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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bräute aus Sollentuna.
    Der helle Wahnsinn.
    Vadim und Ashur: internationale Freunde. Vadim kam 1992 aus Russland nach Schweden. Ashur: ein Assyrer aus der Türkei.
    Nach Jorges Auffassung hätte Vadim es weit bringen können. Der Typ war klug, smart, hatte eine gut verdienende Verwandtschaft – sie betrieben Computerläden an fast jeder Station der U-Bahn-Linie nach Märsta raus. Aber sein Hang zum Gangsterstyle vermasselte es ihm. Er dachte, dass ein paar Geschäfte mit Koks ihn zum King der Straße machen würden. Okay, er hatte es geschafft, war immer nur kurz reingewandert, nicht so wie Jorge. Aber wie sah er heute aus? Abgetakelt wie der heruntergekommenste Penner. Tragische Figur. Der Typ musste seine Gewohnheiten ändern.
    Ashur: trug immer ein silberfarbenes Kreuz um den Hals. Hatte die Ruhe weg. Arbeitete als Friseur. Hatte den Überblick über die Bräute im Viertel. Tagsüber frisierte er sie, nachts liebte er sie. Bezirzte sie zu hundertzehn Prozent mit seinem Gequatsche über neue Frisuren und Tönungen.
    Jorge konnte sich eigentlich in Sicherheit wähnen. Zumal sich sein Aussehen ziemlich verändert hatte. Nicht einmal Vadim erkannte ihn zuerst wieder.
     
    Nach den Burgern gingen sie nach Hause zu Vadim. Er wohnte in einem Viertel am Malmväg. Überall lagen Zigarettenkippen, Glasröhrchen, Bierdosen und Rizla-Papier auf dem Fußboden. Feuerzeuge, Pizzakartons, leere Schnapsflaschen und angekokelte Löffel auf dem Tisch im Wohnzimmer. Welche Sucht pflegte Vadim eigentlich nicht?
    Sie schraubten die Whiskyflasche auf. Tranken ihn mit leicht temperiertem Wasser wie die Kenner. Dazu Bier. Später rollten sie einen dicken Joint. Spielten Beenie Man auf höchster Lautstärke. Jorge liebte die gemeinsame Session. So fühlte es sich an, frei zu sein.
    Sie gaben sich die Kante. Waren sternhagelvoll. Ziemlich stoned. Vadim sprühte nur so vor Ideen, an Cash zu kommen: Man müsste Zuhälter werden, man müsste eine Website erstellen und Gras per Versandhandel verkaufen, man müsste den Schülern in der Mittelstufe Kokain auf ihre Knäckebrote streuen, um sie schon im frühen Alter abhängig zu machen. Ihre Refresher gegen K-Paste austauschen. Jorge war mit von der Partie. Stachelte die beiden an. Cash auftreiben. Cash auftreiben.
    Vadim blinzelte verschmitzt, nahm eine Streichholzschachtel zur Hand. Wickelte eine aus Plastikfolie gebastelte Tüte aus. Streute Koks auf einen Spiegel. Zwei Gramm. »Jorge, jetzt feiern wir, dass du wieder in der Stadt bist«, sagte er, während er drei Linien anhäufte.
    Was für ein Fest.
    Jorge hätte nicht einmal davon geträumt, heute Abend Schnee zu schnüffeln.
    Vielleicht nicht gerade das luxuriöseste Röhrchen – die Jungs bekamen jeder einen Strohhalm, den Vadim aus drei Tetrapacks rausgepult hatte.
    Ein paar schnelle Züge. Zuerst ein leichtes Kitzeln in der Nasenwurzel. Eine Sekunde später: ein kitzelndes Gefühl im ganzen Körper, das in einen Rausch überging. Topfeeling. Die Welt war in bester Ordnung.
Jorge the man. The return of Jorge.
Die Welt wartete darauf, erobert zu werden.
    Ashur quatschte über Bräute. Er hatte sich mit zwei Mädels, denen er regelmäßig die Haare frisierte, in der Mingel Room Bar im Zentrum von Sollentuna verabredet. Tolle Weiber. Er brüllte: »Also, die eine, wenn ihr den Hintern sehen würdet. Beyoncé look alike. Superflamme. Ich werd ihr den absoluten Gratisschnitt versprechen, wenn sie einen von uns heut Abend ranlässt.«
    Klar, dass sie Bräute anbaggern wollten. Klar, dass sie ausgehen würden.
    Jorge war ganz heiß darauf, Beyoncés look alike aufzureißen.
    Sie legten nach, mehr Whisky und jeder noch eine Nase.
    Das Kokain dröhnte im Takt der Musik in den Ohren.
    Sie gingen runter zu Ashurs Wagen.
     
    Mingel Room Bar: Sollentunas Kharma. Und doch ganz anders. Jorgelito stand auf diesen Schuppen. Er war ziemlich zugedröhnt von all dem Koks, Whisky und Bier. Er spürte die kühle Luft kaum. Spürte nur sich selbst. Spürte die Partystimmung in sich aufsteigen. Sie warfen einen Blick auf die Schlange. Höchstens zwanzig Personen, fein säuberlich aufgereiht. Gafften die Bräute an, die sich von der U-Bahn-Station aus näherten. Ashur meinte abwertend: »Fuck Schweden. In diesem Scheißland können sich die Bräute ja nicht mal vernünftig bewegen. Nur die Typen haben einen sexy Gang. Ihr müsstet sie mal in meinem Land sehen. Da gleiten sie dahin wie die Katzen.«
    Jorge schaute genauer hin. Ashur hatte recht – Die

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