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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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wollen. JW lächelte zurück, sog das Kokain ein.
     
    Vier Stunden später. JW fühlte sich unangenehm verschwitzt. Er hatte getanzt, geflirtet, versucht, vor Sophies Augen mit dem Mädel aus dem Kokainzimmer zu knutschen. Aber sie tat nach wie vor so, als sei er Luft. Sie hatten insgesamt gerade mal siebzehn Minuten miteinander geredet. Er hatte alle möglichen charmanten Bemerkungen gemacht, die er draufhatte. Dachte, wenn er sie heute Abend nicht rumkriegte, würde er sie nie rumkriegen. Quatschte schließlich mit Jetset-Carl, seinen Freunden Fredrik und Nippe, schnupfte ein wenig mit ihnen zusammen, schnupfte mit der Silikonbraut aus Paradise Hotel. Unterhielt sich mit Promis und Millionärserben. Kurzum, er vermarktete sich selbst.
    JW s Botschaft war simpel: Ich bin der absolut heißeste Tipp, und ich bin dein lokaler Kokainhändler. Kauf etwas von mir.
    Er sah nicht, von wo sie kam. Plötzlich war Sophie da, nahm seine Hand, schaute ihn an. Dieses Mal wollte sie mehr als nur reden. Das spürte er.
    JW schon im Rausch. Er konnte nicht mehr unterscheiden zwischen Geilheit, Kokain und Liebe. Sie schoben sich durch die feiernde Menge. Es war vier Uhr morgens, und die Party hatte ihren Höhepunkt erreicht. Es war immer noch voll, aber nicht mehr ganz so eng wie zuvor. JW fand seine Jacke auf dem Boden im Eingangsbereich wieder, während Sophies noch auf einem Bügel hing. Sie drückten den Knopf für den Aufzug. Mussten plötzlich kichern. JW umfasste Sophies Hand. Bis dahin kein weiterer Körperkontakt. Mitten in dem Gefühl von Hingerissensein spürte JW eine Unruhe. War es wirklich so klar?
    Auf dem Weg nach unten fragte Sophie: »Und was passiert jetzt?«
    JW schaute sie an. Lächelte. Bediente sich eines der gängigen Klischees. »Wie wär’s, wenn ich noch auf eine Tasse Tee mit zu dir käme?«
    Sie lächelte. JW wurde noch nervöser, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    Draußen auf der Straße konnten sie das Dröhnen der Musik vom Fest einige Stockwerke über ihnen immer noch hören.
    JW bemerkte: »Komisch, dass keiner sich beschwert. Hat Calle etwa das ganze Viertel ins Grankan eingeladen?«
    Sophie mit Mona-Lisa-Lächeln: »Vielleicht mögen sie die Musik ja.«
    Sie machten sich auf den Weg. JW war sich nicht sicher, in welche Richtung. Er dachte: Spielte sie vielleicht mit ihm? Sollte das Ganze nur ein Scherz sein? Sie hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht – ihn erst ignoriert, als sei er noch uninteressanter als ein Light-Bier, um ihn nun schließlich mit sich zu ziehen.
    Nach einer Weile blieb sie stehen. Sah aus, als wollte sie etwas sagen. JW s Herz machte einen Satz. »Klar, dass wir auf eine Tasse Tee zu mir hochgehen.«
    War das der Beginn des Glücks?
    Sie gingen weiter die Linnégata entlang, vorbei am 7 -Eleven-Kiosk. Mindestens zehn Gäste von Carls Fest stopften sich da drinnen Würste rein. JW hatte keine Muße, hallo zu sagen, er wollte nicht, dass irgendetwas die Situation störte.
    Er und Sophie schwiegen, was ungewöhnlich für sie beide war. Sie liefen einfach nebeneinanderher in Richtung von Sophies Wohnung.
     
    Sie kamen in die Grev Turegata. Ihre Wohnung, ein kleines Einzimmerappartement von fünfunddreißig Quadratmetern. Sie ging in die Küche. JW kapierte gar nichts mehr. Würde sie wirklich Tee kochen? Er wollte sie streicheln, küssen, umarmen, einfach bei ihr liegen und die ganze Nacht mit ihr reden. Gleichzeitig wollte er mehr als je zuvor Sex mit ihr haben.
    Der Colakick nahm langsam ab. Er hatte eine Idee. Ging auf die Toilette und drehte den Wasserhahn auf. Erzeugte sozusagen eine gleichmäßige Geräuschkulisse. Zog seinen Schwanz heraus und begann zu onanieren. Die Inspiration dazu lieferte ihm der Film
Verrückt nach Mary.
Er stellte sich Sophie nackt vor. Nach zwei Minuten kam er. Er war zufrieden mit dieser Sicherheitsmaßnahme – denn, sollte sich etwas mit Sophie ergeben, würde er sich länger zurückhalten können.
    Er schloss die Tür wieder auf und ging hinaus.
    Sophie stand an der Bettkante. Der eine Träger ihres Tops war von ihrer Schulter gerutscht. War das eine Aufforderung?
    Sie sah ihm in die Augen, als wollte sie sagen: Worauf wartest du noch?
    Er machte zwei Schritte auf sie zu, sein Gesicht jetzt nur noch vierzig Zentimeter von ihrem entfernt. Wartete auf eine Reaktion von ihr. Shit, er war so feige. Nicht einmal jetzt, wo sie alle möglichen Signale aussendete, wagte er, den ersten Schritt zu machen. Er hatte Angst, war zu nervös.

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