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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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Zehnjähriger, der im Unterricht einen schwierigen Satz vorliest. »Genau. Donuts, Donuts, Donuts.«
    Lance lachte. »Das klingt, als wärst du high. Und scharf auf Kuchen.«
    »Nein, nein, nein. Nicht high. Bloß ein bisschen müde. Aber nichts, ähm …«
    Ian hörte auf zu sprechen. Er starrte mit glasigen Augen zum Imbiss auf dem Parkplatz.
    »Nichts, was, Alter?«
    »Nichts, was? Oh, nichts. Ich habe bloß gesagt, dass ich müde bin. Aber dem kann mit einem bisschen Koffein abgeholfen werden. Und dazu ein bisschen Maissirup mit hohem Fructoseanteil.« Ian drehte sich zu Lance um. » Fructose .« Er lächelte. »Hmmm.«
    »Ian, ich glaube, du solltest nicht mehr fahren. Du brauchst Schlaf – echten Schlaf. Du bist fertig.« Lance griff hinter Ian, um die Tür zu entriegeln. »Hüpf raus, Kumpel. Komm nach hinten und leg dich hin. Ich fahr weiter.«
    »Hüpf? Hüpf, hüpf, hüpf. Ich bin müde, das ist wahr.« Damit warf sich Ian über den Fahrersitz nach hinten, streifte mit seinem Schuh Felicias Nase und landete mit dem Ellbogen voran auf Lances’ Schoß.
    »Ähm … igitt. Runter von mir, bitte.«
    Felicia reckte sich, dann hob sie den Kopf. Sie blinzelte Ian und Lance an und griff sich an die Nase.
    »Was ist? Gott, fühl ich mich mies. Wo sind wir?«
    »Wir haben Kentucky durchquert«, sagte Ian fröhlich. »Das Bluegrass Land. Das Land der … ähm, Pferde. Und vermutlich auch des blauen Grases. Aber es war dunkel, ich konnte nichts sehen. Egal, durchgefahren sind wir. Und wir sind durch Tennessee gefahren, das Land … hm, das … weiß ich nicht. Jedenfalls gab es nichts, das ich tatsächlich hätte sehen können. Aber ich habe gehört, dass sie hier nette Musik machen und so. Jetzt sind wir, glaube ich, in North Carolina, das Land von … ähm, einst war es das Land von Michael Jordan. Aber das ist vorbei.« Ian verstummte. »He, da sind Getränkeautomaten. Ich bin sehr müde, Felicia.«
    Lance kletterte über den Sitz, etwas geschickter als Ian zuvor, und machte es sich hinter dem Steuer bequem, ohne dabei jemanden gestoßen zu haben.
    »Okay, ich fahre. Ich bin die Kreatur noch nie gefahren. Aber ich hab gesehen, wie’s geht. Ein gewaltiges Teil. Aber egal, oder?«
    »Das ist die richtige Einstellung«, meinte Ian. »Aber sei vorsichtig, ich liebe die Kreatur sehr. Die Karte ist da vorne. Zwischen den Sitzen. Lance, weiche nicht von der geplanten Route ab. Felicia, pass auf, dass Lance nicht von der geplanten Route abweicht. Ich werde versuchen, mit einem offenen Auge zu schlafen. Wie ein Wal. Wenn Lance also von der Route abweicht – oder noch einmal versucht, eine Tankstellenverkäuferin aufzugabeln –, werde ich es merken.«
    »Wie ein Wal? Was soll denn das heißen?«, fragte Lance.
    »Halb-bewusst. Wenn ein Wal schläft, ruht sich nur eine Hälfte seines Gehirns aus. Der Wal bewegt sich weiterhin. So dass er auftauchen kann. Zum Atmen. Mit seinem Blasloch.« Ian gähnte. »Delphine machen das auch. Und so werde ich schlafen. Halbbewusst.« Er gähnte wieder.
    »Alter, bleib mit deinem Blasloch auf dem Rücksitz. Schlaf einfach. Mit deinem ganzen Hirn.«
    »Egal. Wichtig ist: Weiche nicht von der Route ab. Felicia, hilf ihm dabei.«
    Sie rieb sich die Augen. »Bah, ich fühl mich echt Scheiße. Ich glaube, ich brauche Frühstück.« Felicia stieg aus dem Auto und ging auf den Imbissbereich zu.
    »Ich brauch was zu trinken«, sagte Lance und machte seine Tür auf. »Schlaf du, Ian.«
    »Ja.« Ian schloss die Augen und lehnte sich zurück. Dann durchfuhr ihn ein Gedanke. »Oh, Lance, gib mir mal meinen Lacai. Er liegt auf der Karte, die mit der Route, von der …«
    »… ich nicht abweichen darf. Genau. Verstanden.« Lance gab Ian das Gerät. »Keine Abweichung. Und beschränk deinen heißen Chat auf ein Minimum, Tiger. Schlaf endlich. Du musst fit sein für deinen Auftritt.«
    Die Bemerkung löste bei Ian einen Panikschauer aus. Er wollte Danielle eine Mail schicken, aber dazu musste er in den Falscher-Ian-Modus übergehen. Und der falsche Ian machte sich keine Sorgen, ob er für seinen Auftritt womöglich nicht fit sein könnte. Schreib einfach was Kurzes, was Flippiges, sagte er sich. Teil ihr mit, dass du unterwegs bist. Aber nicht zu aufgeregt. Sei nicht mal froh. Sei unverbindlich verbindlich. Nicht zu nett. Was würde Lance schreiben?
Betrifft:
unterwegs
Von:
[email protected]
An:
[email protected]
geile fahrt bis jetzt, schnucki. bin etwas vom weg abgekommen. werde gegen abend

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