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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die wie Signal-feuer einer Landebahn wirkten. Hungrige Flammen züngelten aus den Fenstern des Bürowagens hervor. Der Unimog war nur noch ein Feuerball. Die Kabine des Lastwagens war ein orangefarbener Höllenschlund. Aber der Kran, das war sein Meisterstück. Der Kran war ein tosendes, hellgelbes Lichtermeer, eine aufrechte, lodernde Fackel inmitten der Baustelle.
    »Demo-scheiß-lierungen!« brüllte er.
    Doch dann meldete sich wieder ein Anflug von Vernunft.
    Er wagte es nicht, auf demselben Weg zurückzufahren, auf dem er gekommen war. Bald würde die Polizei hier auftauchen, vielleicht war sie sogar schon unterwegs. Und die Feuerwehr. Ob er weiter vorne rausfahren konnte, oder war er eingesperrt?
    Heron Place. Er könnte es am Heron Place versuchen.
    Der Abhang hatte an dieser Stelle zwar fünfundzwanzig Prozent Steigung, vielleicht sogar dreißig, und er würde mit dem Wagen voll durch die Straßenabsperrung brechen müssen, aber wenigstens war das Schutzgeländer nicht mehr da. Er glaubte, daß er es schaffen würde. Ja, er würde es schaffen.
    Heute nacht gelang ihm alles.
    Er lenkte den LTD rutschend und schliddernd durch das unfertige Straßenbett. Aus Vorsicht hatte er nur das Standlicht eingeschaltet. Als er rechts über sich die Straßenbeleuchtung des Heron Place entdeckte, gab er etwas mehr Gas und beobachtete die Tachonadel, die über vierzig kletterte, während er den steilen Abhang hinaufkroch. Sie stand auf fünfzig, als er die Kuppe anvisierte und hinaufschoß. Auf halbem Wege drehten die Hinterreifen durch und verloren den Bodenkontakt. Er schaltete einen niedrigeren Gang ein.
    Der Motor röhrte einmal auf, und der Wagen machte einen Satz nach vorn. Er war mit der Nase schon fast über den Randstein, als die Räder wieder durchdrehten und Schnee, Steine und gefrorene Erdklumpen hochwirbelten. Einen Augenblick hing er in der Luft, doch dann funktionierte der einfache Vorwärtsantrieb des LTD – vielleicht in Gemeinschaft mit purer Willenskraft – und trug ihn auf die Straße hinauf.
    Mit der Stoßstange stieß er die schwarzweiße Straßensperre zur Seite. Sie fiel in eine Schneewehe und wirbelte eine verträumte, kleine Schneewolke auf. Als er den Randstein runter sich hatte, war er fast erschrocken, sich wieder auf einer normalen Straße zu befinden. Als ob gar nichts geschehen wäre. Er schaltete den normalen Fahrgang ein und fuhr mit ruhigen vierzig Stundenkilometern die Straße entlang.
    Er wollte schon auf den Heimweg abbiegen, als ihm einfiel, daß er ja Spuren hinterließ, die der Schnee oder die Räumfahrzeuge frühestens in zwei Stunden beseitigen würden.
    Also folgte er, anstatt in die Crestallen Street einzubiegen, der Heron bis zur River Street und fuhr auf dieser weiter bis zur Route 7. Seit es zu schneien angefangen hatte, war nur wenig Verkehr auf den Straßen gewesen, aber es war noch genug, um die Schneedecke auf der Straße in eine rutschige Masse zu verwandeln.
    Er reihte sich in die Spur der anderen Wagen ein, dielxach Osten fuhren, und beschleunigte langsam auf sechzig.
    Er fuhr gut zehn Meilen auf der Route 7, bevor er in die Stadt zurückkehrte und in die Crestallen einbog. Unterwegs traf er ein paar Schheepflüge, die sich wie gigantische orangefarbene Doggen mit glühenden gelben Augen durch die Nacht schaufelten. Ab und zu warf er einen Blick zur Baustelle hinüber, aber im wirbelnden Schneesturm konnte er dort nichts erkennen.
    Auf halbem Weg nach Hause stellte er plötzlich fest, daß es im Wagen, obwohl die Heizung lief und alle Fenster hochgedreht waren, kalt war. Er sah sich um und entdeckte das Loch in der hinteren rechten Scheibe. Auf dem Rücksitz lagen Schnee und Glassplitter.
    Wie ist denn das passiert? fragte er sich verwirrt. Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Er kam von Norden in die Crestallen Street und fuhr direkt zu seinem Haus. Es stand noch genauso da, wie er es verlassen hatte. Das Küchenlicht, das er angelassen hatte, war das einzige Licht an der gesamten Straßenfront. Es standen keine Polizeiwagen vor dem Haus, aber die Garagentür war offen.
    So eine Dummheit. Man machte die Garagentür immer zu, wenn es schneite. Deshalb hatte man ja ein Tor, um seinen Besitz vor den Elementen zu schützen. Das hatte sein Vater immer zu ihm gesagt. Sein Vater war auch in der Garage gestorben, wie Johnnys Bruder, aber Ralph Dawes hatte sich nicht umgebracht. Es war ein Schlaganfall gewesen. Ein Nachbar hatte ihn gefunden. Er hatte noch seine

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