Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
würde? Ich wollte es mir nicht ausmalen.
Ohne weiter mit Cucu I. zu diskutieren, rief ich diesmal sofort die Polizei.
Und die war jetzt wirklich übellaunig.
Innerhalb kürzester Zeit fuhren die Mannschaftswagen vor und sammelten die Sippe erneut ein. Als die Beamten einen Platzverweis und ein Aufenthaltsverbot für 24 Stunden verhängten, wurden die männlichen Familienmitglieder aggressiv, und eine Schlägerei lag in der Luft.
»Super«, dachte ich nur zynisch. »Massenschlägerei im Krankenhaus. Dann kann ich nachher den ganzen Clan verletzt auf die Zimmer verteilen!«
Zum Glück kam es nicht so weit. Die Polizisten waren von der Gewaltbereitschaft der Männer nicht im Geringsten überrascht, sondern schienen fast erleichtert, dass nun endlich die Handschellen klicken und sie die Sache damit ein für alle Mal beenden konnten.
»Der GroÃteil verbringt die Nacht bei uns«, sagte ein Polizist im Gehen zu mir. »Bis morgen früh haben Sie somit auf jeden Fall Ruhe.«
Das war besser als nichts.
Als am nächsten Tag der Clan wieder anrückte, war Ioan längst operiert und konnte entlassen werden. Weinend fiel seine Mutter ihm um den Hals und küsste ihn immer wieder, als wäre er ein Verschütteter, der nach Tagen endlich gerettet worden war. Seine GroÃmutter, Tanten, eigentlich alle Frauen der Familie, taten es ihr gleich und küssten den Jungen pausenlos.
Ohne den behandelnden Arzt oder eine von uns Schwestern zu fragen, wie die OP gelaufen sei und ob sie jetzt noch irgendetwas beachten sollten, verlieà die Sippe unser Krankenhaus.
Ich habe keinen von ihnen jemals wiedergesehen.
Worüber ich nicht traurig bin.
***
Auch die Familie von Andrea Z. war besorgt. Anders als der Sohn von Cucu I. lieà Andrea Z. die Fürsorge allerdings nicht stoisch über sich ergehen, sondern reagierte auffällig zickig auf ihre liebe Familie.
Was ich ihr nicht verdenken konnte.
Es war ihr vierzigster Geburtstag. Andrea Z. hatte diesen Tag seit Wochen geplant. Sie wollte endlich mal wieder eine Party machen, richtig groà feiern, mit allen Leuten, die ihr wichtig waren. Ein vierzigster Geburtstag stellte schlieÃlich eine der wenigen Gelegenheiten dar, zu denen man auch mal die Bekannten einladen konnte, mit denen man sonst weniger zu tun hatte, dachte sie.
So hatten sich knapp hundert Freunde eingefunden, um Andrea Z. hochleben zu lassen. Und die Gastgeberin hatte an alles gedacht: Tolle Partylocation, Spitzenessen, noch bessere Getränke und ein guter DJ sorgten für grandiose Stimmung.
Dass die groÃe Sause schon um zehn Uhr abends zu Ende war, hatte Andrea Z. freilich nicht eingeplant. Zu verdanken hatte sie das ihrem Ehemann und ihrem Bruder, mit denen sie kurz nach zehn im Rettungswagen aufgeregt in die Notaufnahme gebracht wurde.
Und die Aufregung schien mir durchaus angebracht.
Andrea Z. sah aus wie eine Moorleiche, als Frank sie mit der Trage in den Behandlungsraum beförderte. Ihr Kopf, das Gesicht und der gesamte Oberkörper waren blutverschmiert. Nein, nicht verschmiert, sie waren einfach komplett mit Blut bedeckt. Selbst der BH von Frau Z. war blutgetränkt, und weil das Blut angetrocknet war, hatte es sich rostbraun verfärbt und klebte nun in dicken Krusten an ihr. Auf dem Kopf trug sie einen provisorischen Verband, ebenfalls blutdurchtränkt.
Der Anblick von Andrea Z. war absolut erschütternd. Sie sah nicht nur blutig aus, sie roch auch so, metallisch süÃ, eben nach purem Blut. Umso mehr erstaunte es, dass sie in vergleichsweise guter Verfassung war. Zwar stöhnte sie über Schmerzen, aber in erster Linie schien sie auf ihre familiären Begleiter extrem schlecht zu sprechen zu sein.
Wie immer begann ich meine Unterhaltung mit der Frage, was denn passiert sei, während ich eine Infusion mit Schmerzmitteln vorbereitete.
»Mein toller Ehemann und mein noch tollerer Bruder werden Ihnen das sicher gerne erklären«, sagte sie verächtlich und stöhnte vor Schmerzen auf.
Ich rief die beiden Männer an die Tür, vor der sie totenbleich und schuldbewusst warteten.
»Heute ist Andreas Geburtstag«, meinte ihr Ehemann zögerlich.
»Auf den ich mich seit Wochen gefreut habe!«, unterbrach ihn seine Frau böse und stöhnte erneut.
»Schatz, ich hab dir doch gesagt, dass es keine Absicht war â¦Â«
»Das wäre ja auch noch schöner!«
»Es war ein
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