Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
gerade wenig. Konnte nicht schlecht davon leben.
    Inzwischen wusste er so viel mehr über Schnee. Österåker hatte auch seine guten Seiten gehabt – J-Boy war zu einem wandelnden Kokslexikon in Stockholm geworden.
    Früher: Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass der Jugokönig Rado hinter dem Ganzen steckte. Aber ebenso, dass es keinerlei Verbindungen zu Herrn R gab. Diejenigen, die Jorge Koks geliefert hatten, nannten niemals seinen Namen. Er traf sie auch nie im Lagerraum von Shurgard. Erstaunlich, dass Mrado Jorge im Wald nicht getötet hatte. Und dennoch mussten die Jugos befürchtet haben, dass er genügend über Radovans Machenschaften wusste, um ihnen ernsthaft schaden zu können.
    Er wünschte, er hätte so viel über den Jugoboss, wie sie geglaubt hatten.
    Ein Umstand, den Jorge nicht außer Acht lassen durfte: Wenn er versuchte, Informationen auf den Gebieten einzuholen, in denen R sich am besten auskannte, nämlich im Dealen mit Koks, setzte er damit nicht auch sich selbst großer Gefahr aus? Setzte er nicht die Existenz seiner Freunde aufs Spiel: Sergio, Vadim, Ashur? Typen, die alle auf die eine oder andere Weise in Radovans Kokspyramide eingebunden waren. Er musste noch andere Informationen über die Jugomafia einholen.
    Was wusste er aus seiner Zeit in Österåker noch über Radovan? Vor allem das, was alle wussten – der Jugoboss hatte neben dem Geschäft mit Eis noch eine Menge anderer illegaler Aktivitäten laufen. Nötigung, Doping, Zigarettenschmuggel. Aber welche substantiellen Informationen besaß Jorge? Eigentlich nur wenige: Radovans Koks kam über die Balkanroute, übers ehemalige Jugoslawien, wo das Zeug veredelt und verpackt wurde. Nicht, wie nahezu der gesamte Koksimport in Schweden, über die Iberische Halbinsel, England oder direkt aus Kolumbien und den übrigen lateinamerikanischen Ländern. Die Balkanroute war eigentlich der Kanal für Heroin.
    Außerdem: Er wusste, welche Restaurants Radovan angeblich kontrollierte und in welchen er Geldwäsche betrieb. Er kannte eine Anzahl von Leuten, denen gedroht wurde oder die aus dem Verkehr gezogen wurden, weil sie sich in gewissen Bereichen von R’s Imperium zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten: Zum Beispiel beim Koksverkauf in der Innenstadt, den Jack-Vegas-Automaten in den Kneipen der westlichen Vororte und mit dem Verkauf von selbstgebranntem Schnaps anstelle von eingeschmuggeltem Billigsprit in diversen Restaurants in Sollentuna.
    Aber dennoch, nichts dergleichen stand in direkter Verbindung mit Radovan. Nichts, was man beweisen konnte.
    Jorge musste sich geschlagen geben. Die Erniedrigung einstecken. Es gab viele, die von Männern wie Mrado zusammengeschlagen wurden. Auf der anderen Seite, J-Boy, der unerschrockene Latino, das Ausbrecherphantom, war gerissener als die anderen, die Schlägertypen aus den Vororten mit ihren Träumen von Bling-Bling und teuren Schlitten. Aus ihm würde noch ein ganz Großer werden. Er würde richtig Cash machen. Wenn Österåker ihn schon nicht hatte stoppen können, würde es diesem fetttriefenden Serbokroaten erst recht nicht gelingen.
    Es wurde dunkel.
    Ein trister Tag.
    Das Haus war für den Anfang der falsche Ort. Jorge brauchte Zeit zum Nachdenken. Musste seine Gedanken erst strukturieren.
    Er fuhr davon. Hatte vor, das Auto auf Södermalm abzustellen. Zu gefährlich, noch länger damit rumzufahren.
    Es gelang ihm nicht, die Gedanken an R und seine Verbindungen zur Balkanroute abzuschütteln. Jorge kannte einen Typen in Österåker, Steven. Der Typ saß ein, weil er aus Kroatien H eingeschmuggelt hatte. Vielleicht sollte er sich an ihn wenden. Rausfinden, ob Steven schon wieder auf freiem Fuß war. Ansonsten: Stevens Kumpel anhauen. Sie wussten bestimmt mehr über die Balkanroute.
     
    Am nächsten Tag rief er von einer Telefonzelle aus in Österåker an. Verstellte seine Stimme. Fragte, ob Steven schon entlassen worden war. Ein verhöhnender Tonfall am anderen Ende der Leitung. Jorge erkannte die Stimme nicht. »Steven Jonsson? Er hat noch mindestens drei Jahre. Rufen Sie dann noch mal an.«
    Schwein.
    Jorge rief Abdulkarim, Fahdi, Sergio an. All diejenigen, denen er vertraute. Keiner von ihnen wusste besonders viel über Steven und seinen Schmuggel von H. Klar, manche konnten mit seinem Namen etwas anfangen, wussten aber nicht, mit wem er zusammenarbeitete.
    Drei Tage lang telefonierte er herum. Ohne Erfolg.
    Er konnte schlecht mit Steven selbst Kontakt aufnehmen. Telefongespräche wurden

Weitere Kostenlose Bücher