in einem der Besuchersessel saß, winkte ab. »Vergiss es. In Axels Wohnung war nichts zu finden, bei Bernd auch nicht. Entweder hat dieses Terroristenpärchen den Code mitgehen lassen, oder einer von beiden hat ihn irgendwo anders versteckt.«
»Und wo könnte das sein?« Walter fixierte Markus.
Der fuhr sich frustriert durch die Haare. »Ich habe keinen Schimmer. Am besten frage ich noch mal bei meinen Informanten nach.«
Walter nickte zustimmend. »Dann los. Und
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