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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Falschheit. JW nannte es
Business mindedness.
    JW gab ein paar rasch überlegte Floskeln von sich. Gefolgt von gemeinsamem lauten Gelächter. Carl ließ seinen Blick über die beiden Mädchen an JW s Seite schweifen – JW hatte richtig gelegen. Erklärte, dass sie nur mal kurz rauswollten, aber bald wieder zurück seien. Carl nickte. JW machte noch ein paar Witze. Sie wurden miteinander warm,
good vibrations.
Jetset-Carl wirkte entspannt.
    JW zu sich selbst: gute Arbeit, JW .
    Sie gingen nach draußen. Es war zwei Uhr nachts. Die Schlange war gigantisch, hysterisch, chaotisch. Er machte mit einem der Türsteher aus, dass sie in Kürze wieder zurückkommen würden. Humlegården lag vor ihnen, noch immer in dunklem Grün, obwohl es schon zu dämmern begann. Der Lärm aus der Schlange ebbte langsam ab. Die Mädels waren gut drauf. Sie setzten sich auf eine Bank. Machten blöde Witze. Die Luft war kühl und ließ den Schweiß auf der Haut trocknen. JW redete drauflos, warf mit Komplimenten nur so um sich, legte sein charmantestes Verhalten an den Tag. Er gab sich vertraulich, schlug sich auf ihre Seite. »Meine Güte, was seht ihr gut aus heut Abend. Habt ihr schon ein paar Typen aufgetan? Nippe ist doch echt scharf, oder? Ich könnte da was für dich arrangieren, Sophie.« Und so weiter und so weiter. Sophie war verdammt süß. Er sehnte sich geradezu nach ihr.
    Er kannte die beiden ganz gut, aber eben doch nicht richtig. Die Mädchen gehörten einer Gruppe aus der Internatsschule Lundsberg an. Eine Schule mit den Mottos Wissen, Tradition, Gemeinschaft. Sie hießen mit Vornamen alle wie ihre Eltern und Großeltern. JW wusste das meiste aus den Gesprächen mit den Boys. Kannte ihren Jargon und die zugehörige Etikette. Er müsste also eine gewisse Chance haben.
    Anna kicherte. »Wollten wir nicht eigentlich etwas von dir probieren?«
    JW antwortete: »Ja natürlich, hätt ich fast vergessen.« Er hatte die Sache nicht unnötig forcieren wollen. Wollte warten, bis sie von selbst fragten.
    Er nahm ein Etui mit einem klappbaren Spiegel aus der Tasche. Das Briefmarkentütchen lag in der Innentasche seines Jacketts bereit. Er streute ein kleines Häufchen auf die Fläche und portionierte es mit einer Rasierklinge – drei schmale Linien. Präsentierte den Mädels das Röhrchen in gebürstetem Stahl. Schaute sich um und hielt es ihnen hin.
    »Bitte, bedient euch.«
     
    Eine Viertelstunde später gingen die Mädchen wieder rein. Der Türsteher erinnerte sich an sie, und außerdem wären Mädels wie Sophie und Anna in jedem Fall auch so reingekommen – sie glitten an der Schlange vorbei wie Moses durchs Rote Meer.
    JW blieb noch eine Weile im Park, um sich selbst eine Nase voll zu genehmigen.
    Alles lief so verdammt gut. Die Mädchen wirkten glücklich. Sie waren high, ziemlich locker drauf und sprudelten nur so vor Energie. Alles in allem ein guter Start. JW s erster Schritt hinein in die K-Welt. K wie Kohle.
    Es konnte nur noch besser werden.
    Der Himmel färbte sich inzwischen hellgrau.
    Die mit einem Glasdach versehene Rampe der Königlichen Bibliothek hinunter zum Magazin schien zu funkeln. JW saß oft dort drinnen über seine Bücher gebeugt und las, wenn er nicht gerade zu Hause lernte. Auch Sophie hatte er dort schon oft gesehen. Hatte sich das auffällige Klacken ihrer Absätze eingeprägt, wenn sie zwischen den Leseplätzen hin und her lief. Ihre Freundinnen beobachtet, darauf geachtet, welche Typen sie begrüßte. Und nach einer Weile stellte sich heraus, dass er tatsächlich schon einige Jungs und Mädels in ihrer Gang kannte. Die Welt war doch kleiner, als man dachte.
    Er nahm das Etui zur Hand und hielt das Röhrchen zwischen den Fingern.
    In dem Moment sah er ihn.
    Der Motor röhrte wie ein kleineres Kernkraftwerk, als er die Sturegata hinabraste, wie ein Pfeil in der Stockholmer Nacht.
    Ein gelber Ferrari.
    Sein erster Gedanke: Das Modell schien mit demjenigen übereinzustimmen, das er auf Fotos von Camilla gesehen hatte.
    Sein zweiter Gedanke: Es wird wohl kaum mehr als einen solchen Schlitten in Stockholm geben.
    Die Erinnerung an seine Schwester überfiel ihn.
    Er musste es einfach herausfinden.
    Wem gehörte dieser Wagen?
    ***
    AMTSGERICHT STOCKHOLM
URTEIL
PARTEIEN
    Staatsanwaltschaft
    Staatsanwalt Markus Sjöberg
    Staatsanwaltschaft Stockholm
    Nebenkläger
    1 . Joakim Berggren,
    740816-0939
    Vapengatan 5
    126 52 HÄGERSTEN
    2 . Daniel Lappalainen,
    801205-2175
    Lundagatan 55
    117 27

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