Splitterseelen
ausschließlich um den Vorteil, den du uns bringen kannst.“
Mit jedem Wort wurde Jason grob durchgeschüttelt, dass ihm die Zähne klapperten. Er stand kurz davor in Panik zu verfallen – er verstand das alles nicht, nichts davon! Klar war lediglich, dass Mijo ihm körperlich mindestens so überlegen war wie die drei Einbrecher damals, und dass diesmal kein Schutzengel kommen würde, um ihn zu retten …
Mijo spürte, wie verängstigt der junge Mann war, den er gerade beutelte. Jason war schuldlos, Mijos Zorn galt den Spiegelweltlern, nicht ihm. Es war noch nicht lange her, da war Mijo ebenfalls ein Mensch gewesen, ein Seelenzwilling. Vor sieben Jahren hatte man ihn aus dem Bett gerissen, auf die andere Seite des Spiegels gebracht und auf dem Ritualblock gefesselt. Andina, jenes Mädchen, das er Zeit seines sterblichen Lebens für seinen Schutzengel gehalten hatte, war neben ihm erschienen und hatte ihm mit einem seligen Lächeln im Gesicht die Kehle durchgeschnitten. Doch statt zu sterben war Mijo nach kurzer Bewusstlosigkeit wieder erwacht, vollkommen unversehrt und genauso vollkommen verwirrt. Andina hatte ihn befreit, einem Fremden in die Arme geschubst, der ihm verkündete, dass er von nun an ein seelenloser Dämon war. Seitdem fristete Mijo ein Dasein ohne Sinn, Ziel oder Hoffnung. Das Ritual hatte seinen Körper gewandelt, er besaß Kräfte, von denen er früher nicht einmal hätte träumen können. Was genau er dafür verloren hatte, war ihm nie richtig klar geworden –gefühllos war er jedenfalls nicht. Er war sehr viel stärker, kannte kaum Angst und war vielen Dingen gegenüber gleichgültiger als früher. Mijo trauerte seinem menschlichen Leben nicht weiter nach, die zweifelhaften Freunde von damals interessierten ihn nicht. Aber er war weder zum instinktgetriebenen Monster noch zur eiskalten Killermaschine mutiert. Die Dämonen waren sein Volk, seine Familie. Bei ihnen fühlte er sich sicher, viele von ihnen bedeuteten ihm etwas, im Guten wie im Schlechten. Die Spiegelweltler hasste er von ganzem Herzen … Dieses leckere Häppchen Mensch in seinen Armen hingegen weckte Appetit, er wollte zu gerne von ihm kosten.
Jason hyperventilierte, seine grünlich-braunen Augen wirkten riesig in dem bleichen Gesicht. Ein hübsches Gesicht, das Mijo gern mit Küssen bedecken würde. Und diese fein gestylten hellbraunen Haare durchwühlen. Stattdessen hielt er ihm den Mund zu, bevor er einen Sauerstoffkoller bekam, wodurch Jason endgültig die Kontrolle über sich verlieren würde. Er schrie gegen Mijos Handfläche, versuchte verzweifelt, sich von ihm loszureißen – vergebens.
„Schön ruhig, mein Süßer. Wenn du fertig damit bist, dich aufzuregen, werde ich dir alles erklären, okay?“ Er hielt Jason eisern fest, bis die Spannung aus dem schlanken Körper wich. Vorsichtshalber hob er ihn hoch und trug ihn zum Bett hinüber – nicht, dass der Kleine ihm schlapp machte! Um sicherzugehen, dass er nicht versehentlich über Jason herfiel, blieb Mijo auf Abstand. Er musste ihn nicht berühren, um ihm zu erklären, was hier in Udeah ablief.
Calael stand zornbebend in Jasons Studentenbude und musste sich arg zusammenreißen, um das Zimmer nicht in Schutt und Trümmern zu zerlegen. Dabei brauchte seine Wut dringend ein Ventil. Sein Seelenzwilling war fort und wenn ihn sein Saphir nicht täuschte, befand sich Jason nicht mehr auf der Erde. Und die hatte er unmöglich alleine verlassen können. Nur die Spiegelweltler beherrschten die Übergänge von einer Welt in die nächste. Und die Dämonen, wenn sie sich zusammentaten. Calael lächelte grimmig.
Sein Volk beherrschte seit ewigen Zeiten die Fähigkeit durch die Spiegel in andere Welten zu wandern, die über magische Portale verfügten. Manche waren kaum von der Erde zu unterscheiden, andere wiederum konnten einen Mann mit ihrer Fremdartigkeit in den Wahnsinn treiben. Vor etlichen Generationen fand sein Volk dann die Welt der Dämonen, die ihrer eigenen Heimat und auch der Erde sehr ähnlich war. Mit dem feinen Unterschied, dass die Dämonen über Magie verfügten. Diese Kräfte wollten die Udeahner ebenfalls nutzen und tatsächlich fanden sie eine Möglichkeit, die Dämonen anzuzapfen und ihnen ihre Kräfte zum großen Teil abzuschöpfen. Dadurch wurden die Dämonen unfähig selbst durch die Spiegel zu gehen. Diese Erkenntnis nutzten die Udeahner und in einem erbitterten Krieg machten sie so viele Gefangene, wie sie konnten und brachten sie nach
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