Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
Vom Netzwerk:
Sie befreien mich von vielen Fragen, die dich martern. Kinder dürfen nicht der einzige Lebenszweck sein, man darf sich nicht hinter ihnen verstecken. Aber selbst wenn man das täte, fände ich das besser, als sich hinter all den Möglichkeiten und Ängsten zu verstecken, so wie du.
    Warum traust du es dir nicht zu, ein Familienvater zu werden und gleichzeitig ein vitaler, wacher Mann zu bleiben? Ich glaube, du könntest das, du stehst dir nur selbst im Weg. Wirf die Knete weg, Jochen, und bau mal was Solides. Du bist jetzt nämlich schon ein großer Junge. Ich sage nicht: erwachsen.
    aw:
    Warum klingelst du an meiner Haustür, Pater Leo, und bietest mir dein Lebensmodell an wie eine Tüte Äpfel und das Neue Testament?
    Das finde ich an Paaren anstrengend: die Mission. Dieses: Wann willst du denn endlich so leben wie wir? Ich möchte darauf eine kurze Antwort geben: Vermutlich nie. Also klingle bitte woanders, Pater Leo.
    Ich habe nie behauptet, dass meine Freiheit aufregend ist. Ich verstehe aber auch nicht, warum du denkst, dass man mit Freiheit »etwas anfangen muss«. Muss man? Ich sitze gern in Bars, gehe essen, schaue Filme, treffe Freunde. Das muss dir nicht gefallen, du musst es nicht für wertvoll halten, genauso wenig wie ich dein Leben für wertvoll halte, nur weil du zwei Kinder hast.
    Mein Leben hat eine Form, Maxim. Nur eben nicht die Form deines Lebens. Die Mutti-Vati-Kind-Form. Das scheint dich mehr zu verunsichern als mich.
    Es ist ganz einfach so: Ich finde es aufregender, in einer Bar zu sitzen, als im Buddelkasten. Das ist aber nur mein Empfinden. Ich würde nicht zu dir sagen: Warum sitzt du da mit deinen nervenden Kindern im Sand rum? Weil ich davon ausgehe: Das macht dir Spaß. Also sitze im Sand, Maxim. Kein Problem.
    Du hast recht, ich mag die Sehnsucht. Du dagegen kannst mit ihr nichts anfangen. Sie macht dich unsicher. Ich aber lege meinen Arm um die Sehnsucht und sage: I love you.
    Du klingst, Maxim, wie ein Familien-Nazi, wenn du vom »richtigen Leben« sprichst. Wow, was ist das denn? Das richtige Leben? Du meinst wahrscheinlich dein Leben. Deinen Vati-Mutti-Kind-Traum. Du wirst mein Leben nicht begreifen, wenn du es mit deinen Maßstäben misst.
    Ich frage mich, was dich an meinen Gedanken so beunruhigt. Ich komme mir vor wie der Teufel, der einen Fuß in deinen Familienhimmel setzt.
    Â»Bau mal was Solides«, schreibst du.
    Bist du das, Maxim, oder der Mann von der Bausparkasse?
    Â»Warum traust du dir nicht zu, ein Familienvater zu werden?«, schreibst du.
    Warum glaubst du, dass alle dort ankommen sollten, im Paarleben? Und wenn nicht, dann sind sie unglücklich, nicht erwachsen oder werfen ihre Leben weg? Ich verdamme keine Paare oder das Familienmodell, Maxim.
    Es ist eher so, dass du mein Modell verdammst.
    Du schreibst: »Meine Kinder befreien mich von vielen Fragen, die dich martern.« Das ist schön. Aber mich interessieren gerade die Fragen. Vielleicht mehr als die Antworten. Mich interessiert: Wie lebe ich richtig?
    Dich interessiert: Wie bekomme ich die Bestätigung dafür, dass ich richtig lebe?
    re:
    Lieber Jochen, ich will dich nicht missionieren. Mein Eindruck ist nur, dass du nicht zufrieden bist mit deiner Situation, dass du nach etwas suchst. Mir fiel auf, dass du dir viele Fragen stellst, dass du Probleme siehst, die irgendwann auftauchen könnten. Und was ich dir im Grunde nur sagen wollte, war: Vergiss die ganzen Schwierigkeiten und lauf ein paar Schritte, ohne nachzudenken. Hab den Mut, etwas anzufangen, ohne schon zu wissen, wie es endet. Ich wollte dir einen kleinen Schubs geben. Einen lieben Schubs.
    Interessant finde ich die Rollenverteilung in unserer Männerfindungsgruppe. Du willst mich zum Grübeln bringen und ich dich zum Handeln. Du meinst, ich müsse mir mehr Fragen stelle, und ich rate dir, nicht so viel nachzudenken. Wir empfehlen uns also gegenseitig das, was wir für uns als richtig erkannt haben. Weißt du übrigens, dass du mich an Catherine erinnerst? Die will auch, dass ich mehr in mir suche. Wir sind dabei, ein richtiges Paar zu werden, du und ich. Mit Streits und allem Drum und Dran. Ich würde vorschlagen, dass wir den Sex erst mal außen vor lassen …
    aw:
    Ich bin wie Catherine. Und du bist wie mein Vater. Meine Mutter ist eigentlich auch wie Catherine. Also bin ich wie meine Mutter. Aber die ist gar nicht so wie ich. Alles ist so durcheinander. Alles ist

Weitere Kostenlose Bücher