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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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hätten erleben können.
    Ich hatte von Anfang an danebengelegen. Aber es war ganz TunFaire nicht anders gegangen. Damals und heute, von hohem oder niedrigem Rang, wir alle hatten nur das gesehen, wozu die Gesellschaft uns konditioniert hatte. Und in ihrem Wahn hatte sie diese Blindheit noch verstärkt.
    Es hatte niemals einen widerlichen, kleinen Gauner namens Hacker Hackebeil gegeben. Nie. In keiner Sekunde.
    Mir lief eine Träne über die Wange.
    Man mußte weinen, wenn man auch nur ein bißchen menschliches Mitgefühl besaß, wenn man die Hölle erkannte, die es nötig machte, einen Hacker Hackebeil zu erschaffen.
    Man konnte um den Schmerz des Kindes weinen, auch wenn man wußte, daß man das Monster zerstören mußte, das es erschaffen hatte.
     
    77. Kapitel
     
    Ich verlor Schätzchen dort im Aderlaß-Spital. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht gab sie mir instinktiv die Schuld an dem, was ihrem Vater zugestoßen war.
    Ihre medizinischen Fähigkeiten hatten nicht genügt.
    Aus welchem Grund auch immer hatte die Magie in dieser Nacht versagt.
     
    Es war nicht eine meiner besten Nächte. Ich vergeudete den Rest davon mit Erklärungen. Anscheinend wollte jeder die Geschichte hören, der jemals von mir oder Hacker Hackebeil gehört hatte. Ich war fast erleichtert, als Daumen Schrauber wie aus der Kälte auftauchte.
    Dieser Schrauber war ein Zauberer. Die Leute verschwanden mir nichts dir nichts.
     
    »Jetzt ist alles geklärt, Garrett«, sagte Oberst Block. Ich besuchte ihn schon wieder. Nachdem man mir weitere zehn Stunden in einer stinkigen Zelle gewährt hatte, die ich außerdem auch noch mit Dem Gottverdammten Papagei hatte teilen müssen. »Diesmal gab es nicht annähernd so viele Leichen.« Erwartungsvoll sah er mich an.
    Ich versuchte, ihn nicht zu enttäuschen, hielt die Geschichte aber kurz und bündig und verschwand. Er hatte sowieso nicht viel Interesse gezeigt. Er fragte nicht mal genauer nach den Ereignissen im Horst. Anscheinend wurde er völlig von den Rassenunruhen in Beschlag genommen.
    Ich ging nach Hause. Den Vogel des Untergangs konnte ich nicht dalassen. Aus unerfindlichem Grund hatte der gefiederte Staubwedel nicht viel zu sagen. Selbst im Knast hatte er die meiste Zeit den Schnabel gehalten.
    Vielleicht war er ja krank. Ob er eine tödliche Vogelseuche hatte?
    Soviel Glück hatte ich bestimmt nicht.
     
    Dean reagierte nicht, als ich an meine Tür klopfte. Wütend benutzte ich den Schlüssel, stürmte hinein und machte ein Heidenspektakel, bis ich feststellte, daß der alte Knacker gar nicht zurückgekommen war. Es gab kein Lebenszeichen von ihm.
    Wie war dann der Vogel entkommen?
    Und noch ein Rätsel. Warum hatte Smaragd meine ausgedehnte Abwesenheit nicht ausgenutzt? Sie hatte ganz offensichtlich mehrmals der Küche einen Besuch abgestattet und hielt sichtlich weder etwas von der Ordnung noch von der Sauberkeit dort. Aber sie hatte nicht versucht, auszubrechen.
    Merkwürdig.
    Noch merkwürdiger war, daß D. G. Papagei ohne einen Mucks in seinen Käfig ging. Das war nicht nur merkwürdig. Es war verdächtig.
     
    »Justina? Ich muß mit Ihnen reden.« Es würde nicht leicht werden.
    Sie saß auf Deans Bett und sah mich ohne jede Gefühlsregung, dafür jedoch mit einem – wie es mir schien – höchst wissenden Blick an.
    Der beste Weg war sicher, ehrlich und direkt zu sein. Ich sagte es ihr.
    Ihr Blick änderte sich kein bißchen. Sie war offenbar nicht im geringsten überrascht.
    Aber sie hatte ihre Mutter geliebt, obwohl sie die Wahrheit über Maggie Jenn und Hacker Hackebeil kannte. Sie brach zusammen.
    Ich hielt sie fest, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Das akzeptierte sie, aber kein Stück mehr. Sie sagte kein Wort, selbst als ich sie zur Tür führte und ihr sagte, daß sie frei wäre.
    »Wie ihre dumme Mutter«, murmelte ich leise und ein bißchen verärgert, als ich zusah, wie sie in der Menge untertauchte. »Und auch sie war verdammt hübsch.«
    Der Fall gefiel mir jedenfalls absolut nicht. Ich hasse unglückliche Schlüsse, selbst wenn das Leben meistens so endet. Und ich war nicht mal sicher, daß alles geregelt oder beendet war.

 
78. Kapitel
     
    Ich schloß mich ein. Ich ging nicht an die Tür. Ich warf nur einen Blick durch das Guckloch, wenn irgendein Soziopath mal wieder die Widerstandsfähigkeit seiner Knöchel testen wollte. Ich stritt mit Dem Gottverdammten Papagei. Der Kampfhahn war zahmer als sonst und brachte mich immer weniger auf die

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