Spür die Angst
gegangen, und Patrik war ihm gefolgt – ohne Mrado oder Ratko.
Mrado stand auf. Winkte Ratko zu sich. »Komm mit. Schnell.«
Sie liefen hinter Patrik her.
Betraten die Herrentoilette.
Weiße Kacheln und ausladende Metallwaschbecken. Die eine Längswand bestand aus einem großen Spiegel. Auf der gegenüberliegenden Seite fünf Pissoirs. Weiter hinten befanden sich die Toilettenkabinen. Leckende Spülbecken. Pisse auf dem Boden.
Kontakt.
Der Cheftürsteher stand vor einem der Pissoirs. An den Waschbecken unterhielten sich drei Typen. Sie sahen aus wie Tunten: aufgeknöpfte Hemden, darunter T-Shirts. Weiter hinten standen zwei halbwüchsige Jungs bei den Toiletten an.
Patrik auf dem Weg zum Türsteher.
Der Türsteher drehte sich um. Seinen Schwanz immer noch in der Hand haltend.
Patrik stand jetzt vierzig Zentimeter von ihm entfernt. »Erinnerst du dich an mich? Du hast mich vorhin ziemlich auflaufen lassen. Uns mit unserem Angebot voll abblitzen lassen. Hast du etwa geglaubt, du würdest ungeschoren davonkommen?«
Der Türsteher kapierte, was Sache war. Murmelte irgendetwas. Versuchte Patrik zu beruhigen. Der Typ hatte offensichtlich schon so manches erlebt. Begann mit seiner freien Hand an dem Knopf im Ohr zu fingern.
Patrik machte einen weiteren Schritt auf ihn zu; es war nicht auszumachen, ob er gemerkt hatte, dass Mrado und Ratko ihm in die Toilette gefolgt waren.
Er versetzte dem Türstehertypen mit voller Wucht einen Hieb auf die Nase. Das Blut erschien im Kontrast zu den weißen Kacheln noch röter, als es gegen die Wand spritzte. Der Türsteher rief nach seinen Kollegen. Versuchte Patrik wegzustoßen. Der Türsteher stark. Groß. Aber Patrik hatte Wut im Bauch. Die Tunten an den Waschbecken begannen zu kreischen. Die Jungs vor den Toiletten kamen angelaufen, um den Fight zu stoppen. Mrado schritt dazwischen. Schob sie zur Seite. Nicht gerade kräftige Knaben. Ratko baute sich vor dem Ausgang auf. Blockierte die Tür. Patrik griff dem Türsteher ins kurze Haar. Knallte dessen Kopf gegen das Pissoir. Zähne flogen durch die Luft. Schlug ihn erneut dagegen. Weitere Zähne folgten. Seine Nase brach an unzähligen Stellen. Das Pissoir sah aus wie eine Schlachtbank. Patrik versetzte dem Kopf des Türstehers noch einen weiteren Schlag. Er klang hohl. Patrik ließ los. Der Türsteher sank zu Boden. Bewusstlos. Sein Gesicht völlig entstellt. Die Tunten an den Waschbecken weinten. Die Jünglinge an den Toiletten schrien.
Zwei Türsteherkollegen stürmten an Ratko vorbei nach drinnen. Patrik stieß einen von ihnen zur Seite. Ratko machte sich davon. Mrado griff mit den Händen nach dem Knie des anderen. Bekam es zu fassen. Nahm es in die Schraubzwinge. Verdrehte es noch ein wenig mehr. Der Typ fiel in sich zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man loslässt. Mrado packte daraufhin den Fuß des Typen mit festem Griff. Verdrehte ihn. Patrik wütete, brüllte, fluchte. Mrado sagte mit ruhiger Stimme: »Geh jetzt raus, Patrik.«
Der Ex-Skinhead verließ den Raum. Mrado blieb alleine drinnen. Sah Ratko und Patrik vor der Toilette stehen. Drehte den Fuß noch ein bisschen weiter. Der blutende Türsteher unter dem Pissoir zitterte. Der Türsteher in Mrados Griff wimmerte. Ein Türsteher stand noch da. Zögerte. Sah aus, als wartete er auf seine Chance. Zwei Türsteher am Boden. Aus dem Ring, knockout. Noch im Ring: er, allein gegen einen Riesenjugo. Und zwei Kerle vor der Tür. Wie konnte er nur an Verstärkung kommen?
Draußen vor der Tür: Tumult.
Im Toilettenraum: Stille.
Mrado erklärte: »Jungs. Heut Abend habt ihr einen kleinen Fehler gemacht. Ihr habt euch mit den falschen Leuten angelegt. Wir lassen bezüglich unserer Geschäfte mit euch wieder von uns hören. Und eins noch, hängt die Sache hier nicht an die große Glocke. Ihr wisst schon, warum.«
Mrado ließ den Typen los und stürmte aus der Herrentoilette. Dumm gelaufen.
Mrado, Patrik und Ratko drängten sich durch die Menschenmenge. Vor dem Kvarnen rotierten die Blaulichter der Bullenkarren. Sie sprangen in ein Taxi. Patrik mit blutverschmierter Jacke und T-Shirt. Scheiße.
Es wimmelte nur so von Polizisten.
7
Bald sollte es losgehen.
Jorge saß schweigend im Speisesaal. Konzentriert. Kümmerte sich nicht um das Geschirrklappern, das Schmatzen und die Gespräche. Heute war der Tag aller Tage.
Als er Anstalten machte aufzustehen, rief Rolando: »Jorge, kommst du nachher mit, eine dübeln?« Rolando meinte es ironisch. Der Einzige, der
Weitere Kostenlose Bücher