Splitter im Auge - Kriminalroman
Haare vorne schon etwas dünner, aber sonst sah der ganz normal aus.«
Jana wusste, dass das Steiger gewesen sein musste.
»Der silberne Passat, Herr van Bijert, haben Sie mal gesehen, wer den fährt?«
»Man sieht das ja im Vorbeifahren schlecht«, sagte der alte Mann, »aber ich glaube, es ist meistens ein blonder Mann mit Brille. Ich nehme sogar an, dass der dort wohnen könnte, weil ich ihn auch schon mal in den andern Autos gesehen habe.«
Gisa nahm ihr Handy und suchte nach Battos Nummer.
»Früher als Kinder haben wir oft im Wald gespielt, und es hatte auch niemand etwas dagegen. Es war ein großer Spaß, vor allem im alten Luftschutzbunker, was natürlich verboten war.«
Jana nahm das Telefon wieder vom Ohr.
»Dort gibt es einen Bunker?«
»Ja, die damaligen Besitzer müssen ihn gebaut haben. Nach dem Krieg haben sich dort oft die Liebespaare getroffen, weil es da unten drin immer schön trocken und warm war. Bei den Eltern durfte man diese Dinge zur damaligen Zeit ja noch nicht.« Er lachte ein bisschen verlegen und zwinkerte dem holländischen Kollegen zu.
»Wo ist denn dieser Bunker, Herr …« Ihr fiel der Name nicht ein.
»Der ist ziemlich versteckt unter dem Häuschen im Garten.«
Sie wählte wieder Battos Nummer, und dieses Mal ging er dran.
Batto bedankte sich bei Jana und sagte ihr, dass sie jetzt alle kommen sollten. Mit wenigen Worten gab er die Informationen dann an Erik Janssen weiter.
Der eröffnete Maximilian Trampe, dass der Passat nach neueren Erkenntnissen möglicherweise in einem Entführungsfall eine Rolle spielen könnte und dass man den Wagen zu einer näheren Untersuchung abschleppen würde. Darüber hinaus sei zunächst sein Bruder als Beschuldigter anzusehen. Dann belehrte er ihn.
Batto war sich nach den Fingerabdrücken auf dem Kennzeichen und nach Janas Anruf sicher, dass sie am richtigen Ort waren. Ob sie den richtigen Mann hatten, würde sich noch herausstellen. Trampe behauptete weiterhin, nicht zu wissen, wo sein Bruder im Augenblick sei.
Keine zwei Minuten später kamen die anderen Wagen auf das Gelände gefahren, und sie teilten sich in Teams auf, um das Haus zu durchsuchen.
»Herr Trampe, es gibt auch einen alten Bunker auf diesem Gelände, ist das richtig?«
Batto sah, dass der Mann ihm wie in Zeitlupe den Kopf zuwandte, und er hatte den Eindruck, dass irgendetwas in ihm vorging.
»Ich weiß davon, ja, es gibt wohl so etwas«, sagte er nach einer endlos langen Pause.
»Können wir den mal sehen?«
Wieder brauchte er lange für seine Antwort.
»Ich denke, das ist möglich, aber ich kann Ihnen nicht sagen, in welchem Zustand er ist. Sie wissen ja, mein Bruder bewohnt dieses Anwesen in erster Linie allein, und in meiner körperlichen Verfassung verlasse ich das Haus nach Möglichkeit nicht, wenn ich hier bin.«
»Können Sie uns das Objekt trotzdem einmal zeigen?«
Mit einer Geste, die fast so etwas wie Trauer enthielt, so empfand Batto es, sagte er: »Dann folgen Sie mir bitte.«
Erik Janssen bat die beiden holländischen Polizisten mitzukommen, und Maximilian Trampe führte sie mit schleppendem Gang durch die Diele des Hauses auf die Terrasse und von dort über den Rasen auf ein Gartenhaus zu, das im Stil dem Wohnhaus angepasst war. Mit seinem Stock konnte er nur mühsam auf dem etwas zu langen Rasen gehen, trotzdem hatte Batto den Eindruck, dass er noch langsamer ging als sonst. Sie betraten den Innenraum des Häuschens, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet war. An der gegenüberliegenden Wand war eine niedrige Tür, die einen Spalt offen stand. Maximilian Trampe führte sie genau darauf zu.
Eigentlich hatte er es gewusst, als die Polizisten angerufen hatten, dass sie noch einmal kommen würden. Jetzt sah er seinen Bruder mit den vier Männern über den Rasen gehen, und in dem Augenblick war es ganz sicher, dass es vorbei war. Es hatte in der Vergangenheit Situationen gegeben, in denen es ähnlich gewesen war, in denen es aber immer noch eine Möglichkeit gegeben hatte, einen Ausweg. Jetzt war es vorbei, und er sah am Gesicht seines Bruders, dass der es auch wusste. Trotzdem würde er alles versuchen, was möglich war, schon für Max. Er rannte die Treppe hinunter, holte die Waffe aus dem Schrank und versteckte sich hinter der Tür. Wenn er schnell war, wenn er sie überraschen und in den Bunker sperren konnte, gab es noch eine Chance. Dann blieb vielleicht genug Zeit, um zu fliehen. Er sah durch den Spalt auf die kleine Gruppe, die von Max angeführt
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