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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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Tag nach der Liebe. Aber jeden Tag oder mehrmals in der Woche jemanden zum Begehren.
    So viel zur Liebe. J.
    aw:
    Das verstehe ich nicht. Du hast mir erzählt, du würdest große Teile deines Privatlebens damit verbringen, in abgedunkelten Bars und bei Rum-Longdrinks über die Liebe zu reden. Worüber redest du denn da, wenn sie nur noch ein Ding aus dem vergangenen Jahrtausend ist?
    re:
    Lieber Maxim, ich rede in Bars nicht über Liebe. Ich weiß, ich habe das geschrieben, und du hast es geglaubt, aber ich habe mich verschrieben.
    Ich rede in der Bar mit Freunden über Frauen. Über das Begehren. Meinetwegen auch über Sex, dort führt das Begehren ja manchmal hin. Wir reden auch über Beziehungen, die andere Leute führen. Manchmal sagt einer von uns: »Ich möchte mich verlieben.« Aber es geht auch dann, glaube ich, nur ums Begehren oder das Begehrtwerden. Das hat alles aber nichts mit Liebe zu tun.
    Liebe ist die Freundschaft mit einer Frau inklusive Sex. Eine bessere Definition fällt mir nicht ein. Von der Liebe erwarte ich eigentlich nur, dass sie irgendwann endet. Liebe muss man erkennen, pflegen, schätzen, behüten, dran arbeiten, auffrischen, genießen, lebendig halten, feiern, verabschieden, in Ehren halten, erleben, ersehnen. Vor allem aber muss man an sie glauben. Man darf sie nicht verraten, totschweigen, für selbstverständlich halten, überfrachten, wegwerfen, zu leicht nehmen, vernachlässigen.
    Die Liebe soll zum Glück führen, aber ich kann Glück eigentlich nur akzeptieren, wenn ich es auch kontrollieren kann, wenn ich es selbst hervorgebracht habe, durch Arbeit, Mühe oder Nachdenken. Aber einfach so, vom Himmel geflogen, als Wunder, Geschenk, völlig grundlos und willkürlich? Schwierig.
    Ich will die Liebe nicht schlechtmachen, und vielleicht liegt es auch am trüben Wetter vor meinem Fenster, an dem leberwurstfarbenen Himmel, aber ich bin nicht in Liebesstimmung. Liebe führt ja immer zu was, Maxim. Liebe ist ja nie einfach nur Liebe. Liebe hat Folgen. Kinder, Einbauküchen, Haushalte, Gärten, Familienurlaube, Wochenendhäuser, Schwangerschaftskurse, noch mehr Kinder, Kinder geburtstage, Familienfeste, Gesellschaftsspiele am Wochenende, Paare- laden-Paare-zum-Essen-ein-Abende. Das ist der Rattenschwanz der Liebe. Er ist ungefähr 20 Meter lang und behangen mit allen möglichen Scheußlichkeiten.
    Und nach fünfzehn Jahren, mit der Scheidung, muss man den ganzen Schwanz wieder abschneiden und vergraben.
    Darum schätze ich das Begehren. Es ist nicht sehr haltbar, aber intensiv. Einatmen, high werden, wieder runterkommen.
    Vor allem aber führt das Begehren, wenn man geschickt damit umgeht, zu nichts. Es ist ohne Gewicht. Es hat kaum Folgen oder unangenehme Nebenwirkungen. Die Unangenehmste ist die Sehnsucht. Aber Sehnsucht ist nur am Morgen unangenehm. Und am Abend am schönsten, lebendigsten.
    Liebe ist die Freundschaft mit einer Frau inklusive Sex.
    Muss da mehr sein?
    PS : Ich bin nur ein Liebeslaie. Du bist Profi, Maxim. Du bist Dr. Love. Du hast sicherlich Antworten. Was soll ich von der Liebe erwarten?
    aw:
    Lieber Liebeslaie, ich bin verheiratet, und ich liebe meine Frau. Und meine Kinder. Und meine Eltern. Ach so, mich liebe ich, meistens jedenfalls. Von diesen ganzen Liebesgeschichten kann ich erzählen.
    Ich fange vielleicht mit Catherine an, ich schätze, das interessiert dich am meisten. Okay, ich würde da zwischen zwei Erscheinungsformen der Liebe unterscheiden. Es gibt zum einen dieses warme, innige Zugehörigkeitsgefühl. Ich würde es die Geborgenheitsliebe nennen. Dieses Gefühl entsteht nach ein paar Jahren, es beruht auf Erfahrung, Vertrauen und Nähe. Es ist wie ein Geländer, an dem man sich langbewegen kann. Wie eine warme Höhle, die einem Schutz und Ruhe bietet. Überall sonst müssen wir funktionieren, einem Bild entsprechen. In der Höhle muss man sich nicht verstellen, man kann so traurig oder glücklich sein, wie man gerade ist. Die Geborgenheitsliebe gibt mir Sicherheit. Ich kann die Augen schließen und mich fallen lassen.
    Daneben gibt es dieses flirrende, prickelnde Gefühl, das manchmal kurz auftaucht und gleich wieder verschwindet. Ein paar Herzschläge lang ist es da. Man kann es nicht herbeirufen und auch nicht festhalten. Manchmal fühlt es sich wie Strom an, und ich habe mich schon mal gefragt, ob es irgendwo in unserem Körper

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