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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Camilla Westlund. Dieselben Kurse, die im Zusammenhang mit den Noten aufgeführt waren. Ihre Anwesenheitsquote lag insgesamt bei unter sechzig Prozent. In seinem Kopf begann es zu surren. Die Wände des Sekretariats kamen auf ihn zu, engten ihn ein. Brachten ihn zum Schwitzen. Camillas Anwesenheit in den Fächern Schwedisch, Englisch und Sozialkunde – unter dreißig Prozent. Irgendetwas war da verdammt faul. Kein Schüler konnte mit diesen Abwesenheitszeiten ein Sehr gut bekommen. Warum hatte Jan Brunéus gelogen?
    Er wandte sich erneut an die Sekretärin. »Wissen Sie zufällig, wo sich Jan Brunéus in den Pausen aufhält?« JW bemühte sich zu lächeln.
    »Er müsste im Lehrerzimmer anzutreffen sein.« Sie wies ihm die Richtung.
    JW machte auf dem Absatz kehrt. Hastete im Laufschritt den Korridor entlang.
    Die Tür zum Lehrerzimmer stand offen. Er pfiff darauf, anzuklopfen. Ging direkt hinein.
    Schaute sich um. An einen großen Tisch aus hellem Holz saßen sieben Personen. Sie aßen dänische Kekse und tranken Kaffee.
    Keiner von ihnen war Jan Brunéus.
    JW räusperte sich. »Hallo, entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte nur fragen, ob Sie wissen, wo sich Jan Brunéus aufhält.«
    Eine der Personen am Tisch antwortete: »Er ist bereits nach Hause gegangen.«
    JW gab auf. Trottete von dannen.
     
    Auf dem Rückweg vom Komvux klingelte sein Handy. JW hatte keine Lust ranzugehen – er hatte genug mit sich selbst zu tun. Dann fiel ihm ein, dass es Abdul sein könnte. Er nahm das Telefon zur Hand. Zu spät.
    Auf dem Display las er José mob.
    José war einer der Typen, dessen Name Abdulkarim ihm gegeben hatte, um Jorge ausfindig zu machen. Der Typ war Barmann in einer Kneipe in Sollentuna, Mingel Room Bar. JW hatte ihn zwei Tage zuvor getroffen und zum Mittagessen ins Primo Ciao Ciao eingeladen – eine Edelpizzeria ersten Ranges. Ihm zweitausend Kronen für Informationen über Jorge geboten. José hatte den absoluten Überblick, wusste genau, wer Jorge war, und feierte ihn wie einen Helden. Nach der Jahrtausendwende hatte er mit dem Chilenen zusammen in einer Gang herumgehangen. JW erzählte ihm mehr oder weniger, wie es war: Er wollte Jorge nichts Böses, sondern dem Flüchtigen eine Chance geben, ihm helfen, in seinem neuen, wunderbaren Leben als freier Mann wieder auf die Füße zu kommen. Wie ein Mini-Jesus sozusagen. Doch José hatte zu dem Zeitpunkt noch nichts von ihm gehört.
    JW wartete eine Viertelstunde, ehe er ihn zurückrief. Lief derweil den Valhallaväg entlang und ging noch einmal in Gedanken durch, was er von ihm wissen wollte und was er selbst tun konnte. Die Gedanken an Jan Brunéus störten ihn. Er musste sich konzentrieren. Die Camilla-Geschichte durfte auf keinen Fall die gesamte Energie von seinem Geschäft mit Cola abziehen.
    JW zu sich selbst: Fokus. Vergiss jetzt mal die Angst um C. Und außerdem ist es bei weitem spannender, im Zusammenhang mit einem flüchtigen Chilenen Detektiv zu spielen, als in Sachen Camilla aktiv zu werden. Dieser Jorge-Typ auf der Flucht – JW s Chance, bei etwas Großem dabei zu sein.
    Er rief José an.
    JW merkte sofort, dass José superwichtige Du-musst-verdammt-schnell-machen-Informationen hatte. Jemand, der aussah wie Jorge, war gestern Nacht in Sollentuna gesehen worden. Der Einwanderertyp hatte mit zwei anderen kriminellen Gangstern aus Sollentuna, Vadim und Ashur, heftig gefeiert. Berüchtigte Jungs im Nordwesten von Stockholm. Erst als die Kneipe gegen drei Uhr morgens schloss, hatte Jorge sie verlassen. José war in Richtung Ausgang gegangen, wo sich die Saufkumpels immer noch aufhielten. Sie waren ziemlich stoned. Quatschten darüber, wie sie nur knapp den Bullen entkommen waren. José vergewisserte sich daraufhin bei Vadim, ob es tatsächlich Jorge war, den er dort sah. Der Held hatte lockiges Haar, wirkte dunkelhäutiger als sonst, trug einen üppigeren Bart. Vadim grinste nur. Er ließ sich nichts anmerken, sagte aber dennoch genug: »Äh, das ist ein neuer, abgedrehter Spinner. Pennt bei mir, weil die Cops ständig hinter ihm her sind, vorhin auch wieder.« José kapierte die eigentliche Botschaft.
    JW stellte ihm zwei Fragen, bevor er wieder auflegte: »Wo wohnt Vadim? Und wie spät ist es?«
    José wusste die Adresse: Malmvägen 32 . In der Nähe des Zentrums von Sollentuna. Es war dreizehn Uhr.
    JW blieb auf dem Bürgersteig stehen. Winkte nach einem Taxi.
    Er wartete. Um diese Tageszeit waren nicht gerade viele Wagen unterwegs.
    Dachte über

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