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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dafür gekriegt habe? Tausend Dollarf Können Sie sich das vorstellen? Das sind fünfundvierzig Prozent Verlust in nur einem Jahr! Aber ich kann alle ‘71-Vegas, die ich in die Hände kriege, für fünfzehn, sechzehnhundert Dollar loswerden. Nun frage ich Sie, was sind das für Autos?«
    »Sie sind sehr klein?« fragte er vorsichtig.
    »Das sind verdammte Maxwell-House-Kaffeekannen!« rief Magliore aufgeregt. »Keksschachteln auf Rädern! Man braucht sie bloß mit schiefen Augen anzusehen und kurz zu husten, schon fällt der Motor raus oder der Auspuff runter oder das Lenkrad bricht ab. Pintos, Vegas, Gremlins, es ist alles dasselbe. Kleine Selbstmordkisten. Die kann ich so schnell verkaufen, wie ich sie reinkriege, aber so ein gutes, sauberes Auto wie einen Chevy Impala, den muß ich verschenken, um nicht darauf sitzenzubleiben. Und Sie wünschen mir ein gutes, neues Jahr! Jesus, Maria und Joseph, der Zimmermann!«
    »Das paßt gut zur Jahreszeit«, kicherte er.
    »Es ist sowieso nicht der Grund, warum ich angerufen habe«, fuhr Magliore fort. »Ich wollte ihnen gratulieren.«
    »Gratuwas?« Er war ehrlich verdutzt.
    »Sie wissen schon. Krach-Krach-Bumm-Bumm.«
    »Oh, Sie meinen …«
    »Psst, nicht am Telefon. Bleiben Sie cool, Dawes.«
    »Klar. Krach-Krach-Bumm-Bumm. Das ist gut.« Er lachte.
    »Das waren doch Sie, oder?«
    »Ihnen würde ich nicht mal meinen zweiten Vornamen sagen.«
    Magliore brüllte vor Lachen. »Das ist gut. Sie sind sehr gut, Mr. Dawes. Sie sind zwar ein Spinner, aber wenigstens ein intelligenter. Ich bewundere das.«
    »Danke«, sagte er und schluckte ganz intelligent den Rest seines Drinks herunter.
    »Ich wollte Ihnen auch noch mitteilen, daß da unten alles nach Plan weiterläuft. Froh und munter.«
    »Was?«
    Das Glas schlüpfte ihm aus den Fingern und rollte über den Teppich.
    »Sie haben natürlich für alles Ersatzmaschinen, Dawes.
    Für manche Maschinen sogar doppelten Ersatz. Sie müssen ihre Leute bar ausbezahlen, bis die Bücher wieder in Ordnung sind, aber die Arbeit geht auch so weiter.«
    »Sie spinnen.«
    »Nein. Ich finde nur, Sie sollten es wissen. Ich hab’s Ihnen ja gesagt, Dawes, manche Dinge können Sie einfach nicht beseitigen.«
    »Sie Mistkerl, Sie lügen. Warum rufen Sie einen so armen Mann zu Weihnachten an und erzählen ihm Lügen?«
    »Ich lüge nicht. Jetzt sind Sie wieder dran, Dawes. In diesem Spiel werden immer Sie am Drücker sein.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Sie armer Spinner.« Magliore schien wirklich Mitleid mit ihm zu haben, und das war das Schlimmste. »Ich glaube, das wird auch für Sie kein gutes Jahr werden«, sagte er und legte auf.
    Das war Weihnachten.

26. Dezember 1973
    ER fand einen Brief von IHNEN im Briefkasten (er hatte sich angewöhnt, an die Leute von der Stadtverwaltung nur noch in Personalpronomen zu denken, die er sich in Großbuchstaben, in riesigen, zerlaufenden Lettern gedruckt vorstellte, wie sie auf Plakaten von Horrorfilmen zu sehen waren), als wollten SIE ihm bestätigen, was Magliore ihm erzählt hatte.
    Er nahm ihn in die Hand, betrachtete den steifen weißen Geschäftsumschlag und empfand dabei so ziemlich alle negativen Gefühle, zu denen der menschliche Geist fähig ist: Verzweiflung, Haß, Angst, Wut, Verlorenheit. Am liebsten hätte er ihn in tausend Stücke zerrissen und in den Schnee geworfen, aber ihm war klar, daß er das nicht tun konnte. Er öffnete ihn, wobei er den Umschlag beinahe in der Mitte durchriß, und stellte fest, daß er sich vor allem betrogen fühlte. Sie hatten ihn angeschmiert. Reingelegt. Er hatte ihre Maschinen und Geschäftsbücher zerstört, und sie waren einfach mit ihrem Ersatzzeug dahergekommen und hatten weitergearbeitet. Ebensogut könnte er versuchen, alleine gegen die chinesische Armee anzukämpfen. 
    Jetzt sind Sie wieder dran, Dawes. In diesem Spiel werden immer Sie am Drücker sein.
    Die anderen Briefe waren alles vorgedruckte Formulare gewesen: Lieber Freund, bald wird ein großer Kran bei Ihnen vorbeikommen und Ihr Haus einreihen. Bereiten Sie sich auf dieses aufregende Ereignis vor. WIR VERSCHÖNERN IHRE STADT!
    Aber dieser Brief war nicht von der Baubehörde, sondern vom Stadtrat, und er war ›persönlich‹: 

    20th Dezember 1973

    Mr. Barton G. Dawes
    1241 Crestallen Street West
    M-——-, W-——

    Sehr geehrter Mr. Dawes,

    Wir haben in Erfahrung gebracht, daß Sie der letzte Anwohner in der Crestallen Street West sind, der noch nicht umgezogen ist. Wir

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