Sprechende Maenner
fällt meistens wegen Landlebens weg. Der Ãberraschungsdonnerstag ist eine salomonische Entscheidung. Er gehört nicht ihr, nicht mir. Er ist einfach da.
Wenn ich jetzt sagen würde: »Geliebte Frau, Mutter meiner geliebten Kinder, ich habe nachgedacht. Die Frucht meiner Gedanken ist: Der Donnerstag wird von nun an mein zweiter FuÃballtag. Gewöhne dich daran, es ist doch nur ein Tag«, dann würde unsere Woche nicht mehr gerecht sein. Es gäbe eine Unwucht.
Das allein wäre noch kein Problem. Eine Unwucht kann normalerweise ausgeglichen werden. Die Frage wäre nur, womit?
Die Wochentage sind schon verbraucht. Das heiÃt, ich müsste etwas anbieten können, das diesen, meinen Donnerstag ausgleicht. Verstehst du das?
aw:
Nee. Parität? Rundfunkrat? Unwucht? Was macht ihr da?
re:
Okay, ich will dir das von Anfang an erklären. Eine Familie funktioniert nur dann, wenn alle das Gefühl haben, es gehe ausgewogen und gerecht zu. Da nun jeder eine andere Idee von Gerechtigkeit hat, gibt es in der Familiengründungsphase heftige Kämpfe um die Ver teilung von Zeit, Geld und Arbeit. Wer macht wie viel? Und was bekommt er dafür? Hat sich dann ein gewisses System etabliert, ist es fast unmöglich, es zu verändern. Eine MaÃnahme verlangt AusgleichsmaÃnahmen. Es finden Deals statt. Catherine könnte zum Beispiel sagen: »Wenn du den Donnerstagabend dauerhaft für dich willst, dann feiern wir die nächsten sechzehn Jahre Weihnachten bei meinen Eltern.« Wahrscheinlich würde sie aber noch ganz anders argumentieren. Sie würde sagen: »Schade, dass dir dieser Moment der Gemeinsamkeit so unwichtig ist, dass du nur darauf sinnst, FuÃball zu spielen und mit deinen Kumpels Bier zu trinken. Es gab mal eine Zeit, da konntest du nicht genug von mir bekommen.« Und ganz schnell wird aus der kleinen Donnerstagsfrage eine prinzipielle Frage. Deshalb, lieber Jochen, muss man einen sehr guten, sehr wichtigen Grund haben, um an einem Familienwochenplan etwas zu verändern.
aw:
Lieber Maxim, bei euch geht es ja zu wie bei der IG Metall. Gerechtigkeit, Ausgewogenheit! Du schreibst von Kämpfen. Verteilungskämpfen, Positionskämpfen, Zeitkämpfen. Sogar Arbeitskämpfen.
Du schreibst von »Deals«. Du bist nicht nur Ehemann, Vater, sondern auch Dealer. Was wird denn so vertickt in der Ehe?
re:
Mein lieber MOIG -Boy, es ist natürlich schön, sich vorzustellen, es seien die groÃen Gefühle, die unser Leben bestimmen. Aber meistens sind es dann doch die kleinen Verabredungen. Beziehungen, die nur auf Liebe und Romantik setzen, sind groÃen Gefahren ausgesetzt. Du musst dealen, du musst kämpfen und immer auf der Hut sein. Das oberste Prinzip in der Ehe lautet: Alles hat seinen Preis. Das heiÃt, du bekommst nichts, ohne dafür zu bezahlen. Und immer wenn du denkst, du hättest gerade ein Schnäppchen gemacht, gar einen kleinen Gewinn kassiert, dann sitzt du vermutlich ziemlich in der ScheiÃe. Beim Poker gibt es Fische und Haie. Und es gibt die alte Regel, die besagt, dass, wenn du nicht weiÃt, wer am Tisch der Fisch ist, du es wahrscheinlich selbst bist. Genauso ist es in der Ehe.
Du fragst nach den Deals. Zunächst musst du wissen, dass Männer generell schlechte Dealer sind. Das liegt an ihrer Ungeduld. Männer wollen immer irgendetwas. Meistens wollen sie etwas verändern. In den allermeisten Fällen geht es um bereits geschlossene Deals, bei denen sie nicht richtig nachgedacht haben. So sind die Frauen von Anfang an in der besseren Position. Sie lassen die Männer kommen, hören sich ihre Klagen an und denken lange und gründlich über einen Preis nach. Wenn dieser Preis den Männern zu hoch ist, zucken die Frauen mit den Schultern und gehen wortlos ihrer Wege. Sie wollen ja nichts verändern. Irgendwann gibt der Mann nach und bezahlt den viel zu hohen Preis. Nach einem Dutzend solcher Deals (etwa nach vier Ehejahren) ist der Mann zahlungsunfähig. Er hat nichts mehr, was er geben kann.
Das ist der Moment, auf den die Frau gewartet hat. Sie macht ihm ein Ãbernahmeangebot, das in etwa lautet: Deine Schulden gegen deine Eier. Anfangs wehrt sich der Mann ein bisschen (daher kommt der Ausdruck rumeiern). SchlieÃlich fügt er sich in sein Schicksal. Zu diesem Zeitpunkt sind etwa sieben Ehejahre vergangen. Der Mann versucht von Zeit zu Zeit noch einen kleinen, preisgünstigen Deal zu
Weitere Kostenlose Bücher