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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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achttausend MP 3 -Songs auf seiner Harddisk und beschwerte sich jedes Mal über den Geschmack aller anderen.
    Laut sagte JW : »Musst du eigentlich immer meckern? Die Stimmung ist doch richtig dufte heut Abend.«
    Nippe legte einen Spiegel auf den heruntergeklappten Klodeckel. Man konnte deutliche Spuren der Abnutzung erkennen; braune eingebrannte Stellen auf dem Deckel und dem Spülkasten von Zigaretten, die heimlich geraucht und dann abgelegt wurden, während man sich mit etwas anderem beschäftigte. Zum Beispiel: eine Line ziehen, wie sie es gerade taten, mit dem Handy telefonieren, pinkeln, sich einen blasen lassen. Wenn JW die Augen zusammenkniff, sah es aus, als lägen lauter Rosinen auf dem Klodeckel verteilt.
    JW nahm ein Briefmarkentütchen zur Hand und streute vorsichtig ungefähr ein Drittel des Inhalts in drei kleinen Häufchen auf den Spiegel.
    Nippe wirkte erstaunt. »Hast du etwa diese Woche schon wieder was besorgt?«
    »Klar. Aber diesmal von ’nem anderen Typen.«
    »Okay, besserer Preis als bei dem Asylfritzen, oder?«
    JW log. »Nicht viel, aber der Typ ist netter. Dieser Neger da ging mir auf den Geist. Ich hab übrigens ziemlich viel dabei heut Abend. Wenn ihr also jemanden wisst, der was haben will, sagt einfach Bescheid.« Er grinste. »Am liebsten natürlich Bräute.«
    Nippe reihte das Pulver in drei Linien auf. »Das hier wird richtig gut. Ich werd allein schon vom Hingucken geil. Heut Abend brech ich, verdammt noch mal, meinen Rekord. Mindestens drei Mädels.«
    JW schaute ihn an. »Du bist wirklich unglaublich, wenn du das schaffst. Ich fand’s schon heftig, als dir zwei Mädels an einem Abend einen geblasen haben.«
    »Tja, heut Abend spiel ich eben auf Weltniveau. Das spür ich im ganzen Sack. Nach dieser kleinen Rosskur hier auf dem Spiegel bin ich in absoluter Topform. Mindestens drei Mädchen wird der Kerl vernaschen.«
    »Du bist doch ein geiler Bock. Kommst du mit rein?« Putte drückte seine Zigarettenkippe auf dem Klodeckel aus. Wieder eine Rosine.
    »Yes, mein Freund, entweder rein oder in die Damentoilette. Wo es doch gerade Sommer wird und Humlegården rockt.«
    JW wollte so sein wie er, Nippe, der ungekrönte Blowjob-Prinz von Stureplan. Mit einem eingebauten Selbstvertrauen, das immer spürbar war – in welcher Situation er sich auch befand, strahlte er Sicherheit aus. Manchmal jedoch fragte JW sich, wie groß sein Selbstvertrauen in Wirklichkeit war. Meinte Nippe allen Ernstes, dass er für die Mädels eine Gabe Gottes war, oder spielte er nur so überzeugend gut, dass er inzwischen selbst dran glaubte? Wie auch immer, sein Auftreten machte jedes Mal derart Eindruck, dass alle von ihm redeten. Ein Typ, wie JW es selbst gerne wäre. Und dennoch wollte er nicht mit ihm tauschen – der Typ war einfach zu hohl im Kopf.
    Nippe zog einen Hunderter aus der Gesäßtasche. Rollte ihn im Hollywoodstil, beugte sich vor und sog vorsichtig den Spiegel ab.
    JW und Putte taten es ihm gleich.
    Das Pulver wirkte sofort. Weißes Dynamit.
    Das Leben war großartig.
     
    Draußen auf der Tanzfläche verlor er die Boys aus dem Blickfeld. Die Musik dröhnte. Bob Sinclair mit rauer Stimme: »Love Generation.« Die Nebelmaschine fauchte aus einer Ecke. Das Stroboskop flimmerte. Die Welt im Film. Schnitt eins, Bräute
top of the line.
Schnitt zwei, Braut schwingt lasziv ihre Arme über dem Kopf. Schnitt drei, der Busen derselben Braut schiebt sich direkt vor JW s Gesicht.
    Das Kharma war ein erstklassiger Anmachschuppen – für die Neureichen.
    Er spürte, wie er aufdrehte, geil wurde. Es fühlte sich an, als liefe er mit Superbenzin. JW bekam Lust zu tanzen, die Mädels anzumachen, zu grabschen, zu ficken. Am allerliebsten aber wollte er explodieren. Er bekam eine so steinharte Erektion, dass eine Katze ohne Mühe ihre Krallen an ihm hätte wetzen können.
    Er zappelte zehnmal mehr mit den Beinen als gewöhnlich.
    Sein Gefühl: Er war der Beste, Geilste, Intelligenteste. Coolste. Sie würden schon sehen.
    Ein Mädchen kam auf ihn zu. Küsste ihn auf die Wange. Rief in sein Ohr: »Mensch, hallo, JW . Wie geht’s? Hattet ihr letztens ein schönes Wochenende?«
    JW stutzte einen Augenblick. Versuchte den Blick zu fixieren. »Sophie! Wie gut du heute Abend aussiehst. Bist du mit der ganzen Gang hier?«
    »Ja, allerdings ohne Louise, sie ist in Dänemark. Komm doch mit an unseren Tisch und sag hallo.«
    Sie nahm seine Hand. Er ließ sich mitziehen.
    Ließ seinen Blick über die Leute am Tisch

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