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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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beschäftigen aber fünf Verkäufer, die jeden Kunden anfallen wie ein Rudel Kojoten. »Kann ich Ihnen helfen?« Und in ihren Augen kann man lesen: »Bitte, bitte lassen Sie mich helfen. Mein Job ist öde, schrecklich öde, ich habe nichts zu tun, nur rumstehen, in der Nase popeln und T -Shirts auf Kante legen. Bitte!!« Da fühle ich mich verpflichtet, was zu kaufen, weniger für mich. Für die Verkäufer.
    Es sei denn, sie sind so unerträglich perfekt. So beunruhigend schön, gestylt, wohlriechend, sexy. Eher Models als Verkäufer.
    Dann fühle ich mich schlecht. Klein und hässlich.
    Und das ärgert mich dann. Ich ärgere mich über mich. Über mein kleines Selbstbewusstsein. Aber wie kommt das? Ich meine, ich sehe ja öfter Leute, die attraktiver, modischer sind als ich selbst. Jeden Tag. Aber die ziehen an mir vorbei, und ich muss sie nicht fragen, was ich anziehen soll. Ob die Hose oder das Hemd, das an ihnen so toll aussieht, auch zu meinem kleinen, hässlichen Körper passt.
    aw:
    Ich ziehe mich extra schick an, bevor ich einkaufen gehe. Das ist so ähnlich wie Catherine, die in der Wohnung aufräumt, bevor die Putzfrau kommt.
    Ich glaube, am Ende geht es um Anerkennung. Um eine Art Lob. Von wem will ich Lob? Vom Chef, wenn es um meine Arbeit geht. Von den Kumpels, wenn es um die Sexyness meiner Frau geht. Und vom Boutiquenverkäufer, wenn es um meine eigene Schönheit geht.
    re:
    Ja, könnte sein. Vielleicht. Welches Lob, welche Anerkennung ist dir am wichtigsten?
    aw:
    Von wem, ist mir erst mal egal. Hauptsache, viel. Ich möchte jeden Tag geliebt, bewundert oder zumindest irgendwie wahrgenommen werden. Wenn ich so drüber nachdenke, ist das meine wichtigste Triebkraft überhaupt.
    re:
    Ich glaube, wir suchen vor allem den Beifall und die Anerkennung anderer Männer. Kein Beifall ist wichtiger, befriedigender, kostbarer. Ich finde es natürlich schön, wenn eine Frau für mich schwärmt. Oder besser noch: mehrere Frauen. So viele wie möglich! Aber diese Art Anerkennung ist ja vor allem deshalb etwas wert, weil ich sie in die Männerwelt tragen kann. Weil sie dort zu noch mehr Anerkennung führt. Noch mehr Bewunderung.
    Ich sage es mal so: Man will vor allem von den eigenen Leuten geliebt werden. Von der eigenen Herde.
    Du, Maxim, lebst in einer Familie. Du bekommst Anerkennung von deinen Kindern, für die du Superman bist, von deiner französischen Prinzessinnenfrau, für die du der haarige Fels bist. Reicht dir das?
    aw:
    Eigentlich nicht. Das ist seltsam, ich habe so viele Lobquellen, mehr jedenfalls als du. Aber letztlich will ich das Lob von denen, die mir gar nicht so nahe sind. Wenn meine Frau mich lobt, dann denke ich: Ist ja meine Frau, die muss an mich glauben. Wenn meine Kinder mich loben, denke ich: Okay, die haben nur einen Vater. Es gibt, um es ganz einfach zu sagen, eine Lobrangliste, in der das Familienlob eindeutig hinter dem Männerlob rangiert. Wenn meine Frau mich lobt, weil ich im Garten einen Maulwurf erlegt habe, dann finde ich das ganz schön. Wenn meine Töchter mich loben, weil ich mit ihnen einen lustigen Kranich gebastelt habe, dann ist das süß. Wenn aber mein Chef mich für einen Text lobt, dann trägt mich das durch den Tag.
    Die Familie ist kein Kompetenzzentrum des Mannes. Nicht die erste Lobabholstelle. Gewisse Dinge aus der Familienwelt trage ich auch ganz bewusst nicht in die Männerwelt. Weil sie dort nichts zählen. Keinen Wert haben. Nie würde ich meinen Kumpels von dem lustigen, selbst gebastelten Kranich erzählen – dafür bekomme ich nichts. Mit Ostgeld kann man im Westen nicht bezahlen.
    Für Frauen, vor allem wenn sie Mütter sind, ist das anders. Sie schaffen es, viel mehr Anerkennung und Befriedigung aus der Familie zu ziehen. Wenn Mütter mit anderen Müttern über sich reden, dann sprechen sie zuallererst über die Kinder, den Mann, den Kuchenbasar, die Schulprobleme, Geschwisterstreit. Die Familie, so erscheint mir das manchmal, ist wie eine Vergrößerung ihres eigenen Körpers.
    re:
    Ist dir eigentlich klar, dass wir sehr klassisch denken, argumentieren?
    Klassisch männlich. Vielleicht ist das beste Wort für Männlichkeit ja: Erfolg?
    aw:
    Dann sind wir männlich?
    re:
    Ja, ja. Wir sind männlich, meinetwegen. Du ja sowieso. Was hältst du eigentlich von Schönheitsoperationen?
    aw:
    Warum springst du

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