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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Garderobeneinkünfte ihren eigenen Schnitt erhöhen zu können. Mrado fand, dass der Ex-Skinhead ganze Arbeit leistete. Im Laufe des Jahres, in dem sie jetzt zusammenarbeiteten, hatte Patrik seine hitzige Art in den Griff bekommen und einen angemessenen Stil gefunden: ruhig, selbstsicher, respekteinflößend.
    Sie verließen das Lokal um Viertel nach eins. Massen von schwarzfahrenden Taxis schwärmten vom Medborgarplats aus.
    Weiter zu einer der größten Institutionen auf Söder, Kvarnen. Kneipe und Nachtclub. Ehemaliger Säufertreff und Fußballerkneipe. Das alte Gebäude war früher einmal eine Bierhalle gewesen. Hohe Decken. Pfeiler, Holztische, Wandpaneele im Stil der Jahrhundertwende. Nach der Restaurierung war der Raum in Anlehnung an das Thema Wasser mit einem Aquarium bestückt und mit blaustilisierten Tropfen an den Wänden versehen worden. Im Kellergeschoss hatte man das Thema Feuer gewählt, die Wände orangefarben, keine großen Tische. Ausschließlich Barhocker und kleine Wandtischchen, auf denen man sein Bier abstellen konnte.
    Die Schlange reichte hinaus bis zur Götgata. Gute fünfunddreißig Meter lang. Erstaunlich zivilisiert. Hippe junge Schnösel mit gestylten Frisuren und trendigen Accessoires. Ökofreaks in enggeschnürten Stiefeln, Palästinenserschals umgeschlungen. Popper mit schwarzgefärbter Tolle. Hammarbyfans ohne besondere Aufmachung.
    Das Kvarnen zog viele an.
    Mrado, Patrik und Ratko bahnten sich einen Weg durch die Menge. Die Leute warfen ihnen böse Blicke zu. Und dennoch – keine Anmache. Sie begriffen. Nahmen offensichtlich die Aura des Respekts wahr.
    Der Türsteher ließ sie abblitzen. »Hier gibt’s keine Extrawurst.« Man befand sich immerhin auf Söder, einem demokratischen Stadtteil. Blödmann. Patrik nahm ’s gelassen. Erklärte, dass sie nur kurz mit jemandem in der Garderobe sprechen wollten. Der Türsteher hatte keinen Durchblick. Weigerte sich, sie reinzulassen. Mrado fragte sich, wer dieser Idiot wohl war. Setzte eine respekteinflößende Miene auf. Patrik machte einen neuen Versuch. Erklärte, dass sie sich keineswegs vordrängeln, sondern nur ein paar Sachen an der Garderobe klären wollten. Der Türsteher drehte den Kopf. Erblickte Mrado. Schien zu kapieren. Ließ sie rein.
    Die Kleiderabgabe wurde von den Türstehern selbst organisiert. Ungewöhnlich. Roch nach Problemen.
    Die Türstehergarderobieren: drei großgewachsene Typen. Ihre Shirts spannten, die Metallplatten ihrer Sicherheitswesten zeichneten sich unter dem Stoff ab. Sie behandelten die Menschenmenge mit arrogantem Gehabe. Söderattitüde. Knallhart, was die Gebühren betraf, obwohl manche nur dünne Jacken trugen. Diese Typen arbeiteten für SWEA -Security – ein schwedisches Unternehmen mit schwedischen Spießbürgern im wahrsten Sinne des Wortes. Einfaltspinsel.
    Der Frontmann kapierte sofort, mit wem er es zu tun hatte. Vielleicht hatte er die Diskussion am Einlass über seinen Knopf im Ohr mitgehört. »Hallo, hallo. Willkommen im Kvarnen. Wir haben leider kein Interesse an euren Diensten, aber kommt doch gerne auf einen Drink rein.«
    Patrik, dem die Provokationen zuvor schon gereicht hatten, geriet leicht in Stress. Sein hitziges Temperament machte sich wieder bemerkbar. »Bist du derjenige, der heute Abend für die Garderobe zuständig ist? Können wir nicht kurz reingehen und uns unterhalten. Ich hätt da ’nen Vorschlag.«
    Mrado und Ratko hielten sich in Sichtweite. Mrado angespannt. Versuchte das Gespräch zu verfolgen.
    Der Türsteher antwortete: »Ich bin zuständig hier. Aber ich hab jetzt keine Zeit zum Reden. Ihr könnt entweder reingehen oder raus. Tut mir leid.«
    »Wir wurden am Einlass nicht gerade höflich behandelt. Und ich möcht jetzt mit dir reden. Klar? Deine beiden Jungs werden ja wohl mal zehn Minuten alleine klarkommen.«
    Blasiertes Gehabe. Die beiden anderen Türsteher beobachteten sie aus dem Augenwinkel. Kriegten mit, dass sich Ärger anbahnte. Der Frontmann entgegnete: »Sorry. Vielleicht hab ich mich eben nicht klar genug ausgedrückt. Wir haben kein Interesse an euren Diensten. Wir spielen unser eigenes Spiel. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ihr müsst verstehen, dass wir auch so klarkommen. Ohne euch.«
    Patriks Körpersprache schrie es förmlich raus: Diesen Typen werd ich mir zur Brust nehmen.
    Seine Hände waren zur Faust geballt, die Fingerknöchel weiß. Seine Tattoos flammten auf.
    Mrado ging auf ihn zu, legte die Hand auf seine Schulter.

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