Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
ständig über etwas nach, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Er hatte sie gefragt: »Mama, bist du müde?« Sie stellte den Beutel mit Reis auf den Asphalt. Hob ihn hoch und nahm ihn in die Arme. Strich sein Haar zurück und sagte: »Nein, Jorgelito, wenn wir heute Nacht gut schlafen, bin ich morgen hellwach. Alles wird gut werden.«
    Jorge streckte sich nach der Flasche. Goss sich Mortlach nach.
    Das Wohnzimmer drehte sich einfach zu stark.
    Er richtete sich auf.
    Verlor das Gleichgewicht.
    Krachte zu Boden.
     
    Drei Tage später. Jorge hatte inzwischen ernsthafte Probleme. Sein Lebensmittelvorrat war seit vierundzwanzig Stunden aufgebraucht, und er hatte nur noch vierhundert Kronen. Schaffte keine Sit-ups mehr. Schaffte es nicht, sich eine neue Hütte zu suchen. Konnte auf Dauer leider nicht nur von Whisky und Wasser leben.
    Er musste einen Laden suchen und einkaufen.
    Außerdem brauchte er Cash. Die Frage: Würde Radovan auf seinen Vorschlag eingehen? Wenn nicht, würde sein Bedarf an Schotter noch dringlicher werden. Aber das Schlimmste: Er fühlte sich so einsam.
    Er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte – wollte sich am liebsten mit alten Freunden oder Verwandten treffen. Sehnte sich nach zwischenmenschlichen Kontakten.
    War er etwa doch schon am Ende?
    Er musste in die Stadt. Was essen. Mehr Knete lockermachen, während er darauf warten würde, endlich die Jugos anrufen zu können. So einfach war das.
    Jorge schaute sich die Landkarten im Bücherregal an. Nicht der richtige Maßstab. Er blätterte in den hinteren Seiten von Din Del, dem örtlichen Telefonbuch – wollte wissen, wie er wieder zurück zur Hütte kommen würde, wenn er seinen Auftrag in der Stadt erledigt hätte. Suchte nach Dyvik.
    Überlegte, ob er ein Auto klauen sollte.

20
    Es war ohne Zweifel das Fest der Feste – die teuerste, prestigeträchtigste Privatparty des Jahres.
    JW genoss das Gefühl schon einige Tage im Voraus. Sie würde hipp, abgefahren, exquisit werden. Garantiert Jetset.
    Carl Malmer, alias Jetset-Carl, alias Prinz von Stureplan, wurde fünfundzwanzig und hielt Hof. Er lud zu einem rauschenden Fest in seine hundertfünfzig Quadratmeter große Vierzimmerwohnung ein. Die Wohnung lag in der Skeppergata, und die Dachterrasse war schon Monate zuvor reserviert worden.
    Ebenso waren die heißesten Bräute gebucht, Sprösslinge aus den besten Familien waren geladen, und die coolsten VIP s gehörten selbstverständlich zu den Ehrengästen des Festes.
    JW kam gemeinsam mit Fredrik und Nippe. Sie hatten ihr Vorfest bei Fredrik gefeiert. Es war dreiundzwanzig Uhr dreißig. Im Eingangsbereich standen über und über behangene Kleiderständer sowie ein ziemlich massiger Schwarzer ohne ID -Card, aber mit unmissverständlichem Outfit: schwarze Lederjacke, Polohemd, dunkle Jeans. Fredrik grinste. »Haben die etwa Securityleute bei einem Privatfest?«
    Der Türsteher verglich ihre Namen mit denen in einer Liste und nickte.
    Sie legten ab und traten ein.
    Hitze, Parfumduft, Partylärm und der Geruch nach Eau de Cash schlugen ihnen genauso angenehm entgegen wie an den Eingängen zu den besten Kneipen auf Stureplan. Sie bahnten sich einen Weg vorbei an einigen minderjährigen Bräuten, die offensichtlich ebenfalls gerade gekommen waren und ihr Make-up vor dem Wandspiegel in der Diele aufbesserten. Nippe wurde unruhig – konnte es nicht lassen, eines der Mädels anzubaggern. Fredrik fragte nach Carl. Jemand zeigte in Richtung Küche. Sie zogen Nippe mit sich.
    Die Küche maß mindestens fünfzig Quadratmeter. Eine zu einer Bar umfunktionierte Arbeitsplatte dominierte die Mitte des Raums. Zwei Typen mit Bandanas mixten Drinks. Es war gerammelt voll. Die Musik aus den Lautsprechern: The Sounds. Mittendrin stand Jetset-Carl höchst-persönlich in weißem Smoking und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen.
    »Hallo, Jungs.« Calle umarmte sie und hieß sie willkommen. Stellte ihnen die beiden Bräute vor, mit denen er sich gerade unterhielt. Superblondinen von höherem Rang. Fredrik betrieb Konversation, während Nippe sein Flirtprogramm startete. JW schaute sich mit leicht gelangweiltem Gesichtsausdruck um. Es war wichtig, die Fassade zu wahren, man sollte ihm nicht ansehen, wie beeindruckt er war.
    Er dachte: Carl muss an seinen Festivitäten und mit seinem Job im Club extrem gut verdienen, noch besser, als man mit K verdient. Der Küchenbereich entsprach dem neuesten Trend. Boffi, italienisches Design für den, der es sich leisten

Weitere Kostenlose Bücher