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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wollen Sie sicher nicht verraten, oder?“
    Der Vornehme spielte den Undurchsichtigen.
    „Nennen Sie mich einfach X! Hatschiiii!“
    „Und noch einmal Gesundheit, Mister X... Hehehehehe, ich kannte mal einen, der nannte sich nicht X sondern Ypsilon. Wissen Sie, was mit dem geschah?“
    „Ich habe keine Ahnung“, erwiderte X, und man sah ihm an, daß er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte.
    „Er wurde von einem Mähdrescher verdroschen!“ lachte Balduin Pfiff aus vollem Hals und schlug seine kleinen dicken Hände auf die prallen runden Schenkel.
    „Das soll wohl ein Witz sein, Herr Pfiff!?“
    „Soll es, soll es, hehehehe...“ Der Detektiv nickte.
    „Nun, ich nehme an, daß Ihnen das Witzemachen bald vergeht!“ Der schnupfenkranke Mann mit der Narbe räusperte sich und schielte vorsichtig auf sein Gegenüber.
    Balduin Pfiff spielte den Beeindruckten.
    „Ei der Daus, Sie machen mir direkt Angst!“
    „Hatschiiii!!!“
    „Wer nachts in fremde Gärten hopft, dem anderntags die Nase tropft!“ zitierte Balduin Pfiff sich selbst und machte dabei ein todernstes Gesicht. „Also, Mylord, was wünschen Sie?“
    „Ich möchte... Hatschiiiii... möchte, daß Sie mich begleiten.“
    „Und wohin, wenn ich fragen darf?“
    „Sie arbeiten doch für Anton Brommel!“
    „Oh“, Balduin Pfiff tat überrascht und klatschte in die Hände. „Ich wollte schon immer mal einen Hellseher kennenlernen.“ Der Vornehme fuhr sich halb ärgerlich, halb verlegen über den sorgsam gepflegten Scheitel, bevor er antwortete: „Wenn Sie wollen, daß Ihrem Klienten Anton Brommel nichts geschieht, kommen Sie jetzt mit. Er befindet sich in unserer Gewalt.“
    Balduin Pfiff sprang auf und mimte den Betroffenen und Erschrockenen. „Heiliges Kanonenröhrchen!“ rief er und stubste seinen Zeigefinger gegen die Brust.
    „Ein richtiger Stich ist mir eben durchs Herz gegangen. Sie halten den armen Brommel also gefangen?!“
    „Gut kombiniert!“ nickte der Vornehme und schluckte. Wenn er nur wüßte, ob ihn dieser kleine dicke Mann verhöhnte... „Und ich soll Sie begleiten, was?“ fragte Pfiff.
    „Hatschiiiiii — so ist es!“ Der Vornehme schneuzte sich in ein hellbraunes Seidentuch...
    „Dann wollen wir mal!“
    Herr X verhielt mitten in der Bewegung. Mit weitgeöffneten Augen starrte er auf Balduin Pfiffs Kunigunde, deren Lauf genau auf seine vornehm-gestreifte Weste zielte. Und als er in Pfiffs Gesicht sah, war dort nichts mehr von der eben gezeigten Heiterkeit zu sehen. Ganz im Gegenteil.
    „Jetzt machen Sie mal Ihre Lauscherchen ordentlich auf, damit Sie auch gut verstehen, was ich Ihnen zu sagen habe“, rief Balduin Pfiff mit blitzenden Augen. „Nicht ich werde Sie begleiten, sondern Sie mich, kapiert?! Sie werden mich auf der Stelle zu Anton Brommel führen!“
    Der in die Enge getriebene Besucher machte eine beschwichtigende Handbewegung, doch Balduin Pfiff rief barsch: „Ruhe!!!“ und drückte Herrn X Kunigunde in den Bauch. „Sie reden ab sofort keinen Ton mehr! Und beim geringsten Muckser knallt’s!“
    Der Vornehme war noch blasser geworden.
    Mit einem schwachen Nicken bedeutete er sein Einverständnis.
    „Also dann los, Sie verschnupfter, nach Juchten duftender Steinewerfer!“

Die Sache mit dem Weltuntergang

    Eine Viertelstunde später erreichten die beiden ein exklusiv aussehendes Haus.
    Sie betraten eine elegante Diele und schließlich einen teuer und geschmackvoll eingerichteten großen Raum. Zehn vornehm gekleidete Herren auf ledergepolsterten hochlehnigen Stühlen sahen ihnen entgegen.
    Die zuerst gespannten, dann überraschten und zuletzt betretenen Gesichter wurden immer länger.
    Während sich Herr X mit zitternden und weichen Knien an eine lebensgroße holzgeschnitzte Figur anlehnte, ließ Balduin Pfiff grimmige Blicke über die Runde der Versammelten gleiten.
    „Na, wo ist Herr Brommel?“ fauchte er Herrn X an, der sich den Angstschweiß von der Stirn tupfte.
    „Um Himmels willen, Freunde“, wandte er sich an die Versammelten, „holt bloß Anton. Dieser Mensch versteht keinen Spaß. Er drückt mir schon die ganze Zeit einen riesigen Revolver zwischen die Rippen. Hatschiii!!“
    Zuerst herrschte nur lähmendes Entsetzen.
    Keiner der zehn Vornehmen wagte sich zu rühren. Erst als sich Herr X zu einem Stuhl schleppte und Balduin Pfiffs Kunigunde sichtbar wurde, kam in zwei der Männer Bewegung. Sie sprangen auf und verschwanden in einem Nebenraum. Zehn Sekunden späterkehrten sie

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