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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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trotzig. „Du kannst mich nicht gegen meinen Willen festhalten.“
    „Das lassen wir mal dahingestellt sein. Allerdings würde es mich interessieren, wie du nach Hause kommen willst. Es gibt hier keine Busstation um die Ecke.“
    „Ich werde Calael suchen.“
    „Ein guter Gedanke. Anstatt dir hinterherzurennen, kann er in aller Ruhe das Messer wetzen, mit dem er dir die Kehle aufschlitzen wird. Eine sehr blutige Angelegenheit. Ich hoffe, er bekommt keine hässlichen Flecken auf seine makellos weiße Weste. Er wohnt übrigens nicht in Oikos-City, sondern in Preside Hill.“
    Jason duckte sich blitzartig und tauchte unter Mijos Arm hindurch, um in der nächsten Sekunde zur Tür zu spurten. Im Stillen gratulierte er sich bereits zu dieser Meisterleistung und streckte schon die Hand nach der Klinke aus. Da prallte er gegen seinen Entführer, der es auf unerklärliche Weise vor ihm zur Tür geschafft hatte. Arme legten sich wie Stahlklammern um ihn und pressten ihn fest gegen einen harten Körper.
    „Na, sieh mal einer an. So stürmisch?“ Mijo schaute auf ihn herab und leckte sich aufreizend über die Lippen. Wie erstarrt hing Jason in seinem Griff und konnte ihn nur wie hypnotisiert anstarren.
    Mijos Kopf näherte sich langsam, gab ihm Zeit, sich zu entziehen. Jason konnte nicht reagieren, nicht denken, sich nicht einmal fürchten – das alles war verdammt irreal!
    Die Lippen, die sich sanft an die seinen drückten, fühlten sich hingegen äußerst real an. Genauso wie die Hand, die sich auf seinen Hinterkopf legte. Erst als er Mijos Zunge spürte, die sich anschickte, seinen Mund zu erobern, wurde Jason wieder ausreichend klar, dass er sich wehren konnte. Mit einem Ruck befreite er sich, froh, dass der Dämon nicht versuchte, ihn gewaltsam zurückzuhalten.
    „Tja. Kämpfen willst du nicht, küssen auch nicht. Was mach ich also jetzt mit dir? Und nein, Calael suchen steht nicht auf der Wunschliste, ich darf dich nämlich nicht sterben lassen. Befehl von oben.“ Mijo lachte ihn aus, als Jason sich in eine Zimmerecke hockte und dort an die Wand kauerte, soweit von diesem Irren entfernt wie möglich. „Ehrlich, du bist süß, Kleiner. Ich würde dich ja gern an den Feind ausliefern, dann wärst du in Nullkommnix einer von uns und ich könnte dich nach Lust und Laune vernaschen.“ Jason musste bei diesen Worten einen verschreckten Eindruck machen, denn Mijo hob beschwichtigend die Hände und fügte hinzu: „Keine Angst, ich tu dir nichts. Ich mag es zwar, wenn meine Gespielen unter mir zappeln, schreien und stöhnen, aber nur vor Lust, bitte schön. Mit einem verstörten Sensibelchen wie dir kann ich nichts anfangen.“
    Mijo warf sich auf sein Bett und hielt plötzlich irgendein kleines Gerät in den Händen, einem zu breit geratenem Smartphone nicht unähnlich, mit dem er sich eingehend beschäftigte. Er beachtete ihn nicht mehr, wofür Jason wirklich dankbar war.
    Verstörtes Sensibelchen … Dieser arrogante Mistkerl! Wenn man ihn einfach entführt und das halbe Weltbild auf den Kopf gestellt hätte, wäre er auch nicht fröhlich!
    Ich muss mich zusammenreißen. Keine albernen Weglaufversuche mehr, kein kindisches ‚Ich will nach Hause zu Mama’. Wenn ich das alles überstehen will, brauch ich jedes bisschen klaren Verstand.
    „Wie soll das jetzt weitergehen? Was hast du mit mir vor?“, fragte er leise.
    Mijo warf ihm einen ungehaltenen Blick zu, schwieg aber.
    „Was will dieses Tribunal von mir?“
    Keine Antwort.
    „Oh, ich verstehe, du hast selbst keine Ahnung, hm?“
    Bevor er blinzeln konnte, war Mijo bereits bei ihm und riss ihn schwungvoll auf die Füße, mit einem Ausdruck ernster Verärgerung in den schwarzen Augen.
    „Sei froh, dass du noch gebraucht wirst, Menschlein!“, zischte er. „Du willst wissen, warum du hier bist? Ganz einfach, das Tribunal wartet seit Jahren darauf, dich schnappen zu können. Calael ist nicht irgendein Spiegelweltler, sondern der Sohn vom Obermotz. Er soll in einigen Jahren der Anführer dieser Plage werden, die mein Volk wie Nutzvieh missbraucht! Wenn wir ihm die Magie vorenthalten, die er durch deinen Tod gewinnt, haben wir ein probates Druckmittel, um wenigstens ein paar Sonderrechte auszuhandeln. Besseres Essen, größerer Freiraum bei Besuchen auf der anderen Spiegelseite. Die halten uns absichtlich knapp und egal wie groß und wie schön vergoldet, wir hocken in einem Käfig. Für dich als Person interessiert sich in Udeah kein Arsch, es geht

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