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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Klappe.
    »Es ist ganz einfach. Du brauchst mir nur zu sagen, wo Jorge ist. Wir werden ihn nicht verpfeifen.«
    Keine Antwort.
    »Inzwischen dürftest du ja ungefähr begriffen haben, mit wem du es zu tun hast. Also spiel nicht länger den Macker. Warum willst du diesen Abend unnötig kompliziert machen? Warum sagst du es mir nicht einfach?«
    Ratko betrat die Wohnung. Schloss die Tür hinter sich. Betrachtete missgestimmt das Chaos im Flur. Schuhe und Kleidungsstücke über den Boden verstreut. Beide Poster runtergerissen. Ein Hocker war umgekippt. Ein gefesselter, wutentbrannter Latino wie ein Häufchen Elend am Boden.
    Mrado gab Sergio eine Ohrfeige. Sofortiger Effekt: Die Wange des Mannes rot wie eine Blutorange. Er sagte immer noch nichts. Mrado versetzte ihm noch eine. Forderte ihn auf zu reden. Der Latino hielt dicht.
    Sie spielten guter und böser Jugo. Mrado gab ihm drei, vier Ohrfeigen. Schrie ihn an, er solle reden. Ratko erklärte, dass sie nicht vorhätten, Jorge etwas anzutun, und dass sie Sergio wieder befreien würden. Dass er Knete bekommen würde, wenn er ihnen sagte, wo sich sein Cousin versteckt hielt.
    Keine Antwort.
    Mrado nahm Sergios Hand in seine – sie sah aus wie eine Babyhand in der Handfläche seines Vaters.
    Sergio steif. Riss am Isolierband.
    Mrado brach seinen kleinen Finger.
    Sergio brüllte. Verlor die Fassung. Seine Arroganz war gebrochen.
    Er schniefte. Flennte.
    Jammerte: »Ich weiß nicht, wo er ist. Hab keine Ahnung. Ich schwöre.«
    Mrado schüttelte den Kopf. Nahm Sergios Ringfinger in die Hand. Bog ihn nach hinten.
    Weit.
    Kurz davor, ihn zu brechen.
    Sergio brach zusammen. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er sagte nahezu alles. »Okay, okay. Ihr Ärsche. Ich hab ihm ein bisschen geholfen. Als er rauskam. Er konnte bei meiner Tante wohnen. Blieb fünf Tage dort. Dann begann er zu nölen. Glaubte, dass in jedem Auto, das draußen auf der Straße parkte, irgendwelche Bullen in Zivil säßen. Ist sozusagen ausgetickt. Hat mich gezwungen, ihn wegzufahren. Er hat sich von mir Cash geliehen. Ich weiß nicht, wo er dann hin ist. Jorge hat mich reingelegt. Er wollte mir für die Hilfe Knete geben. Aber ich hab noch keine Öre gesehen. Er ist, verdammt noch mal, nicht mehr wert als ein Beutel Hundescheiße.«
    »Aha. Du weißt ja wohl noch, wo du ihn hingefahren hast. Oder?«
    »Verdammt auch. Ja, ich weiß es. Er konnte bei einem Freund wohnen, der Eddie heißt. Doch dann hat mich die Polizei zum Verhör einbestellt. Da hat er bei Eddie die Fliege gemacht. Und, ich schwöre es beim Grab meines Vaters, ich weiß nicht, wo er dann hin ist. Ich schwöre.«
    Mrado beobachtete Sergio – er log nicht.
    »Schön. Jetzt werden du und ich diesen Eddie anrufen. Du wirst ihm sagen, dass du wissen musst, wo Jorge ist. Tu so, als sei alles wie immer. Sag, dass du ihm versprochen hast, ihm mit ein paar Sachen zu helfen. Und übrigens, mein Freund hier«, Mrado zeigte auf Ratko, »versteht Spanisch. Also keine Tricks.«
    Sergio nahm sein Handy zur Hand. Mrado hielt Sergios andere Hand fest. Briefte den Latino: »Ein Piep von dir über das, was passiert ist, und du kannst deine linke Hand vergessen.«
    Unter der ersten Nummer, die Sergio anrief, ging keiner dran. Mrado vergewisserte sich im Adressbuch des Handys. Es gab drei Nummern: Eddie mob, Eddie home, Eddie Job. Sergio probierte es unter Eddie home. Bekam ihn zu fassen. Redete Spanisch mit ihm. Mrado versuchte ihn zu verstehen. Hoffte, dass er seine Lüge nicht merken würde. Ratko verstand nämlich Spanisch ungefähr genau so gut wie Sergio Serbisch. Aber er schnappte einzelne Wörter auf. Das Gespräch schien in die richtige Richtung zu gehen. Sergio notierte etwas von dem, was Eddie sagte, auf der Rückseite eines Briefumschlags. Ratko schwitzte. War er etwa nervös? Das Mädchen hielt sich zurück. Auch die Nachbarn waren offenbar cool, zeigten sich nicht. Die Zeit stand still.
    Sergio legte auf. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Er sagt, dass Jorge am selben Tag, an dem ich zum Verhör einbestellt worden bin, aus seiner Wohnung verschwand. Sagt, dass Jorge nicht wusste, wo er hinsollte. Dass er wahrscheinlich in Parks oder in Nachtherbergen schlafen und sich dann Cash besorgen wollte.«
    »Und wie kann ich sichergehen, dass du mich nicht anlügst?«
    Sergio zuckte mit den Schultern. Er bekam langsam wieder Oberwasser.
    »Wenn du eine Versicherung brauchst, musst du zu Trygg-Hansa gehen, Dicker.«
    Mrado umfasste seinen

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