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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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den Chilenen nach, den er zu fassen kriegen wollte. Was sollte er nur zu ihm sagen?
    Sechs Minuten vergingen. Warum nur kam kein einziges Taxi?
    Wieder überkam ihn eine Rastlosigkeit. Es gab nichts Öderes, als auf ein Taxi zu warten.
    Er winkte einen Wagen heran, der frei aussah.
    Er fuhr vorbei.
    Winkte nach einem weiteren, Taxi Stockholm.
    Es hielt an.
    JW sprang hinein. Der Fahrer sagte irgendetwas in unverständlichem Schwedisch.
    JW entgegnete: »Fahren Sie mich bitte zum Malmväg 32 .«
    Sie fuhren in Richtung Norrtull.
    Auf die E 4 stadtauswärts, das Tempo kam ihm extrem gemächlich vor.
    JW überlegte es sich anders, es gab in der Tat Schlimmeres, als auf ein Taxi zu warten – nämlich in einem Taxi zu sitzen und darauf zu warten, dass sich der Verkehr vorwärtsbewegte.
    Schon bald würde er mit dem Chilenen sprechen.

24
    Mrado hatte gerade sein Wochenendtraining beendet. Treffpunkt der Mördermaschinen par excellence. Sein schlechtes Gewissen – er war zu selten dort. Pancrease Gym: Krav Maga, Shootfighting, Thaiboxen, Combat Taekwondo. Das Kellergeschoss bestand aus einem großen Raum, dessen Boden mit Matten ausgelegt war. Vier achtzig Kilo schwere Sandsäcke an Ketten entlang der einen Schmalseite. In einer Ecke ein breiter Metallschrank mit schweißdurchtränkten Handschuhen, Pads und Schutzwesten. In der anderen Ecke ein Boxring.
    Der Cheftrainer hieß Omar Elalbaoui. Professioneller Shootfighter, 4 . DAN , Japan. Schnellster linker Haken der Stadt. Mittelgewichtsmeister im Pride Grand Prix MMA , Mixed Martial Arts, alle Distanzen. Schwedisch-marokkanischer Siegerpodestjäger. Gewaltpoet. Gefürchteter Vollkontaktprophet.
    Gebrochene Nasen, lädierte Knie, ausgekugelte Schultern – en masse. Und die Frage: Was bedeutet Angst? Omar Elalbaouis Philosophie lautete: »Angst ist dein schlimmster Feind. Alle haben Angst vor irgendetwas. Du hast keine Angst davor, dich zu verletzen. Du hast Angst davor, es schlecht zu machen, einen schlechten Kampf hinzulegen, zu verlieren. Das ist das Einzige, wovor du Angst haben musst. Sei niemals ein Loser.«
    MMA : alles ist zugelassen – Treten, Schlagen, mit Knien, Ellenbogen, Werfen, Würgegriffe, Clinchen. Keine feigen Helme oder Riesenhandschuhe. Der einzige Schutz bestand aus Fingerhandschuhen, Mundschutz und Susp. Der Sport aller Sportarten. Muskelkraft, Geschmeidigkeit und Schnelligkeit waren wichtige Faktoren, aber vor allem ging es um Strategie und Intelligenz.
    Das Ultimative: keine Geräte, keine avancierten Laufbahnen oder Spielfelder, keine komplizierten Regeln. Nur Fighting. Derjenige, der zuerst aufgab oder k.o. ging, hatte verloren. Komplizierter war es nicht.
    Mrados Vorteil: seine Größe, sein Gewicht, die Kraft seiner Schläge. Die Reichweite. Aber die Jungs im Pancrease waren gut. Konnten Schläge aushalten. Tritten ausweichen. Würfe parieren. Mrado hatte schon oftmals Prügel einstecken müssen. Einmal, vor vier Jahren, musste er mit dem Krankenwagen ins Södersjukhus gebracht werden, weil seine Nase an zwei Stellen gebrochen war. Aber die Sache war so, dass Mrado gern was einsteckte. Es ließ ihn spüren, dass er lebte. Motivierte ihn, seine Angst zu überwinden. Weiterzukämpfen, auch wenn das Hirn schon langsam wegdämmerte. Nie aufzugeben.
    Die Wettkämpfe wurden zumeist in der Solnahalle ausgetragen. Die Organisatoren setzten sich locker über das staatliche Boxverbot hinweg. Manchmal kämpften sie in Käfigen, brasilianisches Vale Tudo. Mrado kannte die Jungs; viele von ihnen trainierten im Pancrease oder hatten dort trainiert. Er kannte ihren jeweiligen Stil, ihre Schwächen/Stärken. Beim letzten Wettkampf in Stockholm hatte er zehn Riesen Cash eingenommen, weil er richtig gewettet hatte. MMA entwickelte sich in allen Kampfdistanzen zu einer extrem populären Sportart.
    Mrado hatte den Durchblick. Hatte an seiner Technik gefeilt. Die richtigen Muskelgruppen trainiert. Je stärker die Muskeln/Sehnen/Bänder, desto schwieriger war es, die Gelenke auszurenken. Je beweglicher man war, desto geringer das Risiko einer Zerrung. Pariere geschickt. Sieh den Schlag kommen. Folge den Bewegungen deines Gegners. Gleichzeitig: Spann die richtigen Muskelgruppen an, um den Schlag abzufangen. Vor allem aber: Ein starker Nacken verringert das Risiko, dass der Kopf weggeschleudert wird. Mrados Nacken – er war nahezu immun gegen Knockouts.
    Mental: Dein Schmerz wird stärker, wenn du Angst hast, und nimmt mit zunehmender Aggressivität ab.
    Mrados

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