Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
H. schnappte kurz nach Luft und war dann wieder in der Lage zu sprechen.
»Und wieso lassen Sie eine proktologische Untersuchung über sich ergehen, wenn Sie Schmerzen im ARM haben?«, fragte er ungläubig.
»Ich war noch nie im Krankenhaus«, sagte Frank S. »Ich dachte, das ist immer so!«
In dem Moment merkte ich, wie mein Bauch zu vibrieren begann, und gleich darauf zuckte mein ganzer Oberkörper. Ich biss mir auf die Lippen und drückte meine Fingernägel in meine Handflächen, aber so sehr ich mich auch bemühte, den aufkommenden Lachkrampf zu unterdrücken, es gelang mir nicht.
Mit einem Mal platzte es aus mir heraus. Ich konnte mir gerade noch eine Hand vor den Mund halten und einen Hustenanfall vortäuschen und aus dem Raum flitzen. Vor der Tür wäre ich vor Lachen beinahe gestorben.
Zwei Tage später musste ich zwischendurch immer noch kichern, wenn ich an Frank S. und seine Armschmerzen dachte â die in der Tat auf einen kleinen Sehnenanriss zurückzuführen waren.
Und natürlich rein gar nichts mit dem Darm zu schaffen hatten.
***
Anders als bei Frank S. fallen die Verletzungen vieler Patienten allerdings sofort ins Auge.
Das Bein von Charlotte Z. etwa sah so aus, als wäre es von einer Maschinengewehrsalve getroffen worden. Bei der Wundversorgung zählte ich sagenhafte 63 Brandverletzungen, die zum Teil so aussahen, als wären brennende Zigaretten auf der Haut des Teenagers ausgedrückt worden.
»Um Himmels willen! Was hast du bloà gemacht?«, fragte ich das Mädchen entgeistert.
Die 17-Jährige war völlig aufgelöst, was einerseits an ihren Schmerzen liegen durfte, andererseits aber auch an einem Burschen namens Tommy Hilfiger.
»Meine Hilfiger! Meine nagelneue Hilfiger! Die hat 200 Euro gekostet! Jetzt ist sie im A***! Sch***, Mann!«
Traurig blickte sie auf ihre abgebrannte Schlaghose, die in der Tat nicht mehr zu retten war.
Ich wedelte die Fahne aus Alkopops und Kölsch, die aus ihrem Mund kam, fort.
»Du solltest dir mehr Sorgen um dein Bein machen«, sagte ich. »Du hast irres Glück gehabt, dass die meisten Verletzungen nur oberflächlich sind. Wie ist das überhaupt passiert?«
»Ein Chinaböller«, lallte das Mädchen, »eine 70er-Lage.«
Offensichtlich glaubte sie, dass damit die Sache erklärt sei.
»Und?«
»Na ja, der Torben hat den ganzen Abend damit rumgeschmissen. Immer voll in die Menge. Und dann hat sich ein soân Ding in meiner Schlaghose verfangen und dort sein volles Sortiment abgeballert.«
Das Mädchen kicherte.
»Die lacht wenigstens noch«, hörte ich in dem Moment eine weibliche Stimme hinter dem Vorhang verbittert sagen.
Ich zog den Vorhang zur Seite und sah eine knapp 50-Jährige Frau in der Nachbarkabine auf der Behandlungsliege sitzen. Ihr tief dekolletiertes Oberteil war patschnass und der Geruch von Sekt war mehr als penetrant.
»Sie sind doch die Frau aus dem Kiosk bei uns â¦Â«, lallte Charlotte und die Frau nickte nur mitgenommen.
»Ja. Und ich habe nichts mehr zu lachen«, sagte sie bitter, und es war unschwer zu übersehen, was sie damit meinte.
Zwischen ihren enorm groÃen Brüsten hatte sie eine bananenförmige Verbrennung, die einem allein beim Hinschauen wehtat.
»Wie ist das passiert?«, fragte ich sie, während Charlotte Z. einen schrillen Schrei ausstieÃ.
»Boah, Mann, das ist ja voll krass!«, kreischte das Mädchen und konnte ihren Blick nicht mehr vom Dekolleté der Frau abwenden.
»Es war meine Schuld«, meinte der bedröppelte Ehemann, der neben der Patientin stand, beschämt. »Meine Frau war schon unten auf der StraÃe, um mit den Nachbarn anzustoÃen. Ich stand auf unserem Balkon im ersten Stock und wollte noch meinen Sekt austrinken â¦Â«
»Und der Depp hatte eine Wunderkerze in der Hand!«, keifte seine Frau.
Der Mann nickte. »Ja. Dummerweise ist sie mir aus der Hand gefallen â¦Â«
»⦠und genau zwischen meinen Brüsten gelandet! Sie glauben gar nicht, wie heià diese Dinger sind! Wenn mir der Walter von nebenan nicht sofort eine Pulle Sekt in den Ausschnitt gegossen hätte, wäre ich womöglich noch verbrannt!«
»Krass!«, stieà Charlotte Z. wieder hervor und kicherte.
Aber es sollte noch krasser werden.
Hektisch fuhren die Rettungssanitäter einen jungen Mann in die Notaufnahme.
»Starker
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