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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bräute gingen wie Typen. Aufrecht, zielstrebig. Ohne Stolz, ohne mit dem Hintern zu wackeln, ohne Sex-Appeal. Er schiss drauf. Wenn die Beyoncébraut da drinnen war, würde er sie aufgeilen, bis sie abging wie ’ne Rakete.
    Vadim behauptete, den Türsteher zu kennen. Er ging auf ihn zu. Sie tauschten ein paar Floskeln auf Russisch aus. Alles easy.
    Jorge, Vadim und Ashur wollten gerade reingehen, als der Securitytyp die Hand hob. Er beachtete Vadims fragenden Blick nicht weiter. Schaute stattdessen in Richtung Straße. Die Menschen in der Schlange hielten inne. Wurden still. Die Leute drehten sich um.
    Blaulicht.
    Eine Bullenkarre parkte auf dem Bürgersteig.
    Mierda.
    Zwei Cops stiegen aus. Gingen auf die Menschenmenge zu.
    Jorges Hirn auf koksgetunten Hochtouren: Was hatten sie vor? Sollte er losrennen oder lieber auf seinen neuen Look vertrauen? Eins war sicher: Wenn er sich jetzt aus dem Staub machte, würden sie ihn allein schon deswegen verfolgen, weil er so offensichtlich floh.
    Er blieb stehen. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein, rauszugehen und zu feiern?
    Vadim schloss die Augen. Es sah aus, als würden seine Lippen sich bewegen, aber es kam kein Laut heraus.
    Jorge war angespannter als ein neuer Referendar in der Oberstufe während seiner ersten Unterrichtsstunde. Stand unbeweglich da. Dachte an nichts. Machte es wie Vadim – schloss die Augen.
    Blinzelte in Richtung der Wartenden. Die Cops mit Taschenlampe.
    Leuchteten in jedes Gesicht. Die Bräute, die ganz hinten standen, begannen zu kichern.
    Die Typen davor gaben sich cool. Einer von ihnen sagte zu dem Polizisten mit der Taschenlampe: »Wenn Sie keine VIP -Karte haben, kommen Sie sowieso nicht rein.«
    Der Cop entgegnete: »Immer mit der Ruhe, Junge.«
    Scheißallüren.
    Sie checkten einen nach dem anderen in der Schlange. Die Leute fragten sich, was passiert war. Die Polizisten murmelten irgendwas Unverständliches.
    Sie leuchteten Ashur an. Er setzte ein Grinsen auf. Zeigte auf den Cop mit der Taschenlampe. »Hej, mir gehört die Saxotek unten im Zentrum. Ich glaub, dass dir Locken unheimlich gut stehen würden.«
    Der Bulle musste unwillkürlich lächeln.
    Sie gingen weiter.
    Leuchteten Vadim an. Lange. Sein zerfurchtes Gesicht zog die Aufmerksamkeit der Cops offensichtlich an.
    »Hallo Vadim«, sagte der mit der Taschenlampe, »wie steht’s?«
    »So weit alles klar. Klar wie Kloßbrühe.«
    »Mit der allgemeinen Verfassung auch?«
    »Natürlich, wie immer.«
    »Na klar, wie immer.« Ironie auf Bullenniveau.
    Jorge starrte stur geradeaus. Es war, als würde er das alles wie durch einen Nebelschleier erleben. Er konnte sich nicht konzentrieren. Die Zeit stand still.
    Was ZUM TEUFEL sollte er nur machen?
    Er stand da wie gelähmt.
    Sie leuchteten in sein Gesicht. Er versuchte sich zu entspannen. Zu lächeln.

23
    JW in Katerstimmung am Tag danach. Er fühlte sich wie eine Ofenkartoffel in Alufolie mit Bleihelm. Er war gegen halb neun aufgewacht. Von Sophie zu sich nach Hause gekrochen. Hatte auf dem Boden vor dem Bett gehockt und zwanzig Minuten lang extreme Übelkeit verspürt. Dann hatte er in einem verzweifelten Versuch, seinem Kater entgegenzuwirken, vier Gläser Wasser getrunken. Nach dem Wasser hatte er in die Toilette gekotzt, sich bedeutend besser gefühlt. War eingeschlafen.
    Jetzt war er wieder wach, nach nur zwei Stunden Schlaf. Fühlte sich, wie er es verdiente. Konnte nicht wieder einschlafen. Die Übelkeitsattacken kamen in Wellen. Die Geschichte mit Sophie war ziemlich blöd gelaufen. Peinlich ohne Ende. Andererseits hatte er seine bisher größte K-Lieferung durchgeführt. Er konnte den Abend also in gewisser Hinsicht als Erfolg verbuchen.
    Er schwor sich selbst, in Zukunft ausschließlich Cola zu konsumieren. Niemals Alkohol.
    Schwor sich, die Sache mit S. ins Reine zu bringen.
    Er blieb noch eine Weile im Bett, obwohl er nicht mehr schlafen konnte. Schaffte es einfach nicht, aufzustehen.
    Schwor sich zum hundertsten Mal – in Zukunft nur noch Cola.
     
    Eine Stunde später war JW hellwach. Ihm fiel plötzlich ein, warum er nicht länger schlafen konnte. Für diesen Tag hatte er sich nämlich zwei Projekte vorgenommen. Zum einen wollte er nachprüfen, ob die Story von Jan Brunéus stimmte. Zum anderen musste er diesen Jorge-Typen ausfindig machen. Er hatte seinen Auftrag ein bisschen zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Abdulkarims Expansionspläne erforderten schließlich eine gewisse Aktivität.
    Er ließ eine

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