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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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eigentlich eitel?
    aw:
    Eitel? Nein, eigentlich nicht. Klinge ich eitel? Wie kommst du darauf?
    re:
    Ein Mann ohne Eitelkeit ist kein Mann. Ist nicht von mir, Maxim. Sondern von John Wayne. Der war auch Sheriff, so wie du. Und der männlichste Mann des 20. Jahrhunderts.
    aw:
    Ach so. Ja, natürlich bin ich eitel!
    re:
    Dachte ich mir. Benutzt du ein Parfüm oder mehrere? Überhaupt Kosmetika? Bist du ein gepflegter Mann?
    aw:
    Ich benutze ein Eau de Toilette. Das von Armani. Den Klassiker. Sehr edel, sehr elegant. Seit zwölf Jahren lebe ich in diesem Duft, und ich werde wohl auch nicht mehr wechseln. Es ist wie mit allem, was ich einmal für mich entdeckt habe. Es soll ja Leute geben, die mehrere Duftwässerchen haben. Für jede Stimmung eines. Wäre nichts für mich. Ansonsten benutze ich Nivea-Creme und einen Dove-Deoroller mit 24-Stunden-Frischegarantie. Ich dusche jeden Morgen, wasche alle vier Tage meine Haare, trage keine Slips, sondern Unterhosen, die ich alle zwei, drei Tage wechsle, was nicht ideologisch zu begründen ist, sondern mit meiner Faulheit zu tun hat. Meine Unterhosen sind schwarz wie meine Strümpfe, die ich versuche, jeden Tag zu wechseln.
    re:
    Okay. Du bist ein Mann mit einem Parfüm, einer Creme, einem Deo roller und einem Packen schwarzer Unterhosen. Ich vermute zudem Folgendes: Du kaufst deine Unterhosen im Fünferpack bei Kaufhof. Genauso wie den Fünferpack Socken und den Fünferpack T-Shirts. Du kaufst Klamotten überhaupt gerne in Packs, denn dann ist die Sache erledigt und hält lange vor. Du hast keine Ahnung, von welcher Marke deine Jeans ist, die du gerade trägst, wie der Schnitt heißt und bist dir, ohne in den Spiegel zu schauen, auch nicht sicher, ob dein T-Shirt, das du gerade trägst, einen V-Ausschnitt hat, einen Polokragen oder einen Rundausschnitt.
    Ich stelle weitere Vermutungen an: Du kaufst nicht gerne ein. Du magst es, wenn du dich um diese Dinge nicht kümmern musst. Du magst es, wenn Catherine dir Sachen kauft und du Catherine fragen kannst: Was soll ich anziehen?
    Dein letztes Jackett hast du dir zu deiner Hochzeit gekauft, es ist Teil deines Hochzeitsanzuges. Du besitzt ungefähr vier Paar Schuhe. Von denen du eigentlich nur zwei regelmäßig trägst. Je nachdem, ob es draußen nass ist oder trocken. Du besitzt vier Hosen. Einen Mantel. Einen Schal. Eine Mütze.
    Du könntest auch einen Zwei-Wochen-Urlaub locker mit Handgepäck bestreiten. Wenn dir jemand sagen würde: So, jetzt mach dich mal zurecht, nimm dir ein bisschen Zeit, holst du dir schnell einen runter, weil du denkst: Die Zeit kann ich doch viel besser nutzen, als mir Pampe in die Haare zu schmieren.
    Ist es nicht so?
    Du bist nicht eitel. Du bist ein Mann in den mittleren Jahren mit einem leicht unterdurchschnittlichen Bestand an Kosmetika und Modeartikeln.
    aw:
    Der Mann, den du beschreibst, der seine Socken einzeln, in Seidenpapier eingerollt, kauft, der genau weiß, welche Jeansmarke mit welchem Schnitt gerade getragen wird und welche Form der Ausschnitt seines T-Shirts haben sollte, und ob Jeansschnitt und Ausschnittform auch wirklich zusammenpassen, dieser Mann ist nicht eitel, sondern besessen. Dieser Mann, lieber Jochen, ist eine Modemuschi, so wie du.
    Dies alles hat aber nichts mit der klassischen Eitelkeit des Mannes zu tun, die ja gerade darin besteht, eigentlich gar nichts zu machen und sich trotzdem toll zu finden. Das ist, wenn du so willst, die höchste Form der Eitelkeit. Weil der Mann sich genau so liebt, wie er nun mal zufällig ist. Es gibt eine Menge hässlicher, schlecht angezogener, sogar ein wenig müffelnder Männer, denen man ohne große Mühe einen ausgeprägten Hang zur Eitelkeit nachweisen kann.
    Ja, ich kaufe meine Socken und Unterhosen im Fünferpack. Ja, ich mag Kaufhäuser. Ich mag keine Boutiquen. Ich brauche nur die Tür zu einer Boutique aufzumachen und fühle mich schon schlecht.
    re:
    Lieber Maxim, das Wort »Boutique« gibt es in Berlin seit dem Mau erfall nicht mehr. Fragst du nach einer »kleinen exklusiven Herrenboutique«, könnte es sein, dass du in einer Erdgeschosswohnung landest mit rötlichem Licht, wo man nichts kaufen kann außer einem Piccolöchen für die Dame und anschließend die Dame. In der Boutique mit Monique. Verstehst du?
    Aber ich ahne, was du meinst. Dieses Boutiquengefühl habe ich auch.
    Die kleinen Läden sind oft leer,

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