Sportreporter
habe keinen blassen Schimmer, was zwischen uns zu bereden wäre, aber in ihrer Stimmung schwingt eine unglückliche Endgültigkeit mit.
Aber warum kann das alles nicht noch warten, nur für heute? Nur ein paar Takte, wie die Schauspieler sagen. Warum kann nicht alles noch eine Weile beim alten bleiben? Warum kann nicht jede süße, irdische Wirklichkeit, die wir kennen oder zu kennen glauben, ein wenig länger dauern, ehe schon wieder das nahende Ende sein sachliches Haupt hebt? Walter »Ohneglück« Luckett schätzte mich absolut richtig ein. Ich mag nicht daran denken, daß diese oder jene Sache zu Ende geht oder sich auch nur verändert. Der Tod, dieser alte Gleichschalter, ist nicht mein Freund und wird es nie sein.
Aber das hier, was immer es ist, kann ich nicht wegschieben und will es vielleicht auch gar nicht. Sie ist heute wie besessen auf Veränderungen aus, die ganze Person signalisiert einen Wechsel. Nur gibt es dafür keine echte Notwendigkeit, oder? ( Tam-ta, tam-ta tam, pocht mein Herz.) Wir haben noch nicht mal gegessen, noch nicht mal von dem Lamm gekostet, das so hart sein wird wie ein Stück Holz. Ich muß erst noch ihren Vater und ihren Bruder kennenlernen. Ich hatte die leise Hoffnung, ihr Dad und ich könnten Busenfreunde werden, selbst wenn Vicki und ich nicht miteinander ins reine kommen sollten. Er und ich könnten trotzdem Freunde werden. Wenn er in einer Regennacht in Haddam oder Hightstown oder irgendwo sonst in meinem Ortsnetz eine Reifenpanne hätte, könnte er mich anrufen, ich würde hinfahren und ihn holen, wir würden zusammen einen trinken, während sich die Leute von Frenchy’s um seinen Wagen kümmerten, und er hätte, wenn er dann in der Jersey-Dunkelheit davonführe, die Gewißheit, einen Freund zu haben, der sein Vertrauen verdiente und der den Gang des Lebens mehr oder weniger mit den gleichen Augen sähe wie er. Vielleicht könnten wir den Bruder zum Fischen nach Manasquan mitnehmen (nicht nötig, die Frauen mit hineinzuziehen). Vicki könnte Sweet Lou Calcagnos Stiefsohn drüben in Bamber heiraten und als Frau eines Biervertreters ein wunderschönes Leben haben, umgeben von lärmenden Kindern. Und ich wäre der getreue Freund der Familie mit einem Herzen aus Gold. Ich würde die finstere Miene des abgewiesenen Liebhabers gegen das freundliche Auftreten eines weisen alten Onkels eintauschen. Das würde mir genügen; es wäre die natürliche Weiterführung der befriedigenden Gegenwart.
Vicki schaut, nachdem sie den Arm auf die Rückenlehne gelegt hat, aus dem Fenster, zu den Häusern am Arctic Spruce. Manchmal sind in ihrem Gesicht die Konturen der älteren Frau zu erkennen, die sie einmal sein wird, wenn ihre Züge eine neue Dimension annehmen werden, wenn ihr Kinn mehr Gewicht erhalten und ihr Wesen ernster sein wird als jetzt. Sie wird mit den Jahren zweifellos stämmiger werden, was nicht immer ein hoffnungsvolles Zeichen ist.
In dem Bernsteinlicht sind die Rasen so grün wie in England. In den Garageneinfahrten entlang der gewundenen, bordsteinlosen Straße stehen glänzende neue Wagen – Chrysler, Olds, Buicks –, und alle sehen sie stattlich und teuer aus. Mittendrin steht neben einem Haus ein prächtiger weißer RV. Rauch steigt fast überall aus den mit weißen Steinen gemauerten Kaminen, obwohl es bei weitem nicht kalt genug ist. An manchen Türen hängt noch die Weihnachtsdekoration. Der Wind, der mir auf den Fersen war, ist angekommen.
Wie ich sehe, hat jemand auf dem Rasen vor dem Haus der Arcenaults weiße Krockettore aufgebaut. Zwischen Ziel- und Wendepfahl liegt nicht der vorgeschriebene Abstand. Es sind für heute also Spiele vorgesehen, und das bietet mir die Gelegenheit, dem aufkommenden leeren Moment, den ich bereits spüre, zu entkommen.
»Laß uns spielen«, sage ich und drücke Vickis Arm wie ein guter Onkel. Ich will sie nicht mit irgendeinem Trick hereinlegen, sondern nur das trübsinnige, offene Schweigen unterbrechen, dessen Opfer wir geworden sind.
Sie sieht verblüfft aus, auch wenn sie’s nicht ist. Ihre Augen werden rund wie Pfennige. »Bei dem Wind, und wo’s doch gleich regnet?«
»Noch regnet’s nicht.«
»Mann-o-Mann-o-Mann«, sagt Vicki und schnalzt in rascher Folge ein paarmal mit den Fingern. »Aber bitte, es ist deine Beerdigung.« Und sie steht rasch auf und geht nach oben, um aus irgendeiner Abstellkammer die Krocketschläger zu holen.
Im Fernsehen bemüht sich CBS, unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Basketballspiel zu
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