Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
Vom Netzwerk:
machen. Und manchmal lässt ihn die Frau sogar gewinnen, weil er ihr leidtut. Das ist, mein lieber Jochen, der Handlungsrahmen einer gut gehenden Ehe. Die schlechten Ehen zerbrechen nach sieben Jahren. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
    aw:
    Dir ist schon klar, dass deine Beschreibungen mich der Ehe keinen Schritt näher bringen, oder? Was mir noch nicht klar ist: Du beschreibst das Dealen, wenn der Mann schon nichts mehr zum Dealen hat. Aber wie beginnt das Dealen? Wo liegt der Ursprung? Was war dein erster großer Deal, Maxim?

Tag 23
    An dem deutlich wird, warum Männer beim Dealen mit Frauen fast immer verlieren und wie eine Männerwaschstraße funktioniert
    Lieber Jochen, ich habe in den vergangenen Jahren so viele Deals ge macht, Hunderte, Tausende, mehr jedenfalls, als die Milchstraße Sterne hat. Die ersten Deals sind deshalb meiner Erinnerung entglitten.
    Was ich aber weiß, was ich mit Sicherheit sagen kann: Der Ursprung liegt am Anfang. Das Dealen beginnt, wenn du dich verliebst.
    Catherine mochte mich am Anfang nicht besonders. Wir waren beide in Paris, wir waren Studenten, und Catherine hatte sich gerade von ihrem Verlobten getrennt, der ihr nicht stabil genug erschien. Nicht zukunftsträchtig. Genauso wenig wie ich. Bei mir sah sie allerdings Potenzial. Das sagte sie mir später. Potenzial wofür? Der Mann ihres Lebens zu werden. Der Vater ihrer Kinder. Das klingt klischeehaft, aber ich kann nur von meiner Erfahrung erzählen. Und meine Erfahrung ist: Frauen ticken so. Männer suchen nach Frauen mit Schönheit. Frauen suchen nach Männern mit Potenzial. Um Catherine von mir zu überzeugen, um das Potenzial, das sie sah, zu bestätigen, musste ich Beweise liefern.
    aw:
    Beweise wofür?
    re:
    Für meine Reife, meine Ernsthaftigkeit, meine Verantwortung, meine Liebe. Frauen fordern diese Beweise ein. Sie wollen harte, klare, dokumentierbare Gründe, warum sie sich mit einem Mann einlassen sollen.
    aw:
    Frauen entscheiden nach Aktenlage.
    re:
    Absolut. Ich weiß nicht mehr, wie viele Beweise ich in den 17 Jahren meiner Beziehung geliefert habe. Hunderte, Tausende. Es hört ja nie auf. Aber ich erinnere mich an meine erste Prüfung, damals im Sommer, in den Anfangsmonaten unserer Beziehung. Unser erster gemeinsamer Urlaub führte uns in die Berge. Nicht weil ich in die Berge wollte. Sondern weil Catherine und ihre gesamte Familie die Berge lieben. Catherine fragte mich aus: Wie stehe ich zu Bergen? Habe ich Erfahrungen mit Bergen? Respektiere ich die Berge? Vor allem aber: Wie stehe ich zu den trägen, fantasielosen, oberflächlichen Männern, die lieber ans Meer fahren, statt oberhalb der Baumgrenze durchs Berggeröll zu steigen? Um es kurz zu machen: Bin ich ihr Bergmann?
    Ich lief zwei Wochen durch die Berge. Französische Alpen, Parc de la Vanoise, hoher Schwierigkeitsgrad. Am vierten Tag trug ich sie die letzte Steigung zur Berghütte hoch. In meinen Armen. Danach hatte sie das erste Mal dieses Ich-habe-meinen-Bergmann-Glitzern in den Augen.
    aw:
    Und Freudentränen! Und Glücksschauer liefen minütlich durch ihren entkräfteten Körper! Und auf der Bergspitze pflücktest du ihr ein Edelweiß, das Catherine trocknete, presste und später in euer Hochzeitsalbum klebte!
    re:
    Woher weißt du das?
    aw:
    Näschen.
    re:
    Mach mir meine Geschichte nicht kaputt. Hör einfach zu.
    Frauen, davon bin ich überzeugt, suchen sich Männer, in denen sie etwas erkennen. Nicht viel, Frauen sind realistisch. Aber genug, um sich mit einem Mann zu beschäftigen. Sie halten eine Art Rohling in der Hand, unbehauen, ungeschliffen. Dann beginnen sie zu klopfen. Frauen sehen sich oft als Bildhauer. Man gibt ihnen ein graues Stück Granit in die Hand. Darauf klopfen sie dann für den Rest ihres Lebens herum.
    Diese erste Beweiserbringungsphase ist für den Mann eine recht demütige Zeit. Er muss sich würdig erweisen, und wenn er denkt, irgendwann wäre es endlich bewiesen, beginnen neue Prüfungen. Im Prinzip kann man als Mann nie sein Beziehungsdiplom machen, weil die Frau schon längst wieder weiter ist, weitergerannt in die nächste Beziehungsphase. Sie hat immer einen Vorsprung.
    Ich glaube, Frauen wollen in Beziehungen immer etwas mehr als ein Mann. Mehr aufgehen, mehr Nähe, mehr Verschmelzung. Der Familiengedanke ist ihnen nahe, sie gehen in eine höhere Existenzform über. So wie vom Kapitalismus in

Weitere Kostenlose Bücher