Spritztour - Roman
Und außerdem habe ich die schon lange nicht mehr. Ist mir doch viel zu klein.«
»Also, was ich dir eigentlich sagen will: Bloß nichts Albernes untendrunter tragen, Ian. Keine Kampfstern-Galactica-Unterhemden, keine Boba-Fett-Medaillen, keine Power-Rangers-Slips, kein …«
»Verstanden. Und ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, Lance. Jetzt zieh bitte deine Boxershorts an.«
»Wie sehen denn die Power-Rangers-Unterhosen aus, Ian?«, fragte Felicia. »Hört sich scharf an. Im Ernst.«
»Ach, halt die Klappe.«
»Hmm. Nö, mach ich nicht.« Sie drehte sich zu Lance um. »Hey, wie wär’s, wenn du mich mal ein bisschen unterstützen würdest? Der Typ hätte dich zu Hackfleisch verarbeitet, wenn ich nicht so getan hätte, als wäre ich deine Freundin – übrigens eine Vorstellung, die ich ziemlich abturnend finde. Rick war ganz schön angefressen. Und groß.«
»Du hast echt hart zugeschlagen, Manno. Unnötig hart. Mein Schienbein tut irre weh. Ich sollte dich wegen Körperverletzung anzeigen.« Er machte eine Pause. »Aber danke. Ich wäre bei einem Kampf gegen Rick wegen fehlender Bekleidung echt gehandicapt gewesen.«
»Ähm … mal ganz abgesehen von deiner mangelnden Kampferfahrung. Du hast nämlich keine. Null. Du hübscher Junge.« Sie schnüffelte an dem geklauten Schwung Käsetaschen. »Mmmm, Käse.«
Fahr schneller , sagte sich Ian. Er wurde langsam sauer. Der Zeitplan ist im Eimer. Wir werden nicht mehr anhalten. Vielleicht muss ich noch mal über die Pinkelpausen verhandeln. Wir könnten schon in Kentucky sein, wenn wir keine Pinkelpause gemacht hätten. Und wenn wir Lance nicht dabeihätten.
Er drehte am Knopf des Autoradios und suchte nach Musik, die zu seiner Stimmung passte – was zu dem Zeitpunkt eigentlich nur irgendein ätzender Death-Metal-Sound hätte sein können. Er fand nichts als Countrymusic, Berichte aus der Landwirtschaft und hin und wieder einen Sender aus Indianapolis mit den vierzig Top-Hits. Frustriert schaltete er das Radio aus.
»Ich hoffe, Susie kommt mit diesem Rick klar«, sagte Lance. »Vielleicht sollten wir doch lieber zurü…«
»Sag’s nicht, Lance. Ich bin sicher, dass sie klarkommt«, sagte Ian. »Sie haben wahrscheinlich ein nettes, vernünftiges, erwachsenes Gespräch über ihre Beziehung. Ihr geht’s gut.«
»Wahrscheinlich werden sie sich gerade heftig lieben«, sagte Felicia grinsend. »Käsetaschen?« Sie hielt die lauwarmen Teile erst Ian hin, dann Lance.
»Nein, danke«, sagte Ian.
»Später«, sagte Lance. »Vielleicht nach dem Abendessen. Wir halten doch bald, oder? Wo sollen wir essen?«
»Du isst auf dem Rücksitz, Lance«, sagte Ian ausgesprochen verstimmt. »In der Tüte sind jede Menge Chips. Felicia hat ihre Käsetaschen. Ich habe meine Früchtetörtchen. Wir fahren.«
»Das ist so was von daneben. Das ist total daneben. Vielleicht ein schnelles Sparmenü? Steak ’n’ Shake? Arby’s? Taco Be…«
»Nein. Weißt du, was daneben ist, Lance? Wir sind schon ungefähr sechs Meilen gefahren und du bist immer noch nackt.«
»Der Junge ist ein Hello-Kitty-Fetischist«, sagte Felicia.
»Du würdest staunen, wenn du wüsstest, was ich für Fetische habe.«
»O nein, das würde ich nicht.«
Lance zog sich an. Felicia schaltete das Radio wieder ein, fand einen Sender aus Indianapolis, der Hits aus den siebziger und achtziger Jahren spielte, und sang mit lächerlich lauter und vollkommen atonaler Stimme mit. Wenn Lance ein Lied gefiel und er sich nicht gerade Doritos in den Mund stopfte, stimmte er ein.
Ian jedoch sang nicht. Er sprach auch nicht. Er raste einfach durch die ländliche Gegend, vorbei an Kühen, Feldern, Silos und Scheunen, an denen er auf dem Weg nach Bodner schon einmal vorbeigekommen war. Er ging im Kopf noch einmal alle Fehlentscheidungen und Missgeschicke durch, die zu einem so unsinnigen und überflüssigen Umweg geführt hatten. Als er die Bundesstraße 65 erreichte, hatte er sich in eine miese, angespannte Stimmung gegrübelt.
In einer Pause zwischen zwei Liedern sprach ihn Felicia an.
»Ian, könnten wir mal kurz für eine Minute ranfahren und …«
»Nein.«
»Hast du nicht ein kleines bisschen …?«
»Nein.«
»Aber wir müssen ja nicht …«
»Nein.«
»Aber wir haben doch überhaupt nichts Richtiges zu essen dabei …«
»Nei-ein.«
Ians Blick war auf die Straße geheftet. Felicia kicherte.
»Weißt du, Ian, wenn du Danielle triffst, musst du aber ein bisschen bessere Laune haben. Mit der miesen
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