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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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junge Mann bei uns eingeliefert und klagte über starke Darmschmerzen.
    Â»Ich hab keine Ahnung, was da los ist«, sagte er. »Aber es tut wirklich höllisch weh.«
    Â»Wann hatten Sie das letzte Mal Stuhlgang?«, stellte ich meine Routinefrage.
    Eine ordentliche Verstopfung ist nämlich häufig die Ursache für Darmschmerzen.
    Â»Heute Morgen«, gab er mir zur Antwort.
    Â»Und das ging alles völlig problemlos?«, fragte ich nach, während ich seinen Patientenbogen ausfüllte.
    Â»Ja«, sagte Frank S. knapp.
    Â»Haben Sie sonst schon mal Probleme beim Stuhlgang gehabt?«
    Â»Nein.«
    Â»Okay, dann kommen Sie mal mit.«
    Ich zeigte ihm Umkleidekabine und Behandlungsraum und bat ihn, sich unten rum frei zu machen.
    In einem proktologischen Behandlungsraum sieht es ähnlich aus wie in einer gynäkologischen Praxis. Der Untersuchungsstuhl ist der gleiche, und auf einem solchen nahm Frank S. kurz darauf auch Platz.
    Ich bedeckte seinen Intimbereich mit einem Laken und sagte ihm, dass der Arzt gleich bei ihm sein würde.
    Â»Ja, okay«, sagte Frank S. »Geht wohl vielen so wie mir, was?«
    Vielleicht hätte ich an dieser Stelle hellhörig werden müssen, wurde ich aber nicht.
    Â»Na ja, die meisten kommen wegen zu viel Alkohol oder weil sie sich beim Feuerwerk dumm angestellt haben«, antwortete ich ihm daher nichtsahnend. »Sie sind eher eine Ausnahme.«
    In dem Moment kam auch schon Dr. Claas H. Ich sah ihm an, dass er genervt war. Kein Wunder, der Abend war bisher äußerst stressig verlaufen, und Enddarmuntersuchungen waren sowieso nicht sonderlich beliebt. Vor einer halben Stunde hatte er noch einen Patienten versorgt, der eine Rakete aus seinem Allerwertesten hatte starten lassen, und ich schätze, Herr Doktor vermutete bei Frank S. ähnliche Silvesterspielereien.
    Er schaute auf den Patientenbogen und murmelte miesepetrig vor sich hin.
    Â»Aha, letzter Stuhlgang heute Morgen. Hatten Sie da schon Beschwerden?«, fragte er Frank S.
    Â»Nein.«
    Â»Haben Sie sich irgendetwas anal eingeführt?«
    Â»Nein.«
    Â»Okay. Ich guck mir das jetzt mal an. Vielleicht haben Sie eine Hämorride, dann haben wir das Problem schnell gelöst.«
    Dr. H. begann, den Anus und die Umgebung sorgfältig nach Veränderungen zu untersuchen und abzutasten. Da schien alles in Ordnung zu sein.
    Â»Ich muss jetzt den unteren Teil des Mastdarmes mit dem Finger austasten«, kündigte er dem Patienten an. »Wenn keine entzündlichen Erkrankungen oder Engen vorliegen, ist das höchstens etwas unangenehm. Melden Sie sich bitte, wenn die Schmerzen stärker werden.«
    Â»Okay«, meinte Frank S. nur.
    Doch auch die Austastung brachte kein Ergebnis.
    Â»Ich kann so nichts finden. Also noch eine Proktoskopie«, seufzte der Arzt.
    Â»Was ist das?«, fragte Frank S.
    Â»Eine Spiegelung des Anus. Wie ist es denn mit Ihren Schmerzen? Sind die schlimmer geworden oder gleich geblieben?«
    Â»Keine Veränderung. Tut immer noch genauso weh.«
    Â»Okay, dann wollen wir mal.«
    Nach der Proktoskopie war Dr. H. vollkommen ratlos.
    Â»Also, ich kann bei Ihnen überhaupt nichts finden«, sagte er. »Keine Hämorriden, keine Fisteln, keine Veränderung an der Schleimhaut, nichts. Ihr Enddarm scheint vollkommen in Ordnung zu sein. Ich befürchte, wir müssen eine komplette Darmspiegelung machen, um Ihren Schmerzen auf die Spur zu kommen.«
    Â»Wenn das wirklich sein muss«, sagte Frank S. »Könnten Sie sich denn vielleicht vorher mal meinen Arm angucken? Der tut nämlich langsam wirklich wahnsinnig weh.«
    Totenstille.
    Das Einzige, was man hörte, war das Herunterklappen des ärztlichen Unterkiefers.
    Ich hatte das Gefühl, als ob ich Frank S. drei Stunden sprachlos angestarrt hätte, aber vermutlich waren es gerade mal drei Sekunden.
    Â»Ihr Arm? Wieso der Arm? Was ist denn mit Ihrem Arm?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits ahnte.
    Â»Na, der tut total weh! Deshalb bin ich doch hier!«
    Dr. H. war immer noch sprachlos. Wie in Zeitlupe drehte er sich zu mir um und starrte mich an.
    Â»Der Arm? Der DARM , Sie hatten doch von DARM schmerzen gesprochen!«, rief ich fassungslos und raufte mir die Haare.
    Â»Nee, ARM schmerzen«, sagte Frank S. »Ich muss mir irgendwie beim Böllern was ausgerenkt oder gezerrt haben. Keine Ahnung, auf jeden Fall tut es tierisch weh.«
    Dr.

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